Verstanden

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Mehr erfahren

Reisebericht

Chagos - das vergessenes Paradies Teil 2 - SY Taurus



Chagos - das vergessenes Paradies Teil 2 - SY Taurus

28. November 2014
img



Urwald

Chagos ist ein strenges Naturschutzgebiet, so gut wie jeder Eingriff ist verboten, dies zeigt Wirkung denn die Tiere zu Wasser und zu Lande zeigen keine Scheu und können zu ihrer, von der Evolution, vorgegebenen Größe heranwachsen. Fast jeden Tag sind wir, abhängig vom Wind, entweder am Außenriff oder auf einem der unzähligen Korallenköpfe in der Lagune schnorcheln. Flaschentauchen wird leider ausdrücklich verboten, ist aber auch eigentlich gar nicht notwendig. Das Wasser ist so klar, dass wir unseren Anker auf rund 18m Tiefe genau erkennen können. Kaum sind wir im 29 Grad warmen Wasser fühlen wir uns wie in einem Aquarium, unzählige Papageienfische, Doktorfische, Falterfische und vieles anderes schwimmt einzeln oder im Schwärmen um uns herum. In den Korallen leuchten die intensiven Farben der unzähligen Riesenmuscheln und immer wieder begegnet uns eine der prächtigen Kaurischnecken. Sobald wir die Harpune vom Beiboot holen, Fischfang für den Eigengebrauch ist nämlich glücklicherweise erlaubt, werden wir von den Jägern wie Barschen, Makrelen, Barrakudas oder Haien belagert. Für zwei Fische unserer speziellen Wahl benötigen wir keine fünf Minuten, wenn man bedenkt wie aufwändig das in vielen Teilen der Welt mittlerweile geworden ist. An Land verhält es sich ähnlich, die normalerweise nachtaktiven Tiere wie Kokoskrabben oder leider auch Ratten zeigen sich häufig auch am Tag. Viele Vögel treffen sich zu großen Schwärmen vereint über dem Wasser zum jagen. Die Tölpel rasten sich in Gruppen von ihren weiten Flügen auf den Bäumen aus und drehen uns ihre blauen Schnäbel entgegen, sobald sie uns erspähen und unzählige white Terns sitzen auf den trockenfallenden Sandzungen und verfallen in hysterisches Gezwitscher wenn wir ihnen zu nahe kommen. Aber bei Dämmerung geht es erst richtig los, überall raschelt es im Unterholz und die Tiere, allen voran die Kokoskrabben kommen in Scharen zum Lagerfeuer und wollen ihren Essensanteil. Auf den blütenweißen Pulversandstränden laufen Millionen Einsiedlerkrebse herum. Sie tragen die unterschiedlichsten Behausungen mit sich herum, zum Teil wunderschöne Schneckenschalen, aber auch Kokosnussschalen werden von den Großen manchmal benutzt.

PortGalereAber es gibt nicht nur harmlose Lebewesen hier, bei Neumond kommen sie in Massen in die seichten Lagunen, die Quallen. Beim Schnorcheln fallen sie uns plötzlich auf, über den Korallenköpfen schweben unzählige dieser schönen und filigranen Kreaturen, sie haben nur ein schwaches Nesselgift also kein Problem. Aber als wir das Beiboot an Land ziehen wollen brennt plötzlich mein linker Fuß, es fühlt sich an wenn ich ihn ins Feuer gestellt und dort vergessen hätte. Der Schmerz zieht sich langsam den Schenkel hoch und ich muss mich in die Hängematte vor dem Yachtclub legen, denn mein Kreislauf beginnt zu versagen. Die blauen Nesselfäden auf meinem Fuß und die Wirkung lassen sofort auf Portugiesische Galeeren tippen, aber wir haben sie im ganzen Indik noch nicht gesehen. Am nächsten Tag ist absolute Flaute und da sehen wir unsere Vermutung bestätigt, zu Tausenden ziehen sie übers Wasser, ihre bis zu 50 Meter langen Nesselfäden nach sich ziehend. Aber dieses Phänomen ist immer nur von kurzer Dauer und am nächsten Tag sind sie verschwunden, wie so schöne Lebewesen so gefährlich sein können?
   


   Kokoskrabbe
                Hermitcrab                            HaiBabsi-Cocoskrabbe-1
Hai-3_thumb[1] Hermitcrab_thumb[1]



Die Tage vergehen hier wie im Flug. Wir unternehmen weite Ausflüge mit dem Beiboot oder schnorcheln in den verschiedenen Bereichen des Riffes. Wie schon lange nicht mehr , haben wir dank des Brunnens die Möglichkeit uns oft und ausgiebig mit Süßwasser zu duschen und die Wäsche zu waschen und brauchen nicht Wasser zu sparen. Am Abend werden die frisch gefangenen Fische vor dem Yachtclub gegrillt, das Feuer vertreibt auch die Moskitos und zieht die Kokoskrabben an. Wir können es kaum glauben, aber wir sind nun schon seit über drei Wochen hier. Nur bis auf einen Tag als uns das BIOT-Schiff besucht hat und unsere Papiere kontrollierte, haben wir keinen anderen Menschen hier gesehen, nicht mal Handelsschiffe sind in Sichtweite vorbeigefahren. Nach diesen Wochen der Einsamkeit sollten wir langsam weiter, unser Permit ist schon lange ausgelaufen und wir wollen nicht riskieren, dass uns die Patrouille des BIOT erwischt. Unser nächstes Ziel ist Mauritius, 1200NM entfernt im Südwesten. Leider müssen wir, wie immer, versuchen unsere nie enden wollende To-Do-Liste langsam abzuarbeiten, das haben wir hier auf Chagos leider ein wenig verabsäumt. Die Segel und das Rigg gehören kontrolliert, die Rollanlage geschmiert, der Motor gewartet, unser Beibootcover repariert. Laufend ist unser schwimmendes Heim zu warten und zu pflegen, auch an solch magischen Orten bleibt uns das nicht erspart. Bei schönstem Wetter gehen wir Anker auf und fahren durch die nun schon gut bekannte Lagune an den Korallenköpfen vorbei. Wehmütig überfahren wir den türkisen Pass und stechen in das tiefe Blau des Indik´s. Irgendwie sind wir froh die Schrebergartenidylle des Chagos der Neunziger Jahre nicht mehr kennen gelernt zu haben, sondern alleine diesen Ort der Träume erlebt haben zu dürfen.

Autoren: Barbara und Christoph Einspieler

SY-Taurus / Wien / Österreich

www.sytaurus.com

August 2014

Anhang Revierinformationen


        Yachtclub                                                   Kirche

        Yachtclub-1_thumb[3]Kirche aussen_thumb[2]

 

 

 




Der Plan des Salomon Atolls
  Salomon Islands_thumb[1]

Von Osten her kommend ist das Salomon Atoll sehr einfach anzufahren, sowohl das Blenheim Riff als auch die Great Chagos Bank bieten ausreichend Platz, von Norden kommend ist es nicht viel anders. Der Pass liegt im Nordwesten des Atolls, also meist auf der Leeseite, der Pass ist zwar sehr seicht, jedoch birgt er kaum Hindernisse. Wenn man sich im Nordosten der Durchfahrt hält, hat man mit rund 6m Wassertiefe immer ausreichend Platz. Die Gezeiten können bei Springtide fast zwei Meter erreichen, dennoch ist die Strömung kaum merkbar. Bei starken Nordwind oder starker Norddünung ist der Pass nicht befahrbar, da sich leicht Grundseen aufbauen können. In der Lagune sind einige signifikante Korallenköpfe, bis zum Ankerplatz vor den Inseln Takamaka und Foquet, die Abstände zwischen ihnen sind jedoch so groß, dass man auch bei schlechter Sicht nur mit Karte problemlos hin gelangt. Der Sandspitz zwischen den beiden Inseln bietet sich als Ankerlatz an, jedoch sei gewarnt, bei den häufig vorkommenden Squalls dreht der Wind meist auf Nordwest und kann problemlos 40Ktn und mehr erreichen. Ein zu nahes ankern am Riff hat immer wieder mal zum Totalverlust von Schiffen geführt, welches die noch sichtbaren Wracks deutlich machen. In dem 20m-Bereich vor den Inseln ist es meist sicherer. Der zweite reguläre Ankerplatz ist vor der Insel Baddam, obwohl die Seekarten für Chagos ausgezeichnet sind, liegen die unzähligen Korallenköpfe im Südwesten der Lagune sehr dicht beisammen, man sollte sich nur bei guter Sicht dort herantasten. Der einzige wirklich brauchbare Ankerplatz liegt im Süden auf rund 17m Wassertiefe, der Grund besteht aus gut haltenden niederen Korallen und Sand. Der, in vielen Büchern, angegebene Ankerplatz vor dem zerfallenen Pier ist eigentlich kein guter Ankerplatz, jedoch viele ehemalige Langzeitlieger haben sich dort fixe Moorings installiert. Bei unserer Anwesenheit waren die paar noch erhaltenen Moorings in erbärmlichen Zustand und ohne Reparatur absolut unbrauchbar. Da praktisch alle Riffe bis auf die Einfahrt trockenfallen, kommt selbst bei Hochwasser nur wenig Schwell durch, nur die hin und wieder auftretenden sturmstarken Nordwinde können beide Ankerplätze sehr unruhig, den Nordöstlichen sogar sehr gefährlich machen.

Das Peros Banhos Atoll wurde von uns nicht angefahren, jedoch sollen alle erlaubten Ankerplätze nur bei wirklich guten Wetter angefahren werden können, man sollte auch immer damit rechnen diese wenn nötig rasch zu verlassen, vor allem bei den gefürchteten Nordwinden gibt es nirgends Schutz. Dafür soll dieses Atoll natürlich noch weit unverfälschter sein als die Salomon Islands. Alle weiteren Atolle dürfen nicht angelaufen werden, dies gilt seit ein paar Jahren auch für das Egmonth Atoll. Von Diego Garcia muss man sich mindestens drei Meilen freihalten, nur bei wirklich ernsten Fällen sollte man sich vorher auf Funk UKW 16 oder Grenzwelle 2182 kHz (werden 24h abgehört) anmelden und sein Problem schildern, man wird in der Riffeinfahrt von Sicherheitskräften empfangen.


print
  Kommentare

Es ist bisher kein Kommentar vorhanden, seien Sie der Erste...

Go to top