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letzter Beitrag 03.09.21 um 19:39 von  VolkerP
Neues Rigg - Wo? Tipps?
 15 Antworten
Autor Nachrichten
Paule Segler Segler Posts:7
--
03.08.21 um 11:13

    Moin,

     

    wir haben eine Amel Sharki übernommen, mit vermutlich noch dem original Rigg aus den 80ern. Sie liegt momentan in Cogolin / Südfrankreich und wir wollen diesen Winter auf die Kanaren. Daher steht ein Rigg Refit an. Ich habe verschiedene Angebote eingeholt und bin doch überrascht wie weit diese auseinander gehen...von 5 500 bis 25 000 Euro ist alles dabei. Welche Kriterien würdet Ihr für eine Entscheidung anlegen?

    Oder hat jemand zufällig eine Empfehlung für einen Rigger zwischen Südfrankreich, Sardinien und Kanaren? 

    Ansonsten irgendwelche Ratschläge und Tipps?

    Vielen Dank und schöne Grüße

    Paul

    Brigitte&Hans Segler Segler Posts:12
    --
    03.08.21 um 13:38
    Moin,
    ich kann diese Rigger empfehlen: http://breskensriggingservice.com/en/
    Ob sich das für Dich lohnt, wegen der Entfernung kann ich nicht sagen. Für jemanden aus Deutschland und Benelux aber ein guter Adresse.
    Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit der beiden und die Preise sind fair kalkuliert
    Schöne Grüße
    Hans
    wijosef Kommodore Kommodore Posts:195
    --
    03.08.21 um 21:28

    Servus Paul.
    Ich weiß nicht, was Du alles erneuern willst. Aber wenn Masten und Beschläge in Ordnung sind, werden es wohl nur die Wanten und Stage sein.
    Spanner und Togels kann man auch einfach auf Risse und Beschädigungen überprüfen oder durch den Rigger überprüfen lassen.
    Du brauchst also nur neue Gewindeterminals, um den Draht verpressen zu lassen.
    Ich frage mich, wieso Du diese Arbeiten nicht auf den Kanaren machen lässt.
    Dort werden die Boote der ARC und anderer Hochseeregatten auf Vordermann gebracht.
    Und die Preise waren, zumindest vor 5-6 Jahren, äußerst moderat.
    Auf Lanzerote, Arrecife, habe ich mal einen 10er Draht für das Vorstag gekauft. Aber als ich den Preis hörte, kamen mir Zweifel an der Qualität dieses Produkts.
    Ich wollte also die Rolle mit der Herstellerbezeichnung und der Werkstoffnummer sehen.
    Es war alles in bester Ordnung und ich konnte nicht verstehen, wieso das selbe Produkt in Deutschland ein vielfaches mehr kostet.
    Leider konnte in Arrecife zu meiner Zeit niemand den Draht mit dem Therminal verpressen.
    Auf Gran Canaria in La Palma, ist das kein Problem. Der Rigger residiert direkt im Hafen und hat alle meine Wanten und Stage günstig verpresst.
    Da ich solche Arbeiten lieber selber mache, sind mir leider die Stundensätze für den Anbau nicht bekannt.
    Jedoch sind die Arbeitslöhne auf den Kanaren viel niedriger, als in Deutschland und alle Produkte werden nur mit sieben Prozent Kanarensteuer und nicht mit neunzehn Prozent Mehrwertsteuer besteuert.
    Liebe Grüße Josef
    P.S.
    Natürlich will kein guter Händler nur den Draht verkaufen.
    Lieber gleich das komplette Rigg mit Mast und Bäumen oder noch besser gleich noch ein Boot dazu hihi.

    wijosef Kommodore Kommodore Posts:195
    --
    03.08.21 um 22:48

    Nochmal Paul,
    ich habe gerade Deinen Liegeplatz ausfindig gemacht.
    Es wird Zeit, dass Du Gas gibst. Ab Oktober ist der Löwengolf kein Anfängerrevier mehr.
    Du solltest dann schon in Barcelona sein.. Von da an kannst Du Dir Zeit lassen und gemütlich Richtung Kanaren tingeln.
    Liebe Grüße Josef

    Paule Segler Segler Posts:7
    --
    04.08.21 um 16:25

    Vielen Dank für die Tipps und Hinweise! Ein Rigger vor Ort hat sich alles angeschaut und nichts auffälliges gefunden, uns aber geraten es zeitnah zu ersetzten da die verwendeten Terminals angeblich so seit über 20 Jahren nicht mehr genutzt werden. Kann man so als verantwortungsvoller Schiffsführer noch längere Crossings bis zu den Kanaren planen und das alles entspannter dort angehen? Oder besser erstmal nur Küstensegeln und dann nach dem Refit raus aus dem Mittelmeer?

    Paule Segler Segler Posts:7
    --
    04.08.21 um 16:25

    Vielen Dank für die Tipps und Hinweise! Ein Rigger vor Ort hat sich alles angeschaut und nichts auffälliges gefunden, uns aber geraten es zeitnah zu ersetzten da die verwendeten Terminals angeblich so seit über 20 Jahren nicht mehr genutzt werden. Kann man so als verantwortungsvoller Schiffsführer noch längere Crossings bis zu den Kanaren planen und das alles entspannter dort angehen? Oder besser erstmal nur Küstensegeln und dann nach dem Refit raus aus dem Mittelmeer?

    Dody Senator Senator Posts:285
    --
    04.08.21 um 18:52

    Moin Paule,
    diese Entscheidung liegt einzig und allein bei Dir. Falls Du allerdings Versicherung haben solltest kannst Du sicher sein dass die Versicherung Dir keine neue Palme bezahlt falls sie von oben kommen sollte, und eine lustige Sache ist ein Mastbruch (aufgrund von einem gebrochenen Stag/Want) ganz ganz sicher nicht.
    Wie Josef schon sagt, Du kannst das alles selbst tauschen, kein Problem. Selden hat irgendwo auf ihrer Webseite eine Anleitung um die Verstagung korrekt einzustellen, die kann man kostenlos runterladen.
    Ansonsten wirst Du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Barcelona, Valencia und Almerimar die noetige Verstagung, Pressungen etc. bekommen. Ausserdem hat Selden eine Vertretung in San Javier (oder so aehnlich, liegt etwas noerdlich von Alicante und die Firma heisst Bluemar oder so aehnlich), die haben auch alles da inclusive ausgebildete Rigger.
    Fair winds, Dody

    wijosef Kommodore Kommodore Posts:195
    --
    04.08.21 um 20:52
    Servus meine Lieben,
    Dody schreibt es ganz richtig, es hat immer der verantwortliche Schiffsführer zu entscheiden, was nötig ist.
    Warum ich meine zwanzig Jahre alten Spanner nicht durch Neue ersetzt habe, hat seine Gründe:
    Hochlegierte Stähle, also auch die Edelstähle V2a und V4a, verändern ihr Gefüge (Kristaline Struktur), wenn sie verformt werden.
    Dabei ist es gleichgültig, ob die Verformung im kalten oder im warmen Zustand ststtfindet.
    Strukturelle Schäden sind oft nicht erkennbar.
    Diese Veränderung kann man nur unter dem Mikroskop sehen, wenn man das Teil aufschneidet.
    Mit dem Röntgengerät ist leider oft nichts zu erkennen.
    Meine Überlegung war, wenn sich bei diesen Teilen nach zwanzig Jahren noch keine Schäden zeigen, ist bei deren Produktion alles richtig gemacht worden.
    Natürlich kann ich hochedle Spanner aus deutscher oder englischer Produktion kaufen. Von denen weiß ich aber nicht, wo die Einzelteile, heutzutage aufgrund von Kosteneinsparung und Gewinnoptimierung, wirklich gefertigt wurden.
    Wie gesagt, das ist nur meine persönliche Einschätzung, welche aus meinen Erfahrungen aus dem Automobilbereich und dem Seglerleben resultieren.
    Liebe Grüße Josef




    Dody Senator Senator Posts:285
    --
    04.08.21 um 23:56

    Josef, die Spanner sind nicht das Problem. Die koennen fuer ein lange lange Zeit gehen und sind normalerweise deutlich staerker ausgelegt als alles andere. Sicher, hier und da schleicht sich mal ein Produktionsfehler ein, aber der meldet sich und wenn er sich nach 10 Jahren nicht gemeldet hat ist zu erwarten dass er einflusslos ist.


    Das Problem sind die Wanten und Stage, gewalzte Fittinge und das jeweilige System das vom Masthersteller gewaehlt wurde die Fittinge am Mast zu befestigen.


    Wanten und Stage aus Niro, ganz besonders wenn sie nicht gut durchgespannt sind, sind im Seegang permanenten Bewegungen ausgesetzt. Niro vertraegt das ganz und gar nicht. Es entwickelt porositaeten und winzige, mit dem blossen Auge nicht erkennbare, Haarrisse und irgenwann ist der Punkt erreicht in dem es bricht. Es kann beim letzten Sturm noch durchgehalten haben, und eben, diese eine Welle hat den rest gegeben. Die wirkliche Herkunft dessen was heute auf dem Markt ist, ist voellig unuebersichtlich und selbst die bekannten grossen Firmen sind nicht mehr in der Lage Ihre angebotene Qualitaet sicherzustellen. Aus dem Grund bestehen Versicherungsgesellschaften heutzutage darauf, dass die Verstagung alle 10 Jahre getauscht wird. Das mag durchaus etwas sehr auf der sicheren Seite sein und es haengt auch von der Belastung ab der das Rigg ausgesetzt war, aber ich segele kein Schiff mehr auf dem die Verstagung die 20-Jahres-Grenze annaehernd erreicht.


    Die Walzfittinge wurden sicher nach bestem Wissen und Gewissen desjenigen hergestellt, der die Maschine bedient hat, aber reinschauen koennen wir nicht. Wenn es da versehentlich nicht ganz perfekt geklappt hat macht das noch nichts, wenn es mehr ist wird es brechen. Und genau das laesst sich nicht kontrollieren. In manchen Faellen koennen wir es von aussen sehen, das sieht dann wie ein Haarriss aus der ein klein wenig Rost angesetzt hat. Aber normalerweise laesst sich sowas nur durch aufwendige Untersuchungen feststellen.


    Fair winds, Dody

    Dody Senator Senator Posts:285
    --
    05.08.21 um 00:27

    Paule, ich mag Dir gerne nochwas mit auf den Weg geben:

    Die Masten und Baeume aus Alu, Dein Rigg also, koennen theoretisch sehr sehr lange leben und gut bleiben. Elektrolyse ist, was sie zerstoert oder zumindest beschaedigt. Kriegen koennen sie das durch angescheuterte oder schlecht isolierte Kabel, was selten vorkommt. Kriegen koennen sie das aber auch und vor allem durch den Kontakt mit anderen Metallen. Eine Niroschraube die unueberlegt benutzt wurde etwas am Mast zu befestigen, Niro-Fittinge die ohne isolierendes Plastik und isolierender Paste angebracht wurden um ein paar Beispiele zu nennen.

    Du sagst Dein Mast ist aus den 80er Jahren. Gut so! Damals wurden die Profile noch nicht am Limit gebaut und koennen deutlich mehr ab als das was man heute auf dem Markt angeboten bekommt. Ist alles bei der Produktion eine Kostenfrage und die Konkurrenz ist hart. Du kannst Dir nicht vorstellen mit welchen Engelszungen ich die Mastanbieter bequatschen musste mir staerkere Profile anzubieten als das was sie in ihren Angeboten drin hatten als ich meine neuen Masten bestellt habe, ich bin bald dran verzweifelt! Gluecklicherweise hatte ich vorher 2 komplette Buecher gelesen und wusste was ich wollte, ansonsten waere ich bestimmt mit den guenstigeren Angeboten happy gewesen.

    Nur so ein Beispiel: bei mir hier liegt eine Swan aus dem Jahr 1974. Durchgesteckter Mast. Das Ding wiegt sage und schreibe (mit Salingen und Beschlaegen plus Verstagung und einer Rollanlage plus Winschen, Fallen und Schoten) 800 Kilogramm und ist in super-condition. Zum Vergleich: mein neuer Grossmast (Deck-stepped (also etwa 2.50 m kuerzer), nackt, ohne Salinge und Beschlaege, ohne Verstagung, ohne die beiden Rollanlagen, ohne Fallen und Schoten) wiegt 250 Kilogramm, den Besan weiss ich nicht, aber wir konnen ihn mit 6 Leuten tragen. Selbst mit Salingen, Verstagung, Winschen, Fallen und Schoten, den beiden Rollanlagen und den fehlenden 2.50 m vermute ich dass ich fuer den Grossmast weit von diesen 800 Kilogramm entfernt bin obwohl unsere Masthoehe die gleiche ist.

    Monsieur Amel hatte damals auf den von ihm entworfenen Schiffen eine unglaubliche Menge clevere, leicht zu wartende, und immens hilfreiche Loesungen umgesetzt. Es sollte mich sehr sehr wundern wenn er das bei den Masten nicht auch gemacht hat.

    However. Es geht mich nichts an, aber ich persoenlich wuerde mir fuer den Hopser nach Barcelona um die Verstagung zu tauschen einen ganz zarten und besonders Rigg-schonenden Wetterforecast heraussuchen.

    Fair winds, Dody

    Dody Senator Senator Posts:285
    --
    05.08.21 um 01:59

    Nochwas Paule, um Dir die neue Verstagung zu besorgen brauchst Du ziemlich exacte Masse. Es wird Dir sehr helfen wenn Du eins von diesen Massbaendern auftreiben kannst die sich nicht dehnen, und ich vermute dass Du mit einem 15 m Massband hinkommst. Es wird immer von Augenzentrum zu Augenzentrum gemesssen, falls Du andere Fittinge hast frag bitte bevor Du mit dem Messen anfaengst. Es hilft wirklich wenn Du zum Messen eine 2. Person zur Hilfe hast, denn dann kann einer oben im Mast das Massband auf die perfekte Position ausrichten und der andere unten messen oder umgekehrt. Falls Du die Verstagung lieber auf der Stelle tauschen magst und bei Dir in Cogolin niemand ist gibt es auch noch die Moeglichkeit es ueber SVB zu bestellen.

    Fair winds Dody

    wijosef Kommodore Kommodore Posts:195
    --
    05.08.21 um 13:32
    Servus nochmal,
    ich denke, ich muß da etwas richtig stellen .
    Diese Drähte und Spanner aus hochlegiertem Stahl haben, wenn sie belastet werden, mehrere Bereiche, in denen sie unterschiedlich reagieren.
    Zuerst kommt der elastische Bereich. Der Stahl verformt sich, kehrt aber bei Entlastung in die Ursprungsform zurück (Hookscher Verformungsbereich).
    Dabei werden auch im atomaren Gitter andere Vernetzungen erzeugt, auf die ich jedoch der Verständlichkeit halber nicht eingehen will.
    Steigt die Belastung, folgt der plastische Bereich. Wenn die obere Streckgrenze erreicht ist, beginnt das Material zu fließen.
    Atome lösen sich aus dem Matrixgitter und es kommt zu Verzerrungen. Es bilden sich Stufenverzerrungen an den Versetzungslinien ( Cottrell-Wolken).
    Dabei kommt es wegen der plastischen Wechselwirkungen mit Fremdatomen zu Blokaden. Um diese zu lösen, ist ene Erhöhung der Kraft nötig, um das Gleiten der atomaren Gitter und deren Wiedervernetzung fortzusetzen. Dieses Lösen beginnt dort, wo durch Mikrodefekte im atomaren Bereich eine Spannungsspitze entstanden ist.
    Lieber Dody, diese Bereiche, in denen Atome des Matrixgitters in Zwischenpositionen abgerutscht sind, als Haarrisse zu bezeichnen, solltest Du noch mal überdenken.
    Das fließen des Materials tritt immer nur in bestimmten Bereichen des Materials auf. Durch polieren der Oberflächen kann man diese sichtbar machen (Lüdersbänder).
    Ich habe versucht, durch weglassen zusätzlicher Vorgänge im atomaren Bereich, das Ganze verständlicher zu gestalten.
    Aber das muss man eigentlich alles nicht wissen.
    Einfach erklärt: Wenn man Brotteig immer weiter auseinander zieht, reißt er irgendwann.
    Zieht man am Teig nur so stark, dass er sich nicht verlängert , bleibt´s ein Brot.
    Für uns bedeutet das, wenn wir im elastichen Bereich bleiben, passiert auch nichts und alles kann bleiben wie es ist.
    Jetzt wird so mancher fragen, wieso ich dann die Wanten und Stage erneuert habe.
    Rein rechnerisch kann ich sogar beweisen, dass ich nie den elastischen Bereich überschritten habe.
    Meine Antwort:
    Fragen Sie doch mal einen Meteorologen, was der Regenschirm unter seinem Arm soll, wo er doch Sonnenschein prognostiziert hat.
    Liebe Grüße Josef

    Dody Senator Senator Posts:285
    --
    05.08.21 um 14:25

    Okay Josef, dann will ich mal versuchen ob ich mir das merken kann. Stellen in denen die Atome des Matrixgitters in Zwischenpositionen abgerutscht sind, Stellen in denen die Atome des Matrixgitters in Zwischenpositionen abgerutscht sind, Stellen in denen ... dauert aber ziemlich lang das zu sagen :-D!
    Nicht dass es einen Unterschied macht, ist die Dody, nicht der Dody.
    Fair winds Dody

    SY Elise Skipper Skipper Posts:28
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    07.08.21 um 21:46
    Hallo Paul,
    Bei einer Amel würde ich dir empfehlen Kontakt mit ACMO in Frankreich aufzunehmen . Dort bekommst du das passende Rigg, welches du dann fast selbst austauschen kannst. Es sei denn, denn dein Schiff wurde de-amelisiert :-( Den Kontakt findest du in der Amelownersgroup.
    Viele Grüsse Wolfgang
    VolkerP Leichtmatrose Leichtmatrose Posts:2
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    03.09.21 um 19:37

    Hallo Paul,

    wir haben ebenfalls eine Amel Sharki BJ 1998. Ich habe das stehende und das laufende Gut von Rainer Petras ( Fastmast ) erneuern lassen und bin bis heute (5 Jahre) zufrieden mit seiner Arbeit

     

    Gruß Volker von der Mickmoon

    VolkerP Leichtmatrose Leichtmatrose Posts:2
    --
    03.09.21 um 19:39

    Hallo Paul,

    unsere Sharki ist von 1989 :-)

    Sorry für dem Zahlendreher



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