Verstanden

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Reisebericht




Zu zweit mit WorldARC um die Erde (4)

8. August 2013
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von Harald Ertl, SY “Sophie”,  ertlharald@hotmail.com

Bali (Indonesien) bis Kapstadt (Süd-Afrika)

 

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Am Tag darauf fahren wir mit einem Taxi zu dem Touristen-Ort Kuta zum Einkaufen bei Carrefour. Dort ist es so gepflegt wie bei Carrefour üblich und erstaunlich billig. Wir kaufen erhebliche Mengen, um damit bis zum nächsten Carrefour auf Reunion zu kommen – auch Motoröl, weil es so günstig ist.
Als wir zum Schiff zurückkommen, wird gerade die australische „Spirit of Alcides“ in den Hafen geschleppt und neben unser Schiff bugsiert. Sie haben unterwegs ihren Propeller verloren.
Tags darauf, also am Samstag, wird die „Bronwyn“ in den Hafen geschleppt. Sie hatte gleich nach dem Start in Darwin kapitalen Motorschaden und muss ab jetzt bis Süd-Afrika ohne Motor auskommen.  Die Kurbelwelle des Volvo Penta ist gebrochen.

 

image         Tempel auf Bali Tänzerinnen auf Bali

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Am Abend ist großes und sehr gutes Dinner mit Preisverleihung. Wir bekommen einen Preis,  eine schöne geflochtene Schale, weil wir bisher auf der gesamten Rally stets nachts in völliger Dunkelheit angekommen und in die Häfen eingefahren sind.

Wir starten nach umständlichem Ausklarieren am Montag, den 17. September 2012 in den Indischen Ozean. Gleich darauf ist Aufregung im Funk: bei „Betoo“ ist das Epirb ins Wasser gefallen, wo es aktiviert wurde. Man konnte es wieder auffischen und abstellen. Rally Control informiert die verschiedenen Behörden von dem blinden Alarm.


Unterwegs nach Christmas Island macht uns ein knarrendes Geräusch im Rudergestänge nervös. Wir öffnen die Abdeckung des Kardan-Antriebs und sehen den Grund: dort befindet sich ein Getriebe, das die Drehbewegung des Steuerrads und des Autopiloten in eine lineare Schub- und Zug-Bewegung für den Ruder-Quadranten umwandelt. Einer der drei Füße ist gebrochen und das Getriebe bewegt sich knarrend mit den Ruderbewegungen.  Wir fürchten, dass die verbliebenen zwei Lager auch bald brechen werden und ich bastle eine Not-Reparatur: Ich schraube ein Schlauchschelle unter den gebrochenen Fuß, ziehe eine stabile Drahtschlaufe durch die Schlauchschelle und wickle sie um den Getriebekasten. Mit der Schlauchschelle ziehe ich den Draht stramm und das Getriebe kann sich nun nicht mehr bewegen. So fahren wir bis Christmas Island, wo wir wieder in der Nacht, am Donnerstag, den 20. September um 2300 Uhr ankommen. Wir machen an der „Ruby“ fest, die an einer Boje hängt. Zum Ankern ist es hier zu tief.  

 

imageChristmas Island (Australien)

Am nächsten Morgen kommt ein Techniker an Bord. Rally Control hatte die Ingenieure der Minengesellschaft auf Christmas Island von unserem Problem informiert. Der Techniker überlegt kurz und fährt wieder zur Werkstatt der Minengesellschaft. Am Nachmittag bringt er zwei Platten. Die eine schraubt er an die drei Bolzen im Rumpf fest, die andere legt er über den Getriebekasten. Dann schraubt er die beiden Platten mit vier langen Gewindebolzen zusammen. Der Getriebekasten ist nun zwischen zwei Metall-Platten eingespannt und fixiert. Diese geniale Sandwich-Konstruktion hält bis heute perfekt.   image

Christmas Island (Australien)


Am Dienstag, den 25. September Mittag sendet die „Ciao“ einen Pan-Pan-Hilferuf. Sie ist rund 60 sm voraus, wir können sie nicht hören, aber andere Schiffe geben die Meldung als Relais-Stationen durch. Ein Unterwasser-Gegenstand hat das Ruder der „Ciao“ getroffen und schwer beschädigt. Der Wasser-Einbruch ist nicht zu beherrschen. Die „J’Sea“ erreicht die „Ciao“ und versucht sie zu schleppen. Aber das Schiff schwimmt bereits zu tief im Wasser und die Schleppleinen brechen. Um 1400 verlassen die beiden Eigner ihr Schiff und werden von der „Spirit of Alcides“ aufgenommen. Kurze Zeit später versinkt die „Ciao“ im Indischen Ozean.


Am Samstag, den 22. September legen wir ab Richtung Cocos Keeling,
Wir erreichen Cocos Keeling wie immer in der Nacht und ankern um Mitternacht in der Lagune. Am Mittwoch müssen wir erneut die gesamte australische Einklarierungs-Prozedur überstehen, obwohl wir von der ebenfalls australischen Christmas Insel kommen. Dann erst können wir die schöne Landschaft genießen. Cocos Keeling sieht aus, wie man sich das Paradies vorstellt; schwer zu beschreiben, wenn man nicht ins Schwärmen kommen will.


image   Cocos Keeling (Australien)

Am Sonntag, den 30. September gibt es ein Barbecue mit Preisverteilung. Wir bekommen tatsächlich erneut einen 2. Preis nach Berechnung. Am Montag klarieren wir aus und starten am Dienstag, den 2. Oktober nach Mauritius. 2600 sm Indischer Ozean liegen vor uns.

Der Indische Ozean zeigt sich sehr unfreundlich. Täglich Regen, Squalls und starker Seegang. Er hat unser gutes Steiner Fernglas schon wieder auf dem Gewissen. Es ist zum zweiten Mal quer durch das Schiff geflogen und in der Mitte auseinander gebrochen. Ich klebe es wieder mit Zweikomponenten-Kleber; das hält vorerst, aber man kann den Augenabstand nicht mehr verändern.
Südlich von Madagaskar entwickelt sich ein Zyklon; so heißen hier die tropischen Wirbelstürme. Es ist der erste Zyklon dieser Saison, bekommt den Namen Anais und kommt viel zu früh. Unsere Sailmail-Gribfiles lassen vermuten, dass der Zyklon über oder nahe an Mauritius hinwegziehen wird. Das ist uns zu riskant. Wir gehen auf einen südlicheren Kurs, der uns an der Insel Rodgrigues vorbei führt. Der große Katamaran „1+1“ hatte die gleiche Idee und ist bereits dort; die „Mr. Blues“ folgt uns.
Es ist wie immer stockdunkle Nacht als wir uns in den kleinen Hafen von Rodrigues hinein tasten. Die „1+1“ gibt uns über Funk Hilfestellung. Das ist auch sehr nützlich, denn unser Plotter zeigt unsere Position auf dem Land neben der Einfahrt. Entweder die Navionics-Karte oder das GPS irren sich. Um Mitternacht fällt der Anker in Rodrigues. Wir lotsen dann „Mr. Blues“ durch die Einfahrt.

image Rodrigues (Mauritius)

Rodrigues gehört zum Inselstaat Mauritius und wir werden hier mit viel Papier umständlich einklariert. Aber dann erweist sich die Insel als sehr sympatisch und freundlich. Freundlich ist auch der Zyklon Anais; er zieht nördlich von Mauritius vorbei. So klarieren wir am Mittwoch, den 17. Oktober aus und fahren bei böigen und regnerischem Wetter mit den beiden anderen Schiffen Richtung Mauritius. Die „1+1“ fährt uns natürlich davon. Sie wird von der „Rainbow Warrior“ angerufen und soll den Kurs ändern. Aber „1+1“ gibt keine Antwort und reagiert nicht.

Am Freitag, den 19. Oktober 2012 kommen wir am Abend in Mauritius an und werden von den anderen Schiffen mit großem Hallo begrüßt.
Am Montag ist ein ganztägiger Ausflug über die Insel am Programm. Wir besichtigen Zuckerrohr-Plantagen, eine Zucker-Fabrik und eine Destillerie. Wir bekommen 80-prozentigen Rum zum Kosten, schrecklich.

imageMauritius
Mauritius La Reuinion (Frankreich)

imageMauritius ist eines der wenigen Länder der Erde, in denen alle Religionen gleichberechtigt vertreten sind. Das führt natürlich auch dazu, dass alle Feiertage aller Religionen gefeiert werden und arbeitsfrei sind. Der Inselstaat profitiert sehr von der religiösen Toleranz und macht einen politisch stabilen Eindruck. Davon profitiert wiederum die Wirtschaft und der Tourismus.
Die Haupt-Attraktion von Mauritius ist seit mehreren hundert Jahren ausgestorben: der flugunfähige Vogel Dodo. Sein Bild prangt überall auf Tüchern, Taschen, Schalen etc., nur auf die Nationalflagge hat es der Vogel noch nicht geschafft. Er muß sehr schmackhaft gewesen sein. Vielleicht findet man noch seine DNS und reanimiert ihn.
Wir werden mit einer einmaligen Zeremonie verabschiedet. Die Vertreter von sechs Religionen halten jeder eine kurze Ansprache und wünschen uns eine gute Fahrt. Das Bild der sechs Priester einträchtig auf dem Podium nebeneinander beeindruckt uns. 


Nach einer feinen Party und dem Skippers Briefing im Hotel Le Bordonais klarieren wir aus und nehmen am Freitag, den 26. Oktober Kurs auf La Reunion. Dort kommen wir am Samstag Vormittag an und liegen dann längsseits an der russischen „Royal Leopard“. Das Einklarieren erfolgt echt französisch. Die Beamten freuen sich riesig über unseren Besuch, schauen keinerlei Pässe oder Papiere an und heißen uns willkommen in Frankreich. So haben wir das gerne. 
Am Abend ist große Willkommens-Party und wir bekommen wieder einen Preis, eine große Flasche weißen Rum für jeden von uns. Am Montag fahren wir ganztägig über die Insel La Reunion. Es geht aufwärts zu den Bergen und einem Vulkan. In großer Höhe und dem entsprechendem Klima sind große Rinderherden zu sehen. La Reunion hat alle Einkaufmöglichkeiten und eine Infrastruktur wie jede französische Stadt; und das im Indischen Ozean. Am 31. Oktober feiern die Amerikaner Halloween. Die Franzosen und wir schauen zu.
Wir machen einen Rigg-Check. Die massive runde Stange um das Achterstag, die das kardanisch aufgehängte Radar-Antenne trägt, hat einen Riß. Es ist kaum vorstellbar, dass das ewige Geschaukel diesen massiven Stahl zerbricht. Sicherheitshalber ziehe ich am Achterstag eine stabile Leine durch das Auge am Isolationsei; wir haben ein isoliertes Achterstag als Antenne. Diese Leine führe ich um die Radar-Antenne; so ist sie nun gesichert.

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Abschied von Reunion

Am Samstag, den 3. November legen wir ab und nehmen Kurs auf auf Richards Bay in Süd-Afrika,.
Die 1500 sm nach Süd-Afrika erweisen sich als unangenehm bis widerwärtig. Es herrscht kontinuierlich Nordwind um 30 kn; er kommt zunächst querab, dann aus etwa 40 Grad. Das gibt ein schreckliches Gehacke. Wir reffen deutlich, damit wird es etwas besser. Dafür werden wir langsam, sind nun die letzten der Flotte. Selbst „At Last“ hat uns überholt.
Der Riss in der Stange um das Achterstag reißt weiter. Die Radar-Antenne schwingt im Seegang ständig seitwärts. Schließlich bricht die Stange durch. Die Radar-Antenne hängt nun an meiner Aufhängung.
Der Katamaran „Southern Cross“ kommt in Sichtweite; das ist fein. Sie haben ebenfalls die Geschwindigkeit gedrosselt, weil die See zu stark zwischen den beiden Rümpfen durchläuft.

 

image   Unterwegs im Indischen Ozean: “Southern Cross“

Am Dienstag, den 13. November 2012 fahren wir zusammen mit „Southern Cross“ über die Ziellinie vor Richards Bay in Süd-Afrika. Geschafft.
Der Zululand-Yachtclub entschädigt für die elende Überfahrt.Wir bekommen T-Shirts mit der Aufschrift „Zululand YC – worth crossing an ocean“. Das stimmt. So ein Willkommen haben wir auf der gesamten Fahrt noch nicht erlebt. „J’Sea“ fährt uns mit einem Leihwagen ins Einkaufszentrum. Am Abend ist feines Essen im Yachtclub. Wir bekommen natürlich keinen Preis; aber das stört nicht. Die Jugendlichen des Yachtclugs tanzen für uns. Es sind nicht die üblichen traditionellen Tänze mit Lokalkolorit, sondern Modern-Dancing, etwas zu „I’m singing in the rain“. Ein Stadtrat hält eine Vortrag. Man spürt daraus, wie schwer die Zeit der Apartheit noch auf der schwarzen Bevölkerung lastet.
In Süd-Afrika gibt es nun jeden Service. Wir bestellen bei Quantum Sails ein neues Großsegel. Man mißt das alte aus und wird das neue ohne vertikale Segelstangen machen. Es soll in Durban geliefert werden. Wir geben zusätzlich unsere Genua zur Reparatur; sie braucht einen neuen UV-Schutz. Zu unserem großen Schreck bemerken wir, dass sich die äußere BB-Want auflöst; drei Drähte haben sich bereits gelöst. Wir organisieren einen Rigg-Service für Durban. Dort sollen die Außenwanten und das Vorstag erneuert werden.
Wir lassen ein neues oberes Lager in unser Ruder einbauen. Und ich säge die gebrochene Radar-Aufhängungstange ab, bohre zwei Löcher hinein und schraube sie erneut an. Nun hängt die Radar-Antenne 30 cm tiefer, aber das sollte nicht stören. Schließlich ersetzen wir die Einroll- und Reffleine der Rollfock. Die bisherige hatte an mehreren Stellen gescheuert. 

 

imageDie gebrochene Radar-Aufhängung

Am Donnerstag ist ein ganztägiger Ausflug zum KwaZulu-Nationalpark am Programm. Wir fahren durch die Landschaft, sehen die schäbigen Wohnhäuser der Bevölkerung und schließlich Afrikas große Tierwelt in freien Natur und nicht im Zoo eingesperrt: Antilopen, Büffel, Nashörner, Zebras, Giraffen, Elefanten und einiges mehr in großartiger Landschaft. Nur Löwen sehen wir nicht. „The lion sleeps to-night“ und auch am Tage.                                            
Bis zum 3. Januar 2013 macht die WorldARC-Rally Pause. Dann werden wir uns in wieder zur Abfahrt über den Süd-Atlantik in Kapstadt treffen.  Die eineinhalb Monate dazwischen kann jeder machen und fahren wie er will. Manche fliegen nach Hause, andere fahren quer durch Süd-Afrika und Namibia. Wir wollen zunächst ein günstiges Wetterfenster ausnützen und zügig nach Kapstadt fahren.
Am 20. November kommen wir in Durban an. Wir hatten per Email die Marina informiert, dass dort etliche Arbeiten am Schiff gemacht werden müssen. Die Marina teilt uns über Funk mit, dass sie keinen Platz für uns haben, wir sollen vor Anker gehen. Das machen wir nicht, informieren den Rigger und er besorgt uns einen Liegeplatz in dem kleinen Bluff Yachtclub. In der sehr familiären Anlage liegen wir die nächsten Tage am Ausrüstungssteg und bekommen neue Außenwanten, ein neues Vorstag und eine neue untere Zwischenwant an StB. Der Rigger überprüft und justiert das gesamte Rigg, das einiges erlebt hat. Er kürzt das neue Vorstag um einige Milimeter, damit der Mast gerader steht. Quantum Sails bringt unser neues Großsegel und es passt und rollt perfekt. Die Genua bekam einen neuen UV-Schutz. Wir sind sehr zufrieden mit dem Rigger und Quantum Sails.
Am Samstag, den 24. November fahren wir in die Innenstadt und wollen ausklarieren. Wir bekommen bei der Immigration unsere Ausreisestempel und sollen noch zur Zoll-Abfertigung bei Trans Net und zum Hafenmeister. Beides hat geschlossen, obwohl man uns noch bei der Immigration versichert hatte, dass man täglich 24 Stunden pro Tag abgefertigt wird. Das war eben falsch.
Wir verbringen ein ruhiges Wochenende in Bluff und klarieren dann am Montag aus. Am Dienstag, den 27. November verlassen wir Durban, tanken noch in der ungastlichen Stadt-Marina und machen uns auf den Weg nach Süden.
Am Mittwoch kommen wir in den Bereich des Alghuras-Stroms, der uns mit 3 kn nach Süden schiebt. Der Wetterbericht verspricht uns ein günstiges Wetterfenster mit Nordwind. So fahren wir an Port Elisabeth vorbei, bis auf Höhe von St. Francis der Wind umspringt. Wir kommen dann am Freitag, den 30. November um 0100 morgens in St. Francis an. „J’Sea“ und „At Last“ kommen ebenfalls in den kleinen Hafen.
Die Frischwasser-Druckpumpe stellt ihren Betrieb ein. Wir kaufen in dem Marina-Shop eine Florjet-Pumpe. Sie passt und funktioniert und ist leiser als die alte. Der Wetterbericht der Segler-Station Peri-Peri meldet für morgen ein nächstes Wetterfenster mit Nordwind. So legen wir zusammen mit „J’Sea“ am Montag um 1730 Uhr ab.

Am Mittwoch, den 5. Dezember 2012 passieren wir um 0830 Uhr die Südspitze Afrikas am Kap Algulhas. Hier empfängt uns der Atlantik mit drastischer Windzunahme.  Wir messen manchmal 50 kn und retten uns nach Simonstown, das rundum geschützt ist. Erst am nächsten Morgen umrunden wir das Kap der Guten Hoffnung und kommen um 15 Uhr in Hout Bay bei Kapstadt an. Dort werden wir bis Anfang Januar bleiben.
 

imageDas Kap der Guten Hoffnung


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