Verstanden

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Reisebericht




Grönland – Waren wir wirklich dort?

30. März 2013
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von Dr. Robert Dekena, RDekena@dokulog.de

Mit dem Kat “ HUNDERTWASSER” auf der Nordroute über den Atlantik

Dr. Robert Dekena berichtet von seiner Reise als Crewmitglied des Segelkatamarans HUNDERTWASSER von Halifax über Neufundland, Grönland und Island nach Irland.

 

 

 

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Spanien? Wieso auf einmal Spanien? Aber warum eigentlich nicht? Vor drei Tagen haben wir Reykjavik in Richtung Irland mit der HUNDERTWASSER verlassen. Wir befinden uns mitten im Nordatlantik und sind frei. Wir können segeln, wohin der Wind uns treibt und wir wollen. Irland, Spanien, Azoren oder Südafrika. Was hält uns auf? Das Schiff ist gut in Schuss. Es ist schnell und für lange Etappen geeignet. Der Proviant reicht noch für Wochen und der Wassermacher funktioniert problemlos. Also, wo soll es hingehen? Nur die Crew ist langsam müde. Das Erlebte der letzten Wochen will erst einmal verarbeitet werden. Einer Pause ist keiner von uns abgeneigt. Da kommt die Ansage vom Skipper, ein Sturm liegt über der Biskaya. Gut so, der Kurs bleibt in Richtung Northern Channel zwischen Nordirland und Schottland. Und waren wir wirklich in Grönland?

Knapp vier Wochen sind wir jetzt unterwegs. In Lunenburg in der Nähe von Halifax auf Nova Scotia Kanada haben wir die HUNDERTWASSER für die Atlantiküberquerung vorbereitet und verproviantiert. Zuvor hatte Horst - unser Skipper - mit seiner Familie das Schiff aus den USA nach Kanada gebracht. Von Halifax sind dann Ehefrau und drei Kinder zurückgeflogen und wir als Crew dazu gestiegen. Als „Oceans Seven“ wollen wir die HUNDERTWASSER nach Europa bringen. Wir, das sind neben unserem Skipper Horst und seinem Sohn, die nach einem früheren Jahr an Bord sowohl mit dem Schiff als auch mit langen Atlantikpassagen vertraut sind, fünf Männer mit mehr oder weniger Segelerfahrung. Der Skipper hat die Crew zusammengestellt. Wir anderen haben uns bei Probeschlägen und verschiedenen Vortreffen kennengelernt. Eine Überquerung des Nordatlantiks hat noch keiner von uns mitgemacht. Wochen vor der Fahrt verteilen wir Aufgaben und diskutieren über mögliche Routen. Das Schiff wird aufgerüstet (u.a. mit AIS), nautische und persönliche Ausstattung angeschafft, verschiedene sinnvolle (Wetter) und weniger sinnvolle (Radar) Seminare besucht, Informationen eingeholt, Rücksprache mit anderen Seglern und dem Deutschen Wetterdienst gehalten, Kommunikationswege für die Angehörigen eingerichtet usw.

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Ende Juli 2012 geht es endlich los. Kaum ist die restliche Familie des Skippers verabschiedet, legt die HUNDERTWASSER nachmittags im Stadthafen von Halifax ab. Wetterberichte sind eingeholt, die Loge auf null gestellt und die Wachen eingeteilt. Kurs Nordost liegt an, da der Wind fehlt, unter Motor. Schnell spielt sich das Bordleben ein. Wir gehen drei 3-Stunden Nachtwachen mit wachfreiem Skipper. Schon am ersten Tag auf See treffen wir auf Wale, Robben und Meeres-Schildkröten. Wir setzen Segel, wenn Wind aufkommt, und bergen sie wieder, wenn der Wind nachlässt. Meile um Meile geht es voran. Nach einem Tag auf See liegen wir vor der Schleuse am St. Peter’s-Kanal auf Cape Breton Island. Hinter dem Kanal machen wir einen kurzen Badestopp und legen dann in der Marina an. Die ersten 160 Meilen sind geschafft. Abends im Restaurant dreht sich zwischen allen Gesprächen mit den Einheimischen die Frage immer wieder um Grönland. Im Vorfeld haben wir die Chance für das Anlaufen von Grönland auf 30% geschätzt. Und nun studieren wir Eiskarten und Wetterberichte. Aber noch ist immer nicht klar, ob wir über Grönland segeln können. Jetzt muss das Wetter mitspielen. Es sieht ganz gut aus, zumindest erst einmal für die nächsten Tage. Und so beschließen wir, westlich von Neufundland durch die Strait of Belle Isle zu segeln. Erst an deren Ausfahrt wollen wir uns endgültig festlegen, ob wir nach Grönland, nach Island oder direkt nach Irland fahren. Oder geht es dann doch über die Azoren nach Portugal?

Am nächsten Morgen legen wir um 4:00 Uhr im Nieselregen ab. Vielleicht hätten wir auf das erste Tageslicht warten sollen. Vorsichtig tasten wir uns im Dunkeln durch die Inselwelt und stellen mit Schrecken fest, die Überlandkabel – laut Karte hoch genug – sehen im Dunkeln doch sehr niedrig aus. Erst bei Tageslicht setzen wir in der wunderschönen Inselwelt des Bras D’Or Lake die Segel. Mittags werden wir dann mit 4,5 Knoten Gezeitenstrom durch den engen Kanal aus dem Revier gespült. Die Sonne brennt als wir in den Golf of S’Lawrence einfahren. In der klaren mondhellen Nacht ziehen wir dahin, erst unter Motor und dann bei zunehmendem Wind unter Segeln. Mittelmeerfeeling kommt auf. Tagsüber werden 19 Grad Wassertemperatur für Badestopps genutzt, Reggae-Musik wird aufgelegt und Cocktails gereicht. Zwischendurch nimmt der Wind auf 20 Knoten zu. Einen Nachmittag laufen wir Port au Choix am Südende der Strait of Belle Isle an. Der Aufenthalt ist nur kurz. Wir tanken Diesel und suchen uns eine Internetverbindung in einem Hotel. Wir laden uns die letzten Wetterberichte und Eiskarten herunter, nehmen Kontakt mit der Heimat auf und sprechen uns mit dem Deutschen Wetterdienst über die mögliche weitere Route ab. Nach dem Abendessen laufen wir wieder aus. Weiter geht die Fahrt nach Nordosten. Wo soll unser Absprungort für Grönland sein? Labrador oder doch Neufundland? Wird das Wetter halten? Wo bleibt überhaupt der Nebel, der in der Strait of Belle Isle so oft herrschen soll? Nur am Horizont auf der Labradorseite zeigen sich Nebelbänke, während wir in der Sonne dahingleiten. Und irgendwo hier soll es auch die ersten Eisberge geben, zumindest laut kanadischen Eiskarten. Bei immer noch 16 Grad Wasser- und 18 Grad Lufttemperatur kaum vorstellbar. Wir sehen jedenfalls keine. Aber dafür treffen wir auf Wale, reichlich Buckelwale. Wir sind hin und weg. Ganz nah am Schiff tummelt sich eine große Walschule. Wir kommen mit dem Staunen und Knipsen kaum nach, so viele sind es. Aber dann kommt an der Nordspitze Neufundlands doch noch der angekündigte Wind auf. Wir wollen eigentlich nach St. Anthony, um den Starkwind abzuwarten und das richtige Zeitfenster für die Überfahrt nach Grönland zu erwischen. Aber langsam wird es dunkel und wir entscheiden uns, nach bisher 645 Meilen in St. Lunaire, einem Hafen für Shrimps-Fischer, anzulegen. Trotz des penetranten Fischgeruchs erweist sich diese Entscheidung als ausgesprochen gut. Hafenmeister Georg und sein Bruder versorgen uns mit allem Möglichen (Shrimps, Elchfleisch, selbstgebrannten Schnaps). Auch macht Georg mit uns eine Rundfahrt auf seinem Pickup über Nord-Neufundland bevor er uns an einem Pub absetzt. Dort lernen wir den Wirt mit seinem merkwürdigen Rasselinstrument - dem ugly stick – kennen. Er spielt in einer Band und lädt uns für den nächsten Abend zum Auftritt anlässlich des alle 15 Jahre stattfinden Coming-Home-Events im Dorf ein. Das Wetter spielt mit - angesagt ist Starkwind - so dass wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen wollen. Also wandern wir abends zum Festgelände und wundern uns über den neben der Bühne durch ein Doppelgitter abgesperrten Bereich mit separaten Ein- und Ausgängen. In Kanada ist Alkohol nur in Gebäuden erlaubt. Bier bekommt man erst nach 22:00 Uhr in dem abgesperrten Bereich. Irgendwie nicht das, was wir uns unter dem Fest vorgestellt haben. Also bleiben wir nicht lange. Das gibt unserem Skipper die Gelegenheit, uns am nächsten Morgen aus den Kojen zu scheuchen: „Das Wetterfenster steht günstig für Grönland. Wir legen kurzfristig ab.“ Gesagt, getan, schnell sind alle Leinen los und wir verlassen den gastfreundlichen Hafen in St. Lunaire mit seinem penetranten Fischgeruch und dem Dauerbrummen der Eismaschine. Frühstücken können wir später immer noch.

Auf geht es – auf nach Grönland - allerdings nicht auf direktem Kurs. Mit Nordwind segeln wir einen Tag in Richtung Osten. Irgendwann dreht der Wind und wir nehmen Kurs Nord. Das ist endlich richtiges Segeln. Mit 25 Knoten Wind von achtern kommt die HUNDERTWASSER auf rund 10 Knoten, und das über mehrere Tage. Mit Tagesetmalen von knapp über oder unter 200 Seemeilen nähern wir uns Grönland. Das Boot fährt unter Passatbesegelung wie auf Schienen und wir baden in Shrimps. Immerhin müssen wahre Berge davon verputzt werden. Und dann kommt das Elchfleisch an die Reihe. Eigentlich hatten wir doch mit ständigen Nudelgerichten gerechnet. So gehen die Tage dahin. 40 Meilen vor Grönland sichten wir unseren ersten Eisberg. Was für ein Erlebnis! Und dann kommt der Nebel. Wir tasten uns mit Radar und doppeltem Ausguck zwischen den Eisbergen hindurch und fragen uns, wie das wohl in der Einfahrt nach Nanortalik aussehen wird. Aber dann, kurz unter Land lichtet sich der Nebel. Vor uns tauchen von der Sonne hell angestrahlte Eisberge vor einer imposanten Bergkulisse auf. Wir können uns nicht satt sehen und fahren vorsichtig zwischen den weißen Kolossen hindurch bevor wir im Örtchen Nanortalik an einem Schwimmsteg festmachen. Wir haben es geschafft. Seit Neufundland liegen 785 Seemeilen hinter uns. Grönland ist erreicht. Der Skipper meldet uns auf der Polizeistation an und wir streunen begeistert durch den Ort. Abends gehen wir zum Essen in ein Hotel. Dort genehmigen wir uns erst einmal das eine oder andere Bier. Mit dem Essen ist es allerdings nicht weit her. Wir haben uns nicht angemeldet und so gibt es nur asiatische Nudelsuppe aus der Packung. Was soll es? Sieben asiatische Nudelsuppen bitte! Inzwischen versuchen die im Hotel anwesenden Einwohner von Nanortalik mit uns zu kommunizieren. Das fällt allerdings aufgrund deren zunehmenden Alkoholkonsums und unserer mangelndem Dänisch Kenntnissen nicht leicht.

Am nächsten Morgen statten wir der Touristeninformation – die gibt es hier tatsächlich - einen Besuch ab. Wir erledigen unsere Korrespondenz über ein (kostenpflichtiges) WLan und laden die neuesten Wetterberichte und Eiskarten herunter. Lebensmittel werden im lokalen Supermarkt besorgt – wo gibt es sonst schon Rentier und Moschusochse? Außerdem treffen wir einen norwegischen Kanutouren-Führer, der uns auf die schönsten Stellen im Prins Christian Sund hinweist. Grönlands Fjordlandschaft sei wie seine Heimat, nur noch viel spektakulärer: „Like Norway on Steroids“.

Schnell sind unsere Pläne für einen erholsamen Hafentag über den Haufen geworfen. Kurzentschlossen werden die Leinen losgeworfen. Nach einem Zwischenstopp an der Tankstelle, die hier die wenigen Autos und Boote gleichermaßen versorgt, geht es dann mit vollen Tanks Richtung Sund. Nebel und tief hängende Wolken geben nur wenige Blicke auf die Landschaft an der Südküste Grönlands frei. Die Eisberge fordern unsere Konzentration. Aber dann kommt die Sonne durch und vor uns öffnet sich die Aussicht auf eine grandiose Landschaft. Wir sind wieder einmal begeistert. Staunend fahren wir in den Sund ein. Links und rechts türmen sich die Felsen auf über 1000 Meter Höhe. An den Hängen schauen Gletscher hervor. Wasserfälle stürzen sich in die Tiefe. Nebelschwaden ziehen vorbei und wir gleiten durch eine Landschaft, die aus der Welt von Tolkiens „Herr der Ringe“ entsprungen sein könnte. Nach einigen Stunden kommen wir in den Seitenarm, den uns der Norweger als Übernachtungsplatz vorgeschlagen hat. Na ja, während wir von den angesagten sieben Windstärken aus Ost zwischen den Bergen nicht viel gemerkt haben, donnert hier der Wind durch ein Tal mit Sturmstärke – wir messen immerhin 49 Knoten Wind. Windstärke 10 und schwimmende Eisberge sehen nett aus, sind aber definitiv kein guter Ankerplatz. Also fahren wir weiter. Auf der Karte ist ein kleiner Ort mit Anleger eingezeichnet, Aappilattoq. Schon sehen wir die enge Einfahrt in den Naturhafen. Zwischen Felsen hindurch tasten wir uns an den kleinen Anleger und machen fest. Schnell sind wir umringt von einer ganzen Gruppe Kinder. Staunend wandern wir durch den Ort und auf den Hügel mit dem Hubschrauberlandeplatz. Wir setzen uns auf den blanken Fels und können uns an der imposanten Kulisse nicht satt sehen.

Abends beschäftigen wir uns mit den Kindern des Dorfes, spielen Fußball und Seilspringen. Wir finden im Schiff Wunderkerzen und begeistern die Kinder. Am nächsten Morgen besucht unser Junior (14 Jahre) mit einem Crewmitglied die örtliche Schule und erzählt über Deutschland. Dann geht es aber auch schon weiter in den Fjord. Zwischen hohen Bergen, begleitet von Gletschern und Wasserfällen, gleiten wir dahin. Irgendwann versperren Eisbrocken den Weg. Vorsichtig tasten wir uns ein Stück in das Eis hinein. Und dann beschließen die Jungs doch glatt: „Jetzt muss gebadet werden“. Gesagt, getan, schnell ist die Badeleiter ausgeklappt. Angegurtet wird kurz untergetaucht. Die Sonne scheint und unsere Rufe hallen über das Wasser. Nach der Aktion kehrt im Fjord wieder Ruhe ein. Wir tuckern weiter zum nächsten Gletscher und lassen uns davor treiben, schießen Fotos und bestaunen die Szenerie aus Eis und Felsen. Aber irgendwann drängt die Zeit. Wir wollen vor Sonnenuntergang an der Wetterstation am Ausgang des Prins Christian Sunds anlegen, um den Eisgürtel vor der Küste früh beim nächsten Tageslicht zu kreuzen.

An der Wetterstation treffen wir die einzige andere Fahrtenyacht zwischen Neuschottland und Island, eine polnische Yacht. Den Abend verbringen wir auf der Wetterstation, sprechen mit Lars von der Station und tragen uns ins Gästebuch ein. Wir sind durchaus stolz darauf, mit zahlreichen Fahrtenseglern, deren Namen und Schiffe uns aus Büchern und Zeitschriften vertraut sind, in einem Buch verewigt zu sein.

Am nächsten Morgen brechen wir beim ersten Tageslicht auf. Bei Sonnenaufgang geht es zwischen vereinzelten Eisbergen Richtung Osten. Ein fantastischer Anblick! Nach einigen Stunden liegen auch die letzten größeren Eisberge hinter uns. Dafür nimmt der Wind zu. Zum ersten Mal auf unserer Tour weht es dauerhaft mit 8 Windstärken. Und als wir die Abdeckung von Kap Farvel verlassen, kommt noch eine recht hohe Welle dazu. Irgendwann ist aber auch dieser Spuk vorbei. Der Wind lässt merklich nach und wir richten unseren Kurs auf Island. Die nächsten Tage vergehen ohne besondere Vorkommnisse. Wir sehen keine Schiffe und es passiert eigentlich nicht viel. Die Bordroutine geht ihren Gang. Kurz vor Island schläft der Wind ein. Wir nutzen den Tag für Reinigungsarbeiten sowohl am Schiff als auch an uns. Die Motorwärme bringt uns warmes Duschwasser – auch Flauten haben ihr Gutes. Dann begleiten wir zwei Blauwale ein Stück ihres Weges – doppelt so lang wie unser Boot, aber kaum mehr als eine Schiffslänge entfernt. Nach Stunden unter Motor entlang der isländischen Küste machen wir in Reykjavik im Yachthafen vor der Oper fest. Geschafft – endlich wieder festen Boden unter den Füssen. Wir fallen müde in die Kojen.

Zum Frühstück am nächsten Morgen, wieder einmal mit frischen Brötchen, kommt dann auch der Zoll an Bord. Der Papierkram für die Einklarierung ist irgendwann auch erledigt und wir dürfen Reykjavik erkunden. Allerdings müssen erst noch zahlreiche Arbeiten vorgenommen werden. Die Toiletten – eine defekt, eine verstopft - erweisen sich als reichlich störrisch. Auch die Reinigung der Bilgen ist nicht besonders angenehm. Zwei Crewmitglieder gehen mit unserer gesamten Wäsche in den Waschsalon und halten den dortigen Betrieb so sehr auf, dass sie sich am nächsten Tag in der lokalen Presse wiederfinden. Irgendwann ist aber auch das geschafft. Reykjavik, wir kommen! Der feucht fröhliche Abend ist verdient und wird entsprechend lang.

Am nächsten Morgen mieten wir einen Geländewagen und starten unsere erste Islandexkursion nach Pingwellir (Nationale Gedenkstätte und Weltkulturerbe), zu den Geysiren und zum Gulfoss-Wasserfall. Wir sind ausreichend beeindruckt und lassen den Abend in einer Pizzeria ausklingen. Für den nächsten Tag hat sich unser Freizeitbeauftragter etwas Besonderes ausgedacht. An diesem Samstag findet das jährliche nationale Kulturfest in Reykjavik statt. Morgens Marathon – ohne uns – tagsüber Musik an allen Ecken und Enden – mit uns als Zuhörern – und zum Abschluss mit Feuerwerk über dem Hafen – wir mit dem Schiff mittendrin. Der Abend wird auch danach noch reichlich lang. Trotzdem geht es am nächsten Tag mit dem gemieteten Geländewagen über West-Island zum Gletscher. Jetzt wissen wir auch, warum Geländewagen auf Island wirklich Sinn machen. Abends bringen Vater und Onkel unseren Junior für den Rückflug zum Flugplatz – die Schule ruft. Wir anderen machen das Schiff startklar. Kurz nach Mitternacht legen wir ab.

Das war vor drei Tagen. Die zwischenzeitlich geplante Route über die Färöer- und Orkney-Inseln – und dann vielleicht noch durch den Caledonian Canal - fällt leider aus. Der Ostwind lässt nur einen Kurs nach Süden zu. Macht nichts – die Reise war auch schon so reich an landschaftlichen Höhepunkten. Also ist Irland unser Ziel. Vielleicht reicht es auch noch für einen Zwischenstopp an Schottlands Westküste. Dann geht es in Richtung Dublin, und dort soll das Schiff bleiben. Im nächsten Jahr soll es dann ins Mittelmeer laufen. Eine beeindruckende Reise über rund 3.500 Seemeilen in 30 Tagen geht zu Ende. Die HUNDERTWASER hat uns sicher nach Europa gebracht. Die fantastische Ocean´s-Seven-Crew löst sich auf und verstreut sich in alle Winde. Grönland liegt irgendwie schon jetzt weit zurück. Und im Rückblick fragen wir uns: Grönland – Waren wir wirklich dort?

10 Reviertipps vom Skipper der HUNDERTWASSER Horst Müller-Peters:

1. Der alte Fischerort Lunenburg in Nova Scotia – Postkartenidylle mit Werften und Versorgungsmöglichkeiten, nicht weit vom Flughafen Halifax.

2. Meeresfauna en Masse: Delfine, Robben und Leatherback-Schildkröten auf Höhe der Carousse Bank zwischen Nova Scotia und Cape Breton Island.

3. Whalewatching in der Street of Belle Isle: Mehr Wale als Watcher auf 51.39 Nord, 55.55 West.

4. Neufundlands kleine Fischerhäfen – abgelegen und einfach, dazu herzlicher Kontakt mit den Locals. Der Roman „Schiffsmeldungen“ lässt grüßen.

5. Die Fahrt durch den Prins Christian Sund in Südgrönland: Wenn nicht gerade durch Packeis versperrt ein Landschaftserlebnis fürs Leben.

6. Augpilagtoq – Anlegesteg in einer anderen Zeit und Welt.

7. Ein Besuch auf der Vjerstation (Wetterstation) am Ostausgang des Sundes – Kletterpartie mit anschließendem Eintrag ins Gästebuch voller berühmter Yachten .

8. Reykjavik und seine Festivals: Der Sommer ist kurz, aber heftig. Eine Stadt voller Lebenslust - blonde Schönheiten und raue „Wikinger“ einbegriffen.

9. Isländische Tapas (kein Witz!) bei Tapas Barinn – serviert mit original österreichischem Schmäh.

10. Die Geysire – wirklich so eindrucksvoll wie man denkt. Und den imposanten Gulfoss-Wasserfall gibt es gleich um die Ecke.


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