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letzter Beitrag 13.10.21 um 11:31 von  FRIEDRICH-G
Hart- oder selbstpolierendes Antifouling
 4 Antworten
Autor Nachrichten
Kiruli
Segler
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Posts:22


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29.09.21 um 20:18

    Heyho in die Runde, 

    ich besegele seit vier Jahren ganzjährig das Mittelmeer, in den vergangenen zwei Jahren die griechische Ägäis. Für die Monate Januar bis März suche ich mir immer einen lauschigen Fischerhafen zum Überwintern, d.h. das Boot wird während dieser Zeitspanne nicht bewegt. 

    Das UW-Schiff wurde vor gut vier Jahren mit rotem VC Offshore EU (Hartantifouling) gemalert; das (Stahl-) Boot war seitdem nicht aus dem Wasser. 

    Außer während der vorgenannten Überwinterungszeit bürste ich das Fouling (zumeist nur Algenschleim) vom UW-Schiff (mithilfe eines "Freediver"-Tauchgerätes) ab.

    Weil die Wirkung des AFs in letzter Zeit nachgelassen hat und ich es an manchen Stellen mittlerweile schlicht weggebürstet habe, will ich das Boot nun aus dem Wasser nehmen und neues AF malern.

    Mir stellt sich die Frage, ob ich erneut das VC Offshore EU oder ein selbstpolierendes AF verwenden soll. 

    Einige Fragen dazu in die Runde:

    Kann ich auch ein mit selbstpolierendem AF gemalertes UW-Schiff regelmäßig abbürsten, oder bürste ich das AF hierdurch gleich mit ab?

    Während der drei griechischen Wintermonate wird das Boot nicht bewegt, so dass sich das AF nicht selbst polieren kann.

    Und überhaupt liege ich, wenn es mir irgendwo gut gefällt, auch während der übrigen Monate gerne mal zwei, drei Wochen vor Anker oder im Hafen, und bin auch ansonsten keine "Meilensau".

    Außerdem ist mein schwerer Stahleimer nicht gerade eine Rakete - ich bin selten mit mehr als fünf Knoten unterwegs. Wird da ausreichend poliert? 

    Dass ich über vier Jahre lang nicht aus dem Wasser musste, fand und finde ich prima - Ist das auch mit einem selbstpolierenden AF drin? 

    Macht ein selbstpolierendes AF unter diesen Bedingungen Sinn, oder sollte ich besser bei (m)einem Hartantifouling bleiben - Was meint ihr?

    Vielen Dank für eure Hinweise, Tipps, geteilten Erfahrungen im Voraus!

    Fair winds und cheers,

    Uli

    Kiruli
    Segler
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    Posts:22


    --
    02.10.21 um 19:50
    Arlädscht!
    wijosef
    Kommodore
    Kommodore
    Posts:195


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    02.10.21 um 20:11
    Diese Seiten sind sehr hilfreich.
    http://www.antifouling-shop.com/
    Wens nix hilft dann schods a ned.
    Liebe Grüße Josef
    Kiruli
    Segler
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    Posts:22


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    03.10.21 um 20:10

    Kenne ich, Josef. 

    Trotzdem vielen Dank!

    Liebe Grüße, 

    Uli

    FRIEDRICH-G
    Skipper
    Skipper
    Posts:63


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    13.10.21 um 11:31

    veröffentlicht von FRIEDRICH-G am 13.10.21 um 11:31

    Hallo Uli,
    wenn ein Antifouling den Anforderungen genügt, dann sollte auch kein Produktwechsel vorgenommen werden. Zur Info, Hartantifouling Stand der Technik 50-60 Jahre, Weichantifouling 60-80 Jahre, dann kamen die VC-Antifoulings. SPC-Antifoulings waren vorher TBT-Antifoulings und wurden ab ca. 2002 durch Kupfer(I)oxid und Zinkioxidantifoulings ersetzt, Standzeit 60 Monate.. Diese AF sind alle ob Jotun-Tenax-Hempel-International mehrjährig, selbstabschleifend, selbstglättend. Das von Dir verwendete VC-Offshore EU erfüllt in vielen Bereichen im Mittelmeer die Anforderungen in sachen Bewuchsschutz, hat eine Standzeit von 24 Monaten.. Was bei einer GFK-Yacht kein Problem ist, kann bei einer Stahl-Yacht zum Problem werden. Der Grund ist, Stahl-Yachten werden mit Zinkoxiden oft zusätlich Eisenglimmer, darauf mit einer EP-Beschichtung die Kieselsäure enthält grundiert. Die Versiegelung erfolgt wegen der Feuchtedichte mit Vinyl (PVC). Darauf erfolgt dann ein AF mit einer Trägerkomponente Vinyl und hohen Zinkoxidbeigaben. Bei Stahl-Yachten geht es nicht nur um den Bewuchsschutz, sondern auch um den Korrosionsschutz und da muss das System aufeinander abgestimmt werden. Werden VC-Antifoulings verwendet, dann fehlt in der Regel die Feuchtesperre da nun mal EP-Grundierung feuchtedurchlässig  sind, was sich entsprechend auf dem Korrosionsschutz auswirkt.Die meisten Shahl-Yachten im privaten Bereich verfügen nun mal nicht über eine Schuppenpanzerbeschichtung die unsere Zinkbeschichtung versiegelt.  Bei Hartantifoulings, die meist jedes Jahr neu überschichtet werden, kommt es unweigerlich zu Schichtstärkenanreicherungen. Da nun mal AF microporös sind, quellen und schrumpfen solche Beschichtungen, was dann bei Schichtstärkenanreicherungen unweigerlich zu Abplatzungen führt. Diese Abplatzungen können dann bis zur Zinkgrundierung erfolgen, mit der Folge dass die Zinkgrundierung mit einer Zinkspaltung ragiert. Damit geht der Korrosionsschutz vollständig verloren. Besonders bei Stahl-Yachten sollte der Korrosionsschutz Standzeit 15-20 Jahre nicht beschädigt werden. Z.B. bei den SPC haben wir eine zusätzliche Feuchteversiegelung durch die Grundierung, darauf ein Antifouling das ab 3 Knoten auch abgetragen wird, somit haben wir nach 3-4 Jaheren Bewuchsschutz auch nicht die unsinnigen Schichtstärkenanreicherungen die dann zu Folgeschäden führen. In der augenblicklichen Situation würde bei Dir ein Produktwechsel zu einen Weichantifouling mehr schaden als nützen. Sicherlich haben Weichantifoulings einen besseren Bewuchsschutz als Hartantifoulings. Nur bei den Weichantifoulings bleiben immer hohe Anteile AF-Reste übrig die eine schlechte Haftung haben und dann überschichtet werden. Erschwerend ist noch, wie haben es bei VC-Offshore mit PTFE zu tun das Antihafteigenschaften hat und somit ein Produktwechsel zum Problem wird. Es gibt inzwischen eine Haftgrundierung für VC-Beschichtungen, nur fehlen da noch die Langzeiterfahrungen. Sind bereits Schichtstärken aufgelaufen, dann kommt es auch mit solchen Haftvermittlern zu Abplatzungen. Wir raten jeden bei Stahl-auch Aluminium-Yachten keine VC-Produkte zu verwenden, da in der Regel die Anforderungen besonders im Privaten Bereich nicht gegeben sind und Aplikationsproblem auf Dauer nicht zu vermeiden sind. Der Beschichtungsaufbau einer Stahl-Yacht ist viel zu teuer und aufwendig, um da Experimente zu riiskieren.

    Grüße Friedrich



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