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Praktische Übung an der Schweinshaxe


 

Praktische Übung an der Schweinshaxe

1. Mai 2017
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Medizin- und Kommunikationssysteme an Bord - diese TO-Seminare finden schon seit Jahren traditionell in Bad Reichenhall statt; weit entfernt von der Küste und zu Beginn der Segelsaison.

In diesem Jahr freuten wir uns über eine noch größere Teilnehmerzahl als in den Vorjahren. Die Referentencrew: Dr. Hans Sirtl, Chirurg, Christian Wagner, Internist und TO-Weltumseglerpreisträger 2015 und Dr. Rüttger Clasen (Medizinseminar); Martin Erger, Klaus Hilbert und Dr. Rüttger Clasen (Kommunikationssysteme auf Yachten).

30 Segler aus dem In- und Ausland trafen sich zum 7. TO-Medizinseminar im großen Lehrsaal des BRK- Kreisverbandes. Im Vorfeld einer Langfahrt oder Weltumsegelung sind eine umfassende Gesundheitsvorsorge, die gute körperliche Fitness und alle notwendigen Impfungen wichtige Voraussetzungen für eine sichere Reise. Für den Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit während der Reise unter beengten räumlichen Verhältnissen an Bord einer Segelyacht wurde das Trainingsprogramm: „ YACHTFIT – das ultimative TO-Bewegungsprogramm an Bord“ speziell für diese Bedingungen entwickelt.

Nach Erläuterungen zum Aufbau und zur Funktionsweise des Körpers lag ein weiterer Schwerpunkt auf der Versorgung bei yachttypischen Unfällen mit Blutungen, Knochen- und Gelenkverletzungen sowie stumpfen Traumen. Ein Ausbildungs-Highlight mit dem schon fast „legendären“ Dr. Sirtl war für die Teilnehmer wieder einmal die chirurgische Wundversorgung mit selbst durchgeführter Wundnaht an einer Schweinshaxe. Außerdem wurde das Anlegen einer Infusion, die intravenöse und intramuskuläre Injektion, sowie das Suchen und Finden einer Vene geübt. Ist es bei den oft rauen Bordbedingungen schwierig, eine Ader zu finden, bleibt nur noch die Alternative einer Infusion in das Knochenmark - auch das wurde vorgestellt.

Die Teilnehmer übten sich in örtlicher Betäubung und dem Einsatz moderner Schienungsmaterialien. Segler der Generation 50+ können durchaus Risiken für Herz- Kreislauferkrankungen bieten. Wiederbelebungsmaßnahmen und die Anlage eines Defibrillators wären dann an Bord lebensrettend. So kann ein moderner, kostengünstiger AED (Automatischer Externer Defibrillator) als Laiengerät durchaus ein lebensnotwendiger Ausrüstungsgegenstand einer Langfahreryacht sein.

Seekrankheit, Unterkühlung, Notfälle bis hin zu „Mann über Bord“ waren weitere Ausbildungsthemen. Was nimmt man auf die Reise an spezieller Ausrüstung mit? Sanitätsmaterial, Gerätschaften und Medikamente in adäquater Aufbewahrung wurden eingehend erörtert und empfohlen. Die TO-Notfallbox „Offshore“ beinhaltet alles an Gerät, Sanitätsmaterial und auch Medikamenten, die im Seminar vorgestellt und besprochen wurden.

An gleicher Ausbildungsstätte fand zum 6. Mal das Seminar: „Kommunikationssysteme auf Yachten“ statt. Mobilfunk und Internet sind an Land selbstverständlich. Der Segler auf den Weltmeeren muss dagegen eine Kurzwellenfunkanlage an Bord bedienen können, E-Mails und Wettermeldungen versenden und empfangen zu können. Was ist eine yachttypische Funkanlage? Welche Geräte stehen zur Verfügung? Welche Antenne? Wie komme ich damit in das Internet? Die Referenten verstanden es meisterlich, die notwendigen theoretischen Grundlagen anschaulich zu vermitteln. See- und auch der Amateurfunk sind dazu die Möglichkeiten an Bord. Mit Winlink und Sailmail sind Internet-Infrastrukturen zum weltweiten Versand von E-Mails, Bildern, Wetterinfos und Positionsreport verfügbar. Satellitenfunk als Handylösung ist sehr einfach zu handhaben, nicht unbedingt kostengünstig, aber als Redundanz unverzichtbar. Es wurden eingehend die Systeme Iridium, Inmarsat, Globalstar und Thuraya vorgestellt. Sichere Kommunikation in Notfällen und bei Hilfeersuchen haben oberste Priorität. Wind, Wetter und Salzwasser sind natürliche Feinde der Elektronik. Korrekte Installation der Funkanlage, Schutz vor Korrosion und Fehlerbeseitigung mit einfachen Mitteln auf hoher See rundeten die technische Einführung ab.

Den Kontakt innerhalb der Seglerszene und zu der Heimat ermöglichen Funkrunden wie der von INTERMAR, einem Amateur-Seefunkdienst. Täglich werden interessierte Segler von hier mit den aktuellen Wettermeldungen versorgt und erhalten jedwede Information über das entsprechende Seegebiet. So ist eine Kommunikation von Bord zu Bord und Bord zu Land, und eine mögliche Notfallversorgung jederzeit sichergestellt.

Das wunderschöne Ambiente am Thumsee im Hotel Seeblick war für die Teilnehmer der richtige Ausgleich zu den intensiven Seminarwochenenden. Der BRK Kreisverband stellt mit seiner Bildungsstätte ideale Ausbildungsbedingungen zur Verfügung.

Wir freuen uns schon auf 2018, wenn es wieder heißt: Weltumsegler Fortbildung in Bad Reichenhall!

Dr. Rüttger Clasen


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