Verstanden

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Reisebericht

Die Torresstrasse



Die Torresstrasse

11. September 2014
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Die Torres Straße

Diese knapp 80 NM breite Meerenge trennt den Pazifik im Osten vom Indischen Ozean im Westen. Da dieses Gebiet eigentlich den nördlichen Ausläufer des Great Barrier Reef darstellt, welcher sich über gut 1000 Meilen entlang der Nord-Ostküste Australiens erstreckt, ist es flach und mit vielen Riffen und Untiefen durchsetzt. In der Torres Straße selbst sind neben den unzähligen Riffen über 70 Inseln, wobei rund 17 davon von Torres Insulanern, der zweiten indigenen Bevölkerungsgruppe Australiens, bewohnt sind. Besonders von Osten her kommend war diese Straße immer schon gefürchtet, da die Riffe kaum sichtbar und die Pässe nur schwer auszumachen sind. Außerdem ist durch den Düseneffekt in der Meerenge stets mit starken Winden zu rechnen. Weiters treten hier zum Teil erhebliche Strömungen auf, da in den beiden Seegebieten welche die Torresstraße verbindet unterschiedliche Gezeitensituationen herrschen. Heute mit Hilfe der Satellitennavigation, den guten Wettervorhersagen und relativ genauer Strömungskarten hat sich ein Transit durch die Straße natürlich stark vereinfacht.

Formalitäten

Die Australier achten sehr auf ihre Grenzen, das an Land gehen vor dem offiziellen Einklarieren ist strengstens untersagt und wird mit hohen Geld- und Gefängnisstrafen geahndet. Mindestens 96 Stunden vor dem Anlaufen eines Einklarierungshafens ist eine Vorankündigung per Fax, Telefon oder E-Mail zu machen. Die einzige Möglichkeit in der Torres Straße einzuklarieren ist Thursday Island im Süden der Meerenge. Es ist jedoch erlaubt die Torresstraße ohne Klarierungsformalitäten zu befahren, in diesem Fall muss keine Ankündigung gemacht werden und ankern direkt an der Route ist ausdrücklich erlaubt, jedoch natürlich nicht an Land gehen. Die Australier haben eine sehr gute Küstenüberwachung und die Behörden wissen relativ bald, dass man sich in ihrem Hoheitsgebiet befindet.

Unterlagen

Abb. 01: Küstenüberwachung
01-Customs

Es gibt zwar einige nicht so gut kartographierten Gebiete, jedoch entlang der möglichen Routen sind alle Papierkarten, sowie digitalen Seekarten (C-Maps) sehr genau und haben keinen Versatz zu WGS84. Die beiden Führer: Cruising the Coral Coast - QLD von Alan Lucas und Ken´s Torres Strait Passage Guide von Ken Hellewell geben einen ganz guten Überblick über die Routen und möglichen Ankerplätze. Gezeitentafeln oder entsprechende Software sind sehr zu empfehlen, Strömungskarten bekommt man unter anderem auf Thursday Island, sind aber unserer Meinung nach nicht unbedingt notwendig. Man braucht nur die Höhenunterschiede westlich und östlich der Straße auf den Gezeitentafeln vergleichen. Bei großen Höhenunterschieden strömt das Wasser natürlich bergab, bei kleinen Unterschieden trägt auch der Wind seinen Teil dazu bei, welches maximal zu einer zeitlichen Verschiebung führt. Dies gilt zumindest für den Prince of Wales Kanal recht gut.

Routen

Von der Korallen-See kommend gibt es praktisch nur zwei brauchbare Routen. Dies ist erstens die, von der Großschifffahrt benutzte Bramble Cay Route und die weniger bekannte Raine Island Route. Beide vereinen sich knapp vor Wednesday Island im Prince of Wales Kanal. Beide Routen sind nach deren pazifischen Einfahrtsfeuern benannt. Da die meisten Segler westwärts fahren wird, wenn es nicht explizit erwähnt, diese Richtung beschrieben.

Abb. 02: mögliche Routen

02-Torres Strait Karte

Die Bramble Cay Route ist sehr breit, gut befeuert und birgt im Fahrwasser keinerlei Gefahren, jedoch erstens verläuft sie nach Südwesten und bei den öfters auftretenden starken SSO-Winden kommt es häufig vor, dass man mindestens 80 Meilen sehr hart am Wind bei überaus kurzer und unangenehmer See segeln muss. Außerdem hat man einen Großteil der Strecke den Gezeitenstrom von der Seite. Die Ankerplätze sind meist sehr tief und ungeschützt.

Die Raine Island Route ist praktisch unbefeuert und ein bisschen Zick Zack um die Riffe herum, jedoch immer sehr breit und ohne nennenswerte Hindernisse, so dass auch in der Nacht eine Navigation nur mit GPS sicher ist. Sie verläuft jedoch nach Nordwesten, also hat man fast immer Vor- oder Raumwindkurse und da man sich hinter der Cap York Halbinsel aufhält spürt man sehr wenig Strömung und diese immer in oder gegen die Fahrtrichtung. Am Anfang der Route sind die Ankerplätze auch sehr zweifelhaft, jedoch knapp vor dem Prince of Wales Kanal gibt es zwei ausgezeichnete Plätze.

Da zwischen Raine Island und Brumble Cay ein fast geschlossener Riffsaum und viel unkartografiertes Gebiet existiert, ist uns keine weitere Route bekannt. Jedoch entlang der Küste von Papua Neuguinea existiert noch eine seichte, sehr schlecht kartographierte Passage, mit starken Strömungen. Wir konnten jedoch keinen Segler finden der diese Route schon befahren hat.

Vom australischen Südosten kommend wird man dem Fahrwasser entlang der Küste bis zum Prince of Wales Kanal folgen.

Bramble Cay Route

Die Einfahrt befindet sich bei 09°12,7´S, 143°54,6´E, jedoch Achtung von Südosten kommend durch die Pandorra Passage sind noch rund 120 Seemeilen davor einige Riffe auf der Strecke! Ist man einmal auf der Route ist ca. 120 Meilen gut gekennzeichnetes Fahrwasser. Ankerplätze auf der Route sind mit Vorsicht zu nutzen, bei Niederwasser noch recht komfortabel, sind sie bei Hochwasser sehr unruhig:

Renell Island 09°45,71´S, 143°15,41´E 8m ein bisschen Schutz, nur Koralle

Warrior Reef 09°44,69´S, 142°58,79´E 5m ein bisschen Schutz, Sand mit Koralle,

schlechte Karten!

Raine Island Route

Die Einfahrt befindet sich bei 11°38,6´S, 144°04,4´E, von Osten kommend ist bis zu diesem Punkt kein Problem, jedoch ist der Raine Island Leuchtturm schon lange nicht mehr in Betrieb und am Tag erst ca. 10 Meilen davor sichtbar. Die Route ist wie die Bramble Cay Route ca. 120 Meilen lang und bis kurz vor dem Prince of Wales Kanal nicht gekennzeichnet. Für die Riffankerplätze gilt ebenfalls, bei Niederwasser noch recht komfortabel, sind sie bei Hochwasser sehr unruhig. Die beiden letzten Ankerplätze sind bei den vorherrschenden Winden von Süd bis Nordost sehr gut und sicher:

Riff 1 11°33,59´S, 143°42,83´E 12m kein Schutz, schlechter Grund nur Koralle

Riff 2 11°03,14´S, 143°03,97´E 15m kein Schutz, gut haltender Sandgrund

Adolphus Island 10°38,59´S, 142°38,62´E 7m gut geschützt, sehr guter Sandgrund

York Island 10°40,92´S, 142°31,51´E 6m gut geschützt, Sand

Prince of Wales Kanal

Knapp vor Wednesday Island vereinen sich die beiden beschriebenen Routen, grundsätzlich gibt es mehrere Möglichkeiten das letzte Stück in Angriff zu nehmen.

Abb. 03: Osteinfahrt in den Prince of Wales Kanal, Wednesday Island im Vordergrund

03-Osteinfahrt-Wales Kanal
Da wären der Yule-, Simpson-, Dayman- , Prince of Wales Kanal sowie die Endeavour Strait. Alle sind grundsätzlich befahrbar, jedoch aufgrund der starken Strömungen kann es in den Kanälen zu wandernden Sandbänken kommen und nur der Prince of Wales Kanal wird entsprechend überwacht. Außerdem kann man sich im Inselgewirr rund um Thursday Island sehr gut einen sicheren Ankerplatz suchen, wenn der Strom durch die Passage ungünstig steht. Außerdem ist der Prince of Wales Kanal sehr gut befeuert, man kann ihn somit auch leicht in der Nacht passieren um einen günstigen Strom auszunutzen.

Aufgrund des Windes ist der nach Westen setzende Strom stärker als der Ostsetzende, will man nach Westen kann man durch die Passage zwischen Thursday- und Horn Island auch gegen den Strom fahren. Von Einheimischen wird oft auch die Endeavour Strait, südlich von Prince of Wales Island, befahren. Sie ist sehr breit und frei von Hindernissen, jedoch bei ihrem westlichen Ende erstrecken sich wandernde Sandbänke mit Tiefen von nicht mehr als drei Metern.

Die Großschifffahrt muss die Passage des Prince of Wales Kanals auf UKW 16 ankündigen, jedoch auch wenn einem ein Handelsschiff im Kanal begegnet ist dies kein Problem, da genug Raum zur Verfügung steht.

Abb. 04: Booby Island

04-Westeifahrt-Wales Kanal-Booby IslandHat man Booby Island im Westen erreicht verlässt man die Meerenge und kann sich aus der Großschifffahrtsroute halten, es gibt praktisch auf dem weiteren Weg nach Westen keine Unterwasserhindernisse mehr, jedoch segelt man rund 1000NM über Wassertiefen von 20 – 70 Meter. Dies hat kurze, steile Wellen zu Folge, insbesondere bei einer abrupten Tiefenänderung hat man mit ziemlich chaotischen Wellen zu rechnen (eben noch glatte See und plötzlich ein Brecher im Cockpit).

 

 

Autoren: Barbara und Christoph Einspieler

SY-Taurus / Wien / Österreich

www.sytaurus.com

Juni 2014


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