Hi Sascha,
ganz ganz lieben Dank fuer Deine ausfuehrlichen Informationen, ich finde das sehr interessant und, klar, moechte ich gerne mehr darueber ausbaldowern!
Wir beide packen das gleiche Problem von 2 voellig unterschiedlichen Gesichtspunkten an, Du bist - und das wissen wir alle hier seit Jahren - absolute Spitzenklasse was die chemische Seite anbelangt.
Im Vergleich dazu stecke ich in der Situation dass ich mein komplettes Schiff entkernen musste (Holz-GFK-Komposit) und jetzt dabei bin sie neu aufzubauen. Ohne Kenntnisse dessen, welches Teil der Gesamtstruktur fuer was gut und erforderlich ist, ist so ein Vorhaben von Anfang an zum Scheitern verurteilt es sei denn man setzt sich Umfangreich damit auseinander - was gleichzeitig den Vorteil hat dass man nicht mehr einfach nur kopiert was da war sondern Schwachpunkte erkennt und daran arbeitet sie besser zu loesen. Es macht mir immer noch riesig Spass, aber das hat hier jetzt natuerlich nichts zu suchen.
Schiffbau gibt es seit Jahrhunderten, die Materialien haben sich grundlegend geaendert aber auf den Punkt gebracht sind die wichtigen Strukturen heute wie damals ganz genau die gleichen. OK, die moderne Technik erlaubt uns bei GFK-Schiffen weniger Spanten einzubauen, weniger Schotten, weniger .... und mit Bergeweise Formeln versuchen wir uns selbst zu ueberzeugen dass das so gebaute Schiff trotzdem noch stabil genug ist durchschnittlichen Wetterbedingungen da draussen widerstehen zu koennen.
Zum Thema: ausgehend vom reinen Fertigungsprozess eines GFK-Schiffes waere es voellig ueberfluessig ein Stueck Stahl in T-Form in den Skeg zu integrieren nur um die richtige Form hin zu bekommen. Wenn Laminat saemtliche Qualitaeten haette, einen Skeg ohne Stahlverstaerkung mit der gleichen Resistenz zu bieten, waere es ein leichtes die gleiche Form ohne hinzubekommen und keiner wuerde den Extra-Aufwand auf sich nehmen da ein Stueck Stahl zusaetzlich einzulaminieren.
Setz' die gleiche Theorie um auf das Bauen eines Kiels. Wenn Laminat die gleichen Qualitaeten haette, warum einen Gusseisernen Kiel fertigen und ihn mit Blei fuellen, wenn ein mit Blei gefuelltes Laminat genauso gut oder vielleicht sogar noch besser waere? Warum die Verbindung mit Kielbolzen und spaeter zu erwartenden Lecks und Problemen belasten, wenn es als Gesamt-Einheit aus Laminat genauso gut oder vielleicht sogar um ein vielfaches besser waere?
Du hast berichtet dass ihr in der Lage wart mit Leinen ueber die Winsch den Skeg wieder soweit in seine Ursprungsform zu versetzen dass Ihr in der Lage wart das Schiff zu einer Werft zu bringen. Find' ich prima, Hut ab, Glueck fuer Euch!
Dann beschreibst Du, dass, als das Schiff aufgebockt war, sich der Skeg 10 cm per Hand bewegen liess.
Ein kurzes Stueck T-Stahl (laenger als ca. 1.50 m oder so wird es bestimmt nicht gewesen sein schaetze ich) per Hand um 10 cm zu bewegen erscheint mit - bei gesundem Material - unmoeglich. Ausser: es hat winzigste Abmessungen.
Waere es eventuell moeglich dass es entweder angebrochen oder die Beschaedigung wesentlich weiter oben bereits so drastisch war, dass das T-Stueck auch da nicht mehr gehalten wurde und seine Verbindung als Teil der Struktur verloren hat?
Du beschreibst, dass das Laminat (ich nehme an an der Knickstelle) gebrochen ist und das erscheint mir sehr logisch.
Nimm' es mir bitte nicht uebel, nichts gegen die Yachtbauende Werft und ich moechte wirklich niemandem auf die Fuesse treten aber meines Erachtens war das was sie da gemacht haben ein Quick-Fix um das Schiff so schnell wie moeglich wieder ins Wasser zu kriegen anstelle eine serioese Reparatur.
Was die Feuchtigkeit anbelangt stimme ich Dir absolut zu, sowie sie einmal in das Laminat eingedrungen ist (ganz besonders Salzwasser) bekommst Du sie nicht mehr los und sie setzt ihr zerstoererisches Werk fort. Bei Polyester, denn das ist es was sie verwenden. Ausserdem wird ueblicherweise E-Glass benutzt, was vergleichbar mit einem frisch gemaehten Rasen die Feuchtigkeit nur so in die offenen Glasfibern aufsaugt.
Dies wissend hat es mich um so mehr ueberrascht, dass sie das nicht einfach alles herausgeschnitten haben.
Meines Erachtens, die einzig akzeptable Weise das zu reparieren waere den gesamten Skeg oberhalb der Bruchstelle des Laminates abzutrennen, das Laminat weiter nach oben abzuschneiden, sicher zu stellen dass der verbleibende T-Stueck-Stummel weiter oben fest in seiner Verankerung sitzt, ein neues T-Stueck einzuschweissen, ein neues Ruderlager zu bauen, den Stahl entsprechend zu behandeln und dann - mit Epoxy - den gesamten Skeg neu zu laminieren.
Nicht mit Polyester, nicht mit Vinylester sondern mit Epoxy. Falls Geld eine extrem-Rolle spielen sollte die inneren Lagen mit E-Glass, aber ganz sicher die aeusseren mit gewebten Matten die eben aufgrund ihrer Konstruktion kein Isozyanad (oder wie auch immer das heisst) brauchen um den "Festhalter der Fasern" zu zerloesen.
Du hast das mit dem Holzkern im Ruder und 30 % Feuchtigkeit angefuehrt. In einem geschlossenen Koerper in dem die Feuchtigkeit nicht entweichen kann kannst Du zusehen wie dieses Holz zerfaellt.
Ganz so problematisch wird das an sich erst mal nicht sein, aber: der Ruderstock und die Verstrebungen die dem gleichen Feuchtigkeitsgehalt ausgesetzt sind und normalerweise aus Edelstahl sind, und die Schweissnaehte, die koennen das gar nicht ab. Das Ruder braucht deshalb nicht zu zerbrechen, es reicht schon wenn sich der Schaft dreht ohne dass sich das Ruder selbst mitdreht ....
Und das mit dem Kielverlust was Du anfuehrst, nun ja, es gab da in juengster und aelterer Vergangenheit so einige Beispiele. Das populaerste in juengster Zeit ist wohl Cheeki Raffiki. Wie kuerzlich bekannt wurde vertragen Schiffe dieser Bauart noch nicht einmal trockenfallen auf dem Slipway und beim Aufbocken an Land duerfen sie nicht auf ihrem Kiel stehen. Falls Du von den Umstaenden noch nicht gehoert haben solltest, hier ein Link:
http://www.sailnet.com/forums/vesse...-14-a.html
Und zu dem Thema Skeg und Ruderstock und wie wichtig oder unwichtig, sicher oder unsicher das ganze ist, diese Geschichte (in dem Fall auch eine Malo:
http://www.sailnet.com/forums/vesse...-lost.html
Und damit es Dir nicht langweilig wird hier noch das :-) :
http://www.sailnet.com/forums/vesse...apped.html
Fair winds
Dody