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von Gertraud Filgis, SY. Fun Too“, filgis@yahoo.de
Vor der Nordküste Venezuelas liegen die beiden südlichsten Inseln der Karibik: Trinidad und Tobago. Die zuletzt britischen Inseln wurden im 19. Jh zu einer einzigen Kolonie zusammengeschlossen. 1962 wurden sie ein unabhängiger Staat im Commonwealth und seit 1976 Republik 40 % der Bevölkerung sind afrikan. Abstammung, ebenso viele haben indische Vorfahren. Die restlichen Bewohner sind Mischlinge, 0,6 % Weiße. Bodenschätze wie Öl und Erdgas sind wichtige Exportgüter. Für wirtschaftl. Fortschritt sorgen Agrargüter wie Zucker, Kaffee, Tabak und Zitrusfrüchte.
Nach einem kürzeren Urlaub in München holt mich mein Skipper Mitte September am Robinson Internat. Airport, Am Crown Point-Tobago ab. Per Taxi fahren wir in den Norden der Insel, wo in Charlotteville die Iroquois Fun Too vor Anker liegt. Es geht die kurvenreiche Küstenstraße von Tobagos Ostseite entlang mit atemberaubender Aussicht über Buchten, weißen Brandungsketten und glitzerndem Meer. Vorbei an unzähligen kleinen Kirchen, welche div. religiösen Sekten angehören. Im Laufe der Zeit erleben wir kulturelle und religiöse Feiern in Form von Gesangsfesten, sowohl der Christen, als auch der Hindus. Es stecken Weihrauchstäbchen in mit Sand gefüllten Blechdosen wie kleine Raketen und Gläubige werden von weißgekleideten Priestern zur Taufe ins Meer getaucht, wie es einst Johannes der Täufer mit Jesus im Jordan tat.
Am Nordende der Insel klettert der Bus eine passartige Straße hoch, um in weiten, steilen Serpentinen im 1. Gang das Gefälle zur Westseite der Insel hinab zu kriechen. An der zerklüfteten Küste, sowie bei den vorgelagerten kleinen Inseln haben sich Tauchbasen niedergelassen. Dorthin fahren Glasbodenboote und es gibt Touren zu einer Vogelwartestation oder zur Kakaofarm. Wir sind angelangt im kl. Ort Charlotteville, welcher am schönen Naturhafen „Man O`War Bay“ liegt. Neben 12 Yachten und Fischerkähnen dümpelt unser Katamaran. Das Dingi liegt sicher vertäut am ganz kleinen niedrigen Steg. Da ahnen wir noch nicht, dass es der einzige der Insel Tobago ist, den wir finden werden. Schildkrötenköpfe begutachten uns neugierig. Fregattvögel, großschnäblige Pelikane und Möwen umflattern Fischschwärme. Willkommen auf Fun Too.
Hat man in Charlotteville oder Scarbough einklariert,muß man am gleichen Ort auch ausklarieren.Die nette Dame fertigt uns in 10 Min. ab. Ich zahle 7,50 Euro wegen der luftigen Einreise per Condor, Stempel, fertig.
Farbenfrohe Häus`chen, liebevoll angelegte Gärten, kleine Supermärkte, Restaurants, Straßenküche, Fischhalle. In einem Laden wird Angel- und Tauchzeug vermietet-verkauft, doch die Saison beginnt erst in der Adventszeit. Der WiFi Anschluß jedenfalls funktioniert, das aktuelle Wetter wird runtergeladen. In der Uralt-Waschmaschinen-Trommel verschwindet unsere Bettwäsche unter 3 Bechern !!! Waschpulver. Ich erkläre dazu „nicht mit 40 , sondern mit 60 Grad bitte waschen“. Blendend weiße Zähne im kakaobraunem Gesicht verkünden lachend: „no Ma`am, water is cold“! Zur Bestätigung rinnt der Kaltwasserstrahl vom Wandschlauch in die Trommel. Dafür wird die Wäsche dann nicht in der strahlenden Sonne getrocknet, sondern per Heißluftautomat.
Das einzige Obst- und Gemüsezelt ist leer, es werden Rohre da vor verlegt und das kann dauern.Mit anderen Yachties geht’s, wie gestern gekommen, mit gleichem Bus 35 Min. wieder die mörderische Steilstraße rauf und wieder runter zum übernächsten Ort, wo es ab 10 Uhr einen Stand mit Frischwaren gibt. Hier im Inland ist das Leben einfach. Es werden Touren angeboten zum Coconußpark und zu Wasserfällen. Mit 2 vollen Rucksäcken alles wieder dakapo.
Die nächste Nacht, schon in der „Bloody Bay“, ist starkem Schwell ausgesetzt. Kaum Häuser. Dem Namen zum Trotz ist der Strand friedlich. Die Brandung bildet die Geräuschkulisse.
Nächster Ankerplatz: Parlatuvier Bay, wo 2 Kats aus Südafrikaaa ankern. Eine wacklige, angerostete, angebundene Eisenleiter hinauf und wir stehen am hohen Verladekai. Rundum Gestrüpp. Felsen, die Hitze ausstrahlen. Ein Mini-Mini-Kontainerkiosk bietet Dosen, Gebäck. Getränke und viele Süßigkeiten. Unsere wenigen Tomaten an Bord werden wieder keinen Nachschub bekommen. Drei angepflockte Kurzhaarschafe, aussehend wie Rehfelle, schauen zu, als wir mit leeren Tüten zur Rostleiter zurückkehren. Mit der Versorgung scheint es hier so eine Sache zu sein! Unser Trost: morgen segeln wir weiter nach Plymouth, der zweitgrössten größten Stadt der Insel, da gibt es bestimmt alles zu kaufen. Der Optimismus stirbt zuletzt.
Also segeln wir bei leichter Brise langsam weiter. In Plymouth steht wieder ein alter, hoher Verladekai. Was hätten wir diesmal für eine Rostleiter gegeben. Wunschdenken, es gibt nämlich keine. Als Alternative springen die Fischer aus 2 m Höhe in voller Montur ins 30 grad warme Meer und schwimmen zu ihren kleinen, jeweiligen ankernden Untersätzen. Tatsache!!. Bei Flut reicht ihr Bug so weit zur Beton platte des Kais hoch, dass eine Kiste Fangfisch samt Besitzer an Land gelangen kann. Andernfalls schwimmen sie wieder an Land.
Frustriert sehen wir uns an: das kann doch nicht wahre sein. Kein angenehmer Gedanke.Somit stehen wir vor einem Problem und tauschen das Ungewisse gegen das Risiko. Uns schwant aber nichts Gutes dabei. Schließlich paddeln wir los in Richtung 6 m breitem „Strand“ ohne viel scharfkantiger Felssstruktur Und gelangen zum stufenförmig aufsteigendem Ufer, gefolgt von hohen anrollenden Gischtwellen. Leider nutzt uns die ganze Vorsicht nichts, denn sie haben das selbe Ziel wie wir. Geht die Anlandung gut, reicht das Spritzwasser nur den Rücken hoch. Geht man jedoch baden, dann, ja dann sieht das Stilleben bei Rückkehr zu Funh Too so aus: auf einem Handtuch ausgebreitet trocknen die Tobago-Dollar-Scheine und auf der Leine baumelt aufgehängte Wäsche und der Geldbeutel trockenen Zeiten entgegen. Zweimal machen wir die Prozedur. Gerhard paddelt die vollen Rucksäcke zum Kat zurück, ich schwimme nebenher.
Obst- und Gemüseschapps sind somit aufgefüllt. Angesichts der Widrigkeiten fällt es uns schwer, das aufgefüllte Glas halb voll zu sehen. Denn die Ernüchterung folgt auf den Fuß: Plymouth: Es ist ein 500 m alter Straßenort mit kleinen Supermärkten, der Obstkiosk ist die einzige Quelle für Frisches, aber mit begrenztem Angebot. Dazu eine Straßenküche im 1. Stock mit 4 Stühlen sowie 1 Chinarestaurant, das Menü besteht aus 5 Zutatengerichten: Reis-Nudeln-Gemüse-Hendl-Schwein. In den Seitenstraßen stehen teils gute , teils verfallene Häuser, die den Kampf gegen die Natur längst verloren haben. Unsere Freude hält sich also in Grenzen.
Das Beste hier scheint der Bus nach Scarborough zu sein, doch die Fahrer streiken gerade. Wo die Erde zu Staub verkrümmelt, scharren die Hühner, nehmen in kl. Mulden ihre Staubbäder, oder picken im Kreis von winzigen Küken. Farbenfrohe Gockel stolzieren umher, sie sind sich ihrer Stellung bewusst. „Ihrer Hühner waren drei und ein stolzer Hahn dabei.“ (W.Busch)
Am späten Nachmittag sammelt sich ein Refugium von Pelikanen, Fregattvögeln, Möven und Seeschwalben um Fun Too, ein Ohmen? Der Wolkenhimmel mit seiner nimmer müden Wandlungsfähigkeit regt die Phantasie an. Es kommen kompaktere Wolken und nehmen den Himmel weg. Als ob der Tag nicht schon unfreundlich genug war, wird es noch schwüler, werden schnell kommende Wolken schwarz und ziehen sich zu einem Gewitter zusammen. Wir sehen dem Verlauf der Wetterlage mit gemischten Gefühlen entgegen. Ein Trog der Tiefdruckfront zieht schnell heran. Dann prasselt der Regen wie ein Sturzbach auf uns nieder, an Land die Abhänge herunter und schwemmt alles mit: Laub, Äste, Styropor, Treibholz, Erde, Schlamm. Die ganze türkisblaue Bay wird kakaobraun. Der tropische Regen hämmert aufs Dach. Die Luft ist schwer geladen mit Elektrizität. Es blitzt, kracht und donnert unaufhörlich.
Beide Wassertanks sind randvoll gelaufen. Die Blitzfrequenz ist so hoch, dass der dichte Regenvorhang oft hell ausgeleuchtet ist. Die kurze Tropendämmerung wird rasch zur finsteren Neumondnacht. Jetzt, bei Hochwasser im Regen werden wir gewahr: es gibt keinen schützenden Uferstrand mehr, sondern wir ankern im Gebiet von zwei überquellenden Flussmündungen aus den Mangroven und bald wähnen wir uns beim Flößen auf der Isar. 5-6 m lange Bambusstämme kommen dahergeschossen, verfehlen oder treffen den Kat. An Schlaf ist bei dem Gepolter nicht zu denken.
Ein querliegender Stamm am Ankergeschirr und vor den Rümpfen zwingt uns, ohne viel Sicht weiter weg tastend umzuankern. Nach einer weiteren Stunde hört der Regen abrupt auf. Der schwimmende Unrat wird vom kl Riff hinter uns zurückgeworfen, schwabbt bei Flut wieder zum Strand zurück. Der Morgen offenbart das Ausmaß des Gewitters der Nacht. Was lange gärt wird endlich Wut. Anker auf und nichts wie weg von Plymouth an der Grand Courland Bay.

Es folgt die nächste Felsnase: Black Rock, mit kl. Pavillon.
Er gehört zur Anlage des Fort Bennett. Mit 2 Kanonen in entgegengesetzten Richtungen zielend, haben die Engländer 1686 immerhin 1 Jahr lang die Gegend beherrscht und alle um die Stone Haven Bay lebenden Indianer tot geschlagen. Heute stören kreischende Ara`s in den Bäumen manchmal den Frieden. Diesmal ist Landgang kein Problem. Diverse moderne Hotelanlagaen warten auf Gäste und beschweren uns guten Internetempfang.

Black Rock Pavillon

Nach der nächsten Felsnase fällt der Anker in Mt.Irvine Bay.
Wo 3 Yachten dümpeln. Im Wasser liegende Surfer warten hinter dem Riff die nächste Welle ab, dann geht die Post ab. Am flachen Sandstrand ist anlanden wieder relativ einfach.


Später gelangen wir um die Felsnase „Booby Point“ hinter zur Ortschaft Buccoo, welche, außer von Norden, vom gr. Buccoo Riff sehr geschützt wird. Div. Glasbodenboote sind dorthin unterwegs, 2 Treppen im niedrigen Betonpier für die Fischer erleichtern uns hier trockenen Landgang. Bingo!- Die Hafengegend ist modern und neueren Datums, alles relativ sauber, Versorgung kein Problem. Außerdem befindet sich in 4 km Entfernung der große Supermarkt „Penny Saver “ mit Frischwaren, samt Bankautomaten. Das Taxi dorthin schlägt mit 30 Cent per Nase zu Buche. (1 Liter Super = 28 Cent, 1 Liter Diesel 15 Cent)
Angeblich ist Tobago der Ursprung des Rapp gesangs.Auf der ganzen Insel, aus Autos, Häusern u. Bar-Restaurants schallt Rapp live in maximaler nervtönender Laurstärke..
Am Sonntag ist Remmi-Demmi angesagt mit Steeldrumms, Metallfässer mit Calypsoklängen, später Dauer-Rapp von 1000 Watt Lautsprechern verstärkt, dass die Luft fibriert und Taube hörend macht. Es ist ein Marathon von 20.00 bis 04.00 nonstop. Unglaublich. Wir sind uns einig: Buccoo ist für uns ein super flacher Ankerplatz, doch „sonntags n i e !“
Am Strand reiten tagsüber die Touristen und nachts leuchten sie mit ihren Taschenlampen, wo Schildkröten schlüpfen oder Krebse krabbeln. Im Centrum von Bucco befindet sich die Weltweit einzige, Tag und Nacht beleuchtete Ziegenrennbahn, an deren Start Ziege und Besitzer losrennen, um mit 6 Beinen als Paar zu gewinnen.
Für 20 Cent gelangt man per Bus nach 12 km in die Hauptstadt Scarborough. Er fährt alle Stunde, kann aber bis 55 Minuten Verspätung haben, oder schon mal ganz ausfallen. Denn: wir haben die Uhr, hier hat man die Zeit. An der Haltestelle sitzt wartend eine Frau in buddistischer Ergebenheit, bis der Bus endlich kommt. Beim Einsteigen grinst der schwarze Fahrer die ungeduldige Europäerin an, beim Aussteigen wünscht er ihr „have a nice day.“
Wir sind lernfähig. Je 50 Cent fürs Taxi, also einen Euro und 12 km später befinden wir uns in Scarborough. Alles spielt sich im Herzen der Unterstadt an der Hafenfront ab, dem Mittelpunkt der quirligen Hauptstadt Tobagos. Stellenweise dröhnt es ohrenbetäubend laut aus Bars. Die Leute haben Rhythmus im Blut, tänzeln, wo sich die Gelegenheit dazu bietet. Das Essangebot in Garküchen mit scharfen Kreolengerichten, z.B. „Roti“, ist reichlich, ebenso Supermärkte und Apotheken. In Markthalle und mit Planen überdeckten Buden, erhält man alles Gewünschte. Engpässe treten auf, wenn der Transport per Flugzeug oder Schiffkontainer nicht klappt. Z.B.: Äpfel und Eisbergsalat stammen aus den USA, Bananen aus der Dom.Republik.
Man lernt nie aus: Hier gibt es eine Bananensorte, deren Schale im reifen Zustand sich rot färbt, daher der Name "Firefig". Diese Banane im Zusammenhang mit Alkohol genossen, , laut warnenden Aussagen der Marktfrauen ist absolut tödlich.
Erwähnenswert ist auch der weiße, geleeartige Kern der jungen Kokosnüsse, aus dem Speisefett und Öl hergestellt wird. Millionen von Kokospalmen wachsen auf Tobago für die Kopra Industrie.

Congs auf dem Martplatz
Die Geschäfte sind überwiegend in indischer Hand. Auch hier herrscht eine Zweiklassengesellschaft, eine sichtbare Paralellwelt: die einen besitzen Zähne, bei anderen hat der Zahnarzt nicht mehr viel zu tun. Am Wellenbrecher des Industriehafens liegt die Küstenwache und patrulliert mit Automatwaffen. Sie halten Ausschau nach Drogenkurierbooten aus Venezuela oder dieser Richtung, den sogenannten „Pulverbooten“. Sie sammeln abgeworfene Sendungen auf, die gedacht sind zum Weiterschmuggeln.

Fort Benneth
Am Stadtrand im Botanischen Garten stehen majestätische Bäume, deren Stämme ungemeinen Umfang haben. Das Fort King Georg III stammt aus dem Jahre 1804. Die Kanonen sind beliebtes Fotomotiv. Briten, Franzosen und Spanier haben hier einst um die Vorherrschaft gekämpft. Heute haben die Nachkommen der befreiten Sklaven aus Afrika das Sagen. Nach deren Freilassung wurden Chinesen und Inder importiert. Sie gehören heute zum Stadtbild, ebenso wie Mischlinge allen Coleurs. Es legt gerade eine riesige Katamaran-Fähre, die „T & T Spirit“, an. Sie fährt 3 Stunden lang rüber nach Trinidad. Und wir per Bus zurück nach Buccoo zu Fun Too.
Hier erwartet uns abends eine Überraschung in Form von noch n i e erlebter, fenomenaler, 2-stündiger Gewitterballung, welche uns aufkommende Starkwindböen, vom Meer her in die Bucht hohes Wellengeklatsche und schwarze, in Nacht übergehende, drohende Wolken beschert. Es toben ungeahnte Kräfte um uns, das Barometer fällt kurzartig von 1018 auf 1011. Tropische Regenmassen, dunkel wie Sturzbäche, ergießen sich die Fluten auf Fun Too in der schiefergrauen Bucht. Das Riff schäumt weiß und unheilvoll. Nach einem enormen Knall über uns liegt ganz Buccoo total im Finstern. Blitze haben ganze Arbeit geleistet. Schach matt, wenn man so will. Das Wichtigste aber ist: im 2,5 Meter flachen Wasserrauschen hält der Anker an langer Kette auf Sandgrund. Doch etwas Bangen bei stetigen Blitz-Krach-Donner über unseren Köpfen bleibt, denn unser Mast ist der einzige weit und breit. Endlich, nach gut 2 Stunden, ist der Spuk gen Trinidad weitergezogen mit Wetterleuchten und schwächerem Donnergrollen. Der Puls normalisiert sich wieder. Sterne sind die einzigen Lichter über Buccoo.
Anfang Oktober ist immer noch Hurricanzeit. Die Karibik ist ein bevorzugtes Ziel der von Afrika her über den Nord-Atlantik sich bildenden Tropen-Wirbelstürme mit unberechenbaren, verheerenden Folgen. Sie sind der Fluch der Karibik. Der letzte Hurrican mit Namen „Flora“ suchte Tobago 1963 heim. Geköpfte Palmenstämme zeugen entlang der Insel davon. Die Natur hat ihren Tribut bezahlt. Z.Zt liegt der Hurrican „Nadine“ mit 90 kn mitten im Nordatlantik und weiß nicht, wohin er will. Östlich davon, 3 Tage von uns entfernt, braut sich auch ein Wirbel zusammen. Noch ist er namenlos, mit 70 % Wahrscheinlichkeit zum Hurrican. Per Internet verfolgen wir seinen Werdegang täglich mehrmals. Als „Oskar“ wird er bald gen Norden ziehen. In 1 ½ Stunden könnte Fun Too in der vom gr. Buccoo Riff geschützten Bon Accord Lagoon sein, einem Hurrican-Loch. Die Lagune ist Naturschutzgebiet und Zutritt verboten. Nur bei Gefahr oder mit besond. Erlaubnis darf dorthin derzeit eingelaufen werden.
Das gr. Buccoo-Riff weiträumig bis zur Leucht-Tonne umfahrend, gelangen wir auf Höhe zur Einfahrtsrinne des Riffs, wo ein Dutzend Ausflugsboote den Hoteltouristen die faszinierende Unterwasserwelt zeigen. Weitersegelnd, gelangen wir zum Ende der Insel, wo auf der Landepiste des Airports am Crown Point, gerade ein Flugzeug „Condor“ nach Barbados startet, billig aufgetankt. Da hier am Fort Milford der Atlantik und die Caribbean See aufeinander treffen, ist das Meer oft sehr unruhig. Im starken Schwell ankern ziemlich ungeschützt 15 Yachten in der Miltonbay. Kaum angekommen, erhalten wir von einem Bedenkenträger und Besserwisser Ratschläge, um die wir nicht gebeten haben. (El Kabel weit weg). Um es auf den Punkt zu bringen, wir ankern ein paarmal um, zahlen Lehrgeld und ankern verärgert wieder am ursprünglichen Platz. Dafür gelangen wir per Dingi ohne Probleme den Strand hoch. Diesmal geht ein anderes, größeres Beiboot „baden“.
Die Gegend ist voll von Hotelanlagen. Touristen bevölkern die Essenszeile Milford Road. Dieser Bulevard ist gesäumt von dicht stehenden Reklameschildern a la USA und das Geschäft boomt. Diese Straße ist Mittelpunkt und führt uns über Bon Accord nach Canaan, vorbei an div. Kirchen, bis nach 2-3 km Obsthalle, Obststände und der gr. Supermarkt Penny-Saver unsere Wünsche erfüllen.
Nach 2 Nächten der Schaukelei ist es, trotz Einladung auf eine Yacht, genug und wir schätzen bald wieder die ruhige Buccoo-Bucht samt Fischerkai und Kolibrigeflatter an großen Blüten. An der Wasseroberfläche glänzt ein Sardinenschwarm und die Seeschwalban sitzen wieder am Bugkorb. Der alte Fischer, Typ Odysseus, fast ohne Zähne, grüßt im Vorbeifahren. Alles ist ausgeglichen wie gehabt, also easy going. Spannend wird es erst, wenn Riffhaie nahe der Badeleiter auftauchen, dann fällt das „easy“ weg.
Ab Mitte Oktober herrschen Wellen aus Nord vor. Odysseus kommt vorbei, ist um uns besorgt. "Danger". Also ankerauf. Durch ein kl. vorgelagertes Riff gibt die Mt. Irvin Bay nebenan guten Schutz, die Surfer haben immer noch ihren Spaß und bald finden sich 15 andere Yachten ein. Unter sonnigen Palmwipfeln ertönt ein Gospelchor mit „Stille Nacht, holy night. Manchmal segeln wir einige Stunden, lesen, baden. Manche Tage sind gut. Andere besser und Gerhard mein schon mal „Du, das ist schon kitschig, so schön ist es hier."
Ende Oktober. Im Internet verfolgen wir penibel die Wetterlage der Karibik. Von Puerto Rico aus über Haiti und Florida steigert sich der Hurrikan „Sandy“. Der 3.000 km umfassende Jahrhundert-Wirbel sorgt im Osten der USA für Chaos in 15 Bundesländern und Teilen Canadas. Geschätzte Schäden 30-50 Milliarden US Dollar.Gleichzeitig fällt in Westvirginia 30 cm Neuschnee.
Einmal ist keinmal. Zurück in der Milford Bay verbringen wir diesmal dort 1 Woche, super geschützt bei Ostwind -Lage. Die Farbskala des flachen Wassers beim Buccoo Riff neben Fun Too lässt kleine Riffe erahnen, von tintenblau bis gletschergrün ist alles dabei. Die Luftfeuchtigkeit ist extrem hoch und die Sonne schimmert durch das verwaschene Weiß der dünnen Wolken. Ein schmaler Regenschleier nähert sich, wird in 15 Minuten vorüberziehen und kaum Abkühlung bringen. Die Kleider würden unangenehm am Körper kleben, so man welche an hätte und das „Badewasser“ hat 30 Grad.

Charlotteville
Resume:
Es gibt 2 grössere, relativ geschützte Ankerplätze auf Tobago. Im Norden die Man of Var Bay mit Charlottville und im Süden die Milfortbay in Flugplatznähe.
Übrigens, auf irgend etwas wartet man immer! Es ist 10 November geworden, als unsere neue Segelsaison beginnt. Der GPS ist programmiert, zeitig um 02.00 segeln wir los. Auf dem Band im Radio ertönt die Melodie aus dem 2. Weltkrieg „we`ll meet again, don`t know where, don`t know when“. Bye, bye Tobago. Eine Sternschnuppe fällt, ein Wunsch wird in die Nacht geschickt, Zunächst geht’s die 77 sm hoch nach Grenada zurück, um beim Segelmacher zu reklamieren.
Die Überfahrt nach Grenada gestaltet sich die ersten 30 sm rollig, Bullriding, auf Grund der Windwellen aus Ost, 1-2m Schwell ausNordost und 2 kn Strom aus Süd.
Die bequemere Alternative, um West zu machen, ist von Charlotteville nach St Vicente zu segeln.
Skipp at Milfort Bay
Und dann?, na schaun ma amal.