Nach einem starken Auftakt in den ersten beiden Etappen der Globe40 endete die dritte Etappe für Melwin Fink und Lennart Burke vom Team Next Generation Boating Around the World früher als geplant. Ein schwerer Riggschaden zwang das Duo am ersten Adventssonntag dazu, den Kurs auf Sydney aufzugeben und nach La Réunion zurückzukehren. Am 13. Dezember 2025 erreichten sie den Hafen von La Réunion nach zwei belastenden Wochen auf See – mit stehendem Mast, unversehrt, aber enttäuscht über den Etappenabbruch. Unmittelbar nach der Ankunft begann die Schadensanalyse, wenig später folgten konkrete Reparatur- und Etappenpläne.
Große Erleichterung bei Lennart Burke und Melwin Fink bei ihrer Ankunft auf La Réunion.
Zuvor hatten Fink und Burke in den ersten beiden Etappen mit konstant starken Leistungen im vorderen Feld auf sich aufmerksam gemacht und sich großen Respekt im internationalen Teilnehmerfeld ersegelt. Wie die beiden Segler den Rückschlag erlebt haben, was sie aus der Situation gelernt haben, wie der aktuelle Stand der Arbeiten ist und wie sie auf die Fortsetzung ihres Globe40-Abenteuers blicken, darüber sprechen Melwin Fink und Lennart Burke im folgenden Interview:

Bei Lennart Burke (li.) und Melwin Fink (re.) überwiegt die Vorfreude auf ein starkes Comeback, das nun im Fokus steht.
Lennart und Melwin, Ihr seid nach 21 Tagen auf See wieder sicher auf La Réunion angekommen. Was ging euch durch den Kopf in dem Moment, als ihr nach den belastenden Tagen mit beschädigtem Rigg, aber stehendem Mast, festgemacht habt?
Es war eine große Erleichterung, nach zwei Wochen auf See mit stehendem Mast endlich im sicheren Hafen zu liegen. Wir waren sehr glücklich, dass wir es so gut geschafft haben. Aber es war auch sehr enttäuschend, wieder im Starthafen mit einem so großen Problem anzukommen.
Der Riggschaden kam plötzlich und war gravierend. Wie habt ihr diesen Moment an Bord erlebt, als klar wurde, dass es sich um mehr als ein kleines technisches Problem handelt – und was hat euch geholfen, in dieser Situation einen kühlen Kopf zu bewahren?
In dem Moment, als der Schaden passiert ist, haben wir erstmal nur funktioniert. Es ging darum, das Boot und den Mast zu sichern, um Schlimmeres zu vermeiden. In solchen Momenten ist keine Zeit über Enttäuschung nachzudenken. Wir hatten schon häufig technische Probleme an Bord, jedoch war es noch nie so ernst - aber das Prozedere ist immer gleich. Einen kühlen Kopf bewahren, nachdenken, nichts überstürzen und dann sinnvoll handeln.
In den beiden Etappen zuvor habt ihr mit konstant starken Leistungen und viel Präsenz im vorderen Feld auf euch aufmerksam gemacht. Rückschläge gehören dennoch zum Offshore-Segeln – und eurer war besonders herb. Der mentale Umgang damit ist alles andere als selbstverständlich. Welche Learnings nehmt ihr aus dieser Etappe mit, und welchen Rat würdet ihr anderen Crews in vergleichbaren Situationen geben?
Dieser Rückschlag ist unglaublich hart für uns, aber wir können wieder nach vorne schauen. Wir haben ein neues Ziel und werden dieses nun verfolgen. Das Wichtigste ist die Sicherheit zu priorisieren, gute Laune zu bewahren und nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Gemeinsam als Team kann man alles schaffen - und wenn es diese Regatta nicht sein sollte, wird es die Nächste bringen.
Blick auf den aktuellen Stand: Wo steht ihr derzeit mit den Reparaturarbeiten an eurem Boot? Welche Bauteile müssen ersetzt oder verstärkt werden – und nutzt ihr die Zeit auch für gezielte Optimierungen?
Wir haben nun alle Ersatzteile in Hamburg empfangen. Diese Teile werden wir nun nochmal zusätzlich prüfen lassen, um evtl. Haarrisse oder Produktionsfehler auszuschließen. Anschließend geht es nach La Réunion, um alles einzubauen. Zusätzliche Optimierungen sind nicht geplant und auch nur bedingt erlaubt.
Wie gestalten sich die Arbeiten an Land ganz konkret? Sind alle benötigten Materialien und Komponenten verfügbar oder stellt die Logistik derzeit eine zusätzliche Herausforderung dar?
Die Reparatur ist für Mitte Ende Januar geplant. Wir werden zurück nach La Réunion fliegen, dort den Mast legen und das gebrochene Teil auswechseln. Im gleichen Zuge wird der Mast von einem Profi gescannt und stellt damit sicher, dass wir keine versteckten Schäden im Rigg haben. Danach sollten wir wieder vollstes Vertrauen in unseren Mast haben. Die Logistik sollte erstmal kein Problem sein.

Erste Bilder vom Schaden im Rigg: Besonders besorgniserregend war laut Burke und Fink die Feststellung, dass sich die Saling deutlich nach hinten verschoben hatte und nicht mehr an ihrer ursprünglichen Position saß. Diese Verschiebung führte zu Reibungen am Mast und verursachte Lackabplatzer, die nach aktuellem Stand jedoch nur kosmetischer Natur sind. Wie der Mast von innen aussieht, bleibt derzeit noch unklar. Eine Ultraschalluntersuchung des gesamten Masts und der Salinge soll laut Versicherung veranlasst werden, um mögliche Folgeschäden auszuschließen.
Einige Tage sind seit dem Etappenabbruch vergangen. Wie fühlt sich das erlebte heute für Euch an – jetzt mit etwas Abstand?
Die Enttäuschung ist natürlich immer noch groß, aber wir können durchaus das Positive sehen. Wer weiß, wofür das Ganze gut war - und wir hatten schließlich auch noch Glück im Unglück. Die Aussicht es nach Brasilien zu schaffen tröstet uns sehr, und wir freuen uns schon wieder einzusteigen.
Und mit Blick nach vorn: Euer Boot befindet sich derzeit in La Réunion, während die Etappe 4 an Neujahr in Sydney startet. Wie sehen eure konkreten Pläne für den weiteren Verlauf der Globe40 aus - sportlich wie auch organisatorisch?
Der Plan ist erst einmal die Reparatur in La Réunion. Anschließend werden wir voraussichtlich Anfang Februar das Boot via Kapstadt nach Brasilien überführen, um am 29.3.26 in Recife wieder ins Rennen einzusteigen. Natürlich haben wir keine Chancen mehr im Gesamtklassement, aber in der Etappe werden wir noch einmal alles geben - und die Ergebnisse aufmischen.
Jules Tolomello