Die Bahamas 2012 - ab Florida (US)
Verfasst von HvS am 03.07.2013 16:02:34


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Von Theo und Rosmarie Gumpp – Catamaran „TiTaRo“ , info@titaro.com

Um mit einem Segelschiff von Florida zu den Bahamas zu kommen, gilt es immer, ein größeres Hindernis zu bewältigen, dies ist die Überquerung des Golfstrom’s. Dieser schiebt nahe der Floridaküste mit bis zu 4 kn von S nach N und es gibt eine Regel, die jeder beachten sollte – versuche niemals diesen Golfstrom zu überqueren, wenn der Wind aus irgend einer nördlichen Richtung weht und gegen die Strömung steht.
(Verlauf und Geschwindigkeit des Golfstroms findet man in den Seiten der sehr genauen Wettervorhersagen von www.passageweather.com. Unter der Rubrik West Indies – Florida to West Indies und im Detail genauer unter West Indies – South Florida gibt es oben einen Button
-Golf Stream-, diese Vorhersage sollte man sich auf jeden Fall bei der Planung anschauen.)  

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Nun hat jeder seine eigene Taktik, je nachdem, wo man sich in Florida befindet.
Wir waren in Palm Beach und unser Ziel waren die Bimini Islands, normal ein Übernacht-Törn von etwa 100 sm und wir hatten 2 Möglichkeiten. Zum einen hätten wir 2 bis 3 Tage unter Land nach Süden segeln können bis zu den Florida-Keys um dann mit dem Golfstrom wieder zurück mit Kurs NE zu den Biminis zu gelangen, was uns nicht sonderlich begeisterte oder auf 2 windstille Tage zwischen 2 Wettersystemen zu warten und dann unter Maschine versuchen, diese Strömung zu passieren.
Diese zweite Option schien uns sinnvoller und am Montag, den 09. Januar war es dann soweit. Schon seit Sonntagmittag war es fast Windstill und erst ab Montag auf Dienstag, etwa ab Mitternacht, sollte sich wieder mäßiger Ostwind einstellen. Wir hatten also genug Zeit, um am Montagvormittag aus zu klarieren und dann am späten Nachmittag die Leinen los zu werfen. Bis dahin sollte sich die alte Welle im Golfstrom ausgelaufen haben.

Um 17.30 Uhr, kurz vor Sonnenuntergang hatten wir durch das „Lake Worth Inlet“ den Intra Costal Waterway verlassen und waren wieder im tiefen Wasser, das so ruhig da lag wie in einer Badewanne, Wind 2 – 4 kn E. Jetzt hieß es, einen Kurs über Grund von 90 Grad zu motoren, um die doch starke Strömung zu überqueren. Nach etwa 1 Stunde hatte uns der Golfstrom voll erfasst, unsere „TiTaRo“ lag lt. Kompass Kurs mit 150 Grad im Wasser, über Grund machten wir exakt Ost – 90 Grad. Gegen 22 Uhr hatten wir ü.G. bereits 105 Grad und schon um Mitternacht waren wir außerhalb des Strömungsgürtels. Dann, etwa um 01 Uhr stand der prognostizierte Wind mit 8 – 11 kn aus ESE, wir konnten ab jetzt direkt nach Süden zu den „Biminis“ segeln.
Um 12 Uhr war die Insel S-Bimini querab, um 13.45 Uhr lagen wir fest in der „Bimini Sands Marina“ in S-Bimini, ein Port of Entry.
Die Taktik war wohl richtig, wir waren ges. 93 sm unterwegs und wir sind bei Tageslicht angekommen, mit genügend Spielraum nach vorne und hinten, so wie wir das gerne haben.

Die „Bimini Islands“ bestehen aus 5 erwähnenswerten Inseln, von denen 3 Ports of Entry sind und etwa 12 kleinere, unbewohnte Sandhaufen mitten im Nirgendwo.
Ports of Entry:

imageBimini Sand Marina


Alice Town – Nord Bimini, Bimini Sands Marina – Süd Bimini und North Cat Cay.
Die Insel “North Cat Cay” ist in Privatbesitz. Man liegt in der teuren Marina (3 $ per ft.) und darf die Marina nicht verlassen.
N- und S-Bimini sind durch einen etwa 400 m breiten Kanal getrennt. Um nach Alice Town in Nord-Bimini zu kommen, muß man die schmale und unbetonnte Fahrrinne zwischen Nord- und S-Bimin selbst finden, Wassertiefen zwischen 1,5m und 1,8 m, viele Sandbänke und Strömung. Marinas in Alice Town sind teuer (2 – 3 $ pro ft.) oder man liegt vor Anker.
„Bimini Sands Marina“ in Süd-Bimini – man liegt an neuen Schwimmstegen für 1 $ pro ft. und Tag in einer sehr angenehmen Umgebung.
Achtung bei der Ansteuerung von N- und S-Bimini:
Beide Inseln sind über denselben Kanal an zu steuern. Auf  KEINEN  Fall die Rote und Grüne Boje auf dem Riff vor der Hafeneinfahrt Bimini Sand ansteuern, diese kann nur von den kleinen Fischerbooten benutzt werden – Wassertiefe knapp 1 m.
Waypoint zur Ansteuerung – 25.42.6 N / 079.18.5 W, genaue Beschreibung auf der Webseite
www.biminisands.com


Weiter Richtung „Berry Islands“, Nassau und den „Exumas Islands“.

Ab den Biminis gibt es zu den o.g. Destinationen nur einen Weg und der führt über die „Great Bahama Bank“ zur „Nord-West-Passage“- 25.28.2 N / 078.09.7 W - (ca. 70 sm, Wassertiefe ständig 4 bis 7 m)
Kurz vor Sonnenuntergang ließen wir den Anker bei 25.30.5 N / 078.29.3 W fallen, gut 1,5 sm außerhalb der Kurslinie zur Passage. Man liegt dort im absoluten Nirgendwo, rundum nur Wasser und sonst nichts. Nach 2 Stunden waren wir schon zu viert, noch 2 Segler und 1 Motorboot, die offensichtlich unser Ankerlicht gesehen haben und die dachten sich wohl, wie es so oft ist, wo schon einer liegt da muss es gut sein, da kann man auch hin zum Übernachten.

Ab der NW-Passage kann man rüber zu der Insel „Chub Cay“, die südlichste Insel der „Berry Islands“ mit gut geschütztem Ankerplatz vor der Hafeneinfahrt (ca. 15 sm) oder, wenn es noch früh am Tag ist segelt man durch bis Nassau – ab der Passage ca. 50 sm.
Wenn man Nassau und „Paradise Island“ mit dem Hotel „Atlantis“, in dem das unglaubliche Mega-Aquarium im Untergeschoß zu bewundern ist, (sogar Manta Rochen schwimmen da rum) noch nicht kennt, dann sollte man sich unbedingt in eine Marina verlegen. 
Wir kennen das alles und hatten auch in Florida voll gebunkert, (die Bahamas sind sehr teuer), darum gingen wir nur für 1 Nacht vor Anker im Süden der Insel „Salt Cay“, dicht unter Land – 25.05.77 N / 077.17.55 W -, gegen Winde aus N bis NE geschützt, mit der Skyline des Atlantis hinter uns. Wer vor Nassau für einige Tage ankern will, sollte dies an der S-Küste von „Rose Island“ oder „Green Cay“ tun.

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Ankerplätze in George Town

Am nächsten Vormittag sind wir dann durch die „Narrow Passage“ in den Kanal eingefahren, der Paradise Island von Nassau trennt. Diese Passage ist sehr anspruchsvoll und sollte nur von Skippern befahren werden, die Erfahrung mit Riffpassagen haben. Es braucht auch unbedingt ein Crewmitglied am Bug, das gute Nerven hat. Von hier aus segelt man wieder auf der „Great Bahama Bank“ zu den „Exumas Islands“. Diese Inselkette mit wunderschönen Ankerplätzen und  versteckten kleinen Marinas zieht sich in Südöstlicher Richtung runter bis nach „George Town“.  

Die erste Insel Südöstlich von Nassau ist „Highborne Cay“. In den Seekarten (Papier) ist ab dem WP 25.03.6 N / 077.14.7 W ein Ship Channel zu Highborne Cay eingezeichnet – Kurs ü. Grund 133,5 Grad, 28,4 sm. Diesen sind wir bei unserem ersten Besuch der Bahamas gefahren, was wir NIE WIEDER tun würden. Der beschriebene Ship Channel führt mitten durch die „Yellow Bank“, eine Flachwasserbank mit unzähligen Korallenköpfen. Wenn man die 133,5 Grad über Grund exakt fahren kann, kommt man auch gut durch aber welcher Segler kann das schon.
Da wir jetzt schon öfters in diesem Gebiet unterwegs waren, habe ich mir eigene Wegepunkte gesetzt um nicht mehr durch die „Yellow Bank“ fahren zu müssen.
Zuerst steuere ich ab dem o.g. WP die Position 25.00.0 N / 077.11.0 W an und segle dann nach S bis 24.49.0 N / 077.11.0 W, ab hier kann man direkten Kurs auf „Highborne Cay“ ansetzen und segelt nur 3 sm mehr, aber immer über 4 m sauberem Wasser.
Ab „Highborne Cay“ segelt man die „Exumas Islands“ entlang nach SSE, nur wenige Seemeilen von der Riffkante entfernt. Ich will jetzt hier nicht jede der Inseln aufzählen, sondern benenne nur die am besten geschützten Ankerplätze und in Klammer die Windrichtungen, gegen die sie geschützt sind, ebenso die Inseln, die man unbedingt besuchen sollte. Man sollte jedoch nicht mehr als 1,60 m Tiefgang haben, sonst sind immer wieder Sandbänke im Weg und ausschließlich bei guter Sicht unterwegs sein.

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Highborne Cay (NE – SE), Normans Cay (E), Hawksbill Cay (NE – SE), Cistern Cay (N – E + W starke Strömung), Warderick Wells – ein MUSS, eine unserer Lieblingsinseln, vorher auf VHF  Kanal 16 anfragen, ob man in der N-Lagune eine Mooring bekommen kann (Rundumschutz) – im Mooringsfeld der S-Lagune liegt man etwas „einsamer“, nach W offen.

imageAnkerplatz N-Lagune Warderick Wells


Soldier Cay (NE – S + W – NW), Bell Island (S – NW + W), Compas Cay (Marina), Sampson Cay (Marina – sehr schön), Big Majors Spot (N – S, Ostseite SW – W), Staniel Cay (N – SE + 3 Marinas), Great Guana Cay vor dem Ort “Black Point” – eigentlich ein MUSS, gute Versorgungsmöglichkeit, nette Restaurants und neuer Waschsalon (N – S), Little Farmers und Big Farmers Cay (N – S), Cave Cay – ab hier muss man die Great Bahamas Bank verlassen um nach „George Town“ zu kommen. Der „Galliot Cut“ ist breiter und viel einfacher zu fahren als der etwas nördlichere „Farmers Cay Cut“. Cave Cay Ankerplatz – 300 m südl. vom Galliot Cut, bei der Windfahne vom Flughafen (NE – SE) – 1 sm südl. „Save Harbor Marina“ (Hurrican Hole).

Alle folgenden Inseln und Ankerplätze sind vom tiefen Wasser aus anzusteuern.
Rudder Cut Cay (N – SE + Hurrican Hole), Lee Stocking Island (N – E), Childrens Bay Cay und Rat Cay (N – SE) – bei Rat Cay starke Gezeitenströmung, nur den Rat Cay Cut fahren.
Etwa 10 sm nördlich von George Town – „Emerald Bay Marina“, neue Marina mit Schwimmstegen + Tankstelle, sehr gepflegte Anlage, die an die „Sandals Golf Resorts“ angeschlossen ist, für Cruisers pro Tag 1 $ pro ft. incl. Wasser, WiFi und kostenlose Laundry, ist einen Stop wert.

George Town: Monument Beach (N – SE), Volleyball Beach (N – E), Gaviota Bay (Rundum).
Rocky Point (NW – SE).
Im Februar 2012 lagen 240 Yachten in George Town vor Anker. Wir lagen vor der Monument Beach mit etwa 40 Yachten, ruhig und gut geschützt, in der Gaviota Bay waren es ca. 35, der Rest lag in 4 Reihen vor der Volleyball Beach !?!

Von George Town sind wir zu den „Jumento Cays“ gesegelt. Wir ankerten vor „Water Cay“ (NE – SE), ab G.T. 63 sm im Zick Zack Kurs, 10 sm südlicher ist Flamingo Cay (N – S).

Von hier aus sind wir über die „Great Bahama Bank“ direkt nach Habana – Cuba bzw. zur „Hemingway Marina“ gesegelt – 515 sm, 74 Stunden.

Auf den Bahamas findet man das sauberste und klarste Wasser der Caribic und sehr gute Schnorchel- und Tauchspots. Wir fragen uns immer wieder, wer denn diesen riesigen Pool täglich so gut reinigt. Seit neuestem gibt es an vielen Ankerplätzen WiFi Empfang.


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