von H. Peter Schneider, Kat "AHU", .10m (Visiona 41)
E-Mail: jacquelineschneider1@yahoo.de
BUNDABERG/ QUEENSLAND/ AUSTRALIEN - SAILORS BEWARE !! Aktuelle Infos zu Australien- Klarieren + Reparaturen
Als wir Anfang November 2010 mit unserem Kat AHU die Mündung des Burnett-River anliefen waren wir etwas enttäuscht, dass die Landschaft so wenig reizvoll und flach vor uns lag, dennoch glücklich, unsere gut 1000 Meilen-Überfahrt von den Louisiaden gut geschafft zu haben.
Bundaberg war uns als Einklarierungshafen empfohlen worde, da hier keinerlei Barre die Einfahrt bei schlechtem Wetter zum Risiko werden ließ.
Wir hatten eher negative Infos über die strenge Zollabfertigung in Australien gehört, sahen dieser deshalb mit einigem Bangen entgegen.
In der etwa 1 Meile flussaufwärts gelegenen Port Marina wurden wir noch um 17 Uhr nachmittags sehr freundlich und korrekt abgefertigt. Selbst die Aquis (Quarantäne)-Dame war nicht überpenibel, nahm unsere offensichtlich abzugebenden Früchte und Gemüse weg, kassierte die dafür anfallende Gebühr von AUD 330.-, also etwa € 250.-,eigentlich eine Zumutung fanden wir. Aber unser Boot wurde nicht durchsucht, nur Kühlschränke und Lebensmittelstauräume inspiziert.
Am nächsten Morgen erkundigten wir uns nach den Liegeplatzkosten in der Port-Marina, die einen sehr gepflegten und sauberen Eindruck machte. € 43.- pro Tag konnten wir uns für ein paar Tage leisten, doch für die dauer der 6-monatigen Cyclone-Season war uns der Betrag von € 3250.- (ohne liveaboard-Zuschlag) einfach zu hoch.Diese Marina hat zwar einen sehr schönen Hardstand (Trockenliegeplatz) für Yachten, kann aber größere Kats nicht kranen oder aufslippen, kam für uns also nicht in Frage.
Geoff, der Direktor der Marina, war TO-Stützpunktleiter, wir konnten ihn aber für keinen Rabatt für TO-Boote zu gewinnen.
Die Marina betreibt einen Gratis-Shuttlebus in das etwa 25km entfernte Bundaberg, praktisch zum Einkaufen, zurück allerdings geht es nur mit dem öffentlichen Duffy’s Linienbus für AUD 2.60. (Wechselkurs 1 AUD etwa 0.75€). Es gibt mehrere Shopping Centers in B’berg, z.T. allerdings etwas außerhalb, etwa Hardware Bunnings, Aldi, Big W, aber per Bus mit umsteigen erreichbar.
Da wir aus Sicherheitsgründen unseren Kat an Land haben wollten, entschieden wir uns flußaufwärts zu tuckern und bei Bundaberg Slipways, einem Slipp mit Trailer auf einer schiefen Ebene, diesbezüglich zu recherchieren.
Gesagt, getan. Im Gespann mit unseren französischen Freunden tuckerten wir bei incoming tide den breiten Fluß landeinwärts. Vor allem im oberen Bereich ist er sehr flach, sodass wir trotz ausgezeichneter Betonnung oft nur wenige Zentimeter unter unseren 1.10m tiefgehenden Kielen hatten. Allerdings waren wir gleich nach dem Niedrigwasser gestartet, hatten, als wir in Bundaberg ankamen, etwa Half Tide, jedenfalls kamen auch größere Kielyachten bei Hochwasser ohne Probleme bis zu dem Provinzstädtchen.
Wir machten erst einmal an einer Mooring von Midtown Marina fest, wir hatten vorher gefunkt, und Stan, der überaus freundliche Midtown Bootsmann, erwartete uns und half beim Festmachen an den Muringbojen im Fluss. Diese kosten etwa AUD 120.-/Woche.
Man lag hier sehr schön im Herzen von Bundy, so nennen die Aussies dieses Queensland-Städtchen. Allerdings war der Landgang nur per Dinghy möglich, auf Dauer also nicht so ideal.
Ich erkundete die am Nordufer des Burnett liegende Werft und Slipanlage, lernte den Eigner Russ Hausler kennen, der aber keinerlei Anzeichen seiner deutschen oder österreichischen Vorfahren erkennen ließ, sondern ein breites australisches Englisch sprach.
In seinem Büro hingen ein paar Zeitungsausschnitte mit Fotos und Berichten von Yachten, die von den Mooringbojen der Midtown Marina vor ein paar Jahren durch Hochwasser weggerissen und stark beschädigt in den Mangrovenufern wiedergefunden worden waren. Nicht gerade ermutigend, aber offensichtlich ein Punkt, der Langzeitsegler warnen muss, denn der Fluss wird dabei sehr reißend, bringt viel Treibholz mit sich, das sich an Muringgeschirr und Yachtrümpfen verfängt und letztere auf Drift bringt, vielleicht auch durch die eher leichtgewichtigen Betonblöcke bedingt.
Russ machte mir ein Angebot für das Slippen mit einem low-tech Slipwagen und Traktor für sehr teure AUD 1200.-, üblich sind sonst in Australien so um die $ 400.- , dafür war seine Landliegegebühr sehr günstig (AUD 10.-/Tag).
Ich sagte ihm, dass ich den Mast legen wolle, um eine Reparatur am Masttopp vornehmen zu lassen, auch im Cockpit fielen ein paar GFK-Arbeiten an. Er meinte das Kranen des Mastes koste AUD 160.- und er habe einen ausgezeichneten Holz- und GFK-Fachmann in seiner Werftcrew. So wurden wir uns einig, dass er in etwa einer Woche, - es kann nur bei hohem Stand der Tide geslippt werden -, AHU herausholen würden.
Trotz Regen holte uns Mick, der Mitarbeiter der Werft, mit dem Motorboot ab, macht unsere Muringleinen los und wir tuckern die wenigen Meter zur Slipbahn. Hier standen schon 2 Männer bereit, -bis zum Hals im Wasser -, und sorgten dafür dass AHU trotz Fluß-Strömung und Seitenwind richtig auf den Slip-Trailer bugsiert wurde. Mit ein wenig Motorschub voraus schob ich den Kat auf den Slipwagen. Alles weitere besorgten dann die Männer im Flußwasser und per Traktor schleppte Russ uns dann die Schrägung des Slips hinauf und nach dem Unterwasserreinigen zum Liegeplatz unter Eukalyptusbäumen. Dieser Platz auf der Schotterfläche unseres Hardstands war echt romantisch, zumal da sich hier vor Sonnenuntergang die Vögel zu einem atemberaubenden Konzert trafen.
Am nächsten Morgen legten wir den Mast, allerdings kostete die Kranmiete AUD 400.-statt der von Russ genannten 160.-
Ich senkte noch am gleichen Tag beide Ruder zur Inspektion ab, Ruderblätter, -schäfte und –buchsen waren okay, ich schmierte die Schäfte, Jacqueline und ich schafften es im Alleingang sie wieder in den Rumpf zu schieben und anzuschrauben, ganz super !
Mit Werftdame Lorraine verhandelte ich über unsere Winterliegeplatzkosten, denn Russ’ Angebot war offensichtlich nicht richtig gewesen. Unverhältnismäßig hoch waren die Slipkosten, was allerdings durch die beinahe antik anmutende, arbeitintensive Art des Slippens erklärbar war. Die Arbeitskosten waren mit € 40.-/Stunde in Ordnung.
Mick, der Holz- und GFK-Fachmann machte sich sofort an die Masttopp-Reparatur, entfernte den Alu-Masttoppbeschlag und stieß auf durchfeuchtetes Holz unterhalb des Alu-Masttoppbeschlages. Offensichtlich hatte es durch die Fallenöffnungen durchgeleckt und die Holzleistenkonstruktion unseres Holz-Epoxi-Flügelmastes im obersten Masttopp geschwächt..
Er entfernte die oberste Mastschiene und dann das durchfeuchtete Holz.
Interessanterweise waren nur die Seitenwände des Masttopps feucht , der im vorderen Bereich des Mastes verlaufende Stamm hingegen fühlte sich solid an.
Mick ließ jetzt die Reparaturstelle austrocknen , wir hofften, dass die Reparatur noch vor unserem Abflug abgeschlossen würde. Wir besprachen die Arbeitsweise, doch stieß ich auf Schwierigkeiten Mick das Prinzip des Holzschäftens zu erklären. Er mußte die Leisten, die beschädigt waren entfernen und neue anschäften und einleimen.
Hier zeigte sich leider, dass er kein richtiger Holzfachmann war.
Der englische Fachausdruck war mir nicht geläufig, ich umschrieb den Vorgang zwar, zeichnete ihn auf. war aber nicht sicher verstanden zu werden.Der englische Fachausdruck war in keinem Wörterbuch, auch im Internet nicht zu finden.
Wir erledigten unsere Saison-Ende Arbeiten ,Segel abschlagen und zum Segelmacher, Elektronik an einem sicheren Platz verstauen , Winschen überholen, Motorservice, Großreinemachen, das Übliche also.
Am 20. November fuhren wir per Tilt-Train in etwa 5 Stunden nach Brisbane, AUD 75.-/Person, nur Hinfahrt, flogen abends mit Emirates nach Dubai und Europa. Leider konnte die Mastreparatur nicht vor unserer Abreise beendet werden, sondern blieb bis zu unserer Abreise praktisch unverändert wie nach dem 1. Arbeitstag.
Am 28. Dezember erhielten wir ein Mail von Slipways aus Bundaberg, dass AHU’s „Trockenliegeplatz“ 2 m unter Wasser stünde.
O Schreck, wir hatten bis dahin noch nicht von den Überschwemmungen in Queensland gehört. Nun fing das Zittern um unser Boot und unseren Mast an.
Am Tag darauf erreichte der Burnett-River 8 - 9m über Normalpegel, ein Jahrhunderthochwasser.
Hunderte Häuser unter Wasser, auf dem Hardstand der Slipways-Werft rissen die Fluten alle Boote außer unserem Kat und dem daneben stehenden Einrümpfer weg. Die Muringfelder im Burnett-River und Teile der Schwimmdocks von Midtown-Marina wurden hinweg gefegt.
„Ahu“ war mit Leinen an Eukalyptusbäumen gesichert und standen mit dem Bug gegen den reißenden Hochwasserstrom. Die anderen Yachten, auch der Kat unserer französischen Freunde, brachen die Sicherungleinen und trieben mit der bis 25 Knoten schnellen Überschwemmungs-Flut flussabwärts oder in die mangrovengeschützten Ufer. Fürchterlich.
Allein von Slipways verschwanden auf diese Art und Weise etwa 20 Boote und Yachten.
Insgesamt 3 Hochwasserschübe gab es zwischen Weihnachten und Ende Januar 2011. Insgesamt waren am Burnett-River über hundert Yachten betroffen. Interessanterweise verlief sich das enorme Hochwasser in der Mündungsregion des Flusses fast völlig, so dass in der Port Marina keine nennenswerten Schäden entstanden. Und wir hatten gedacht mit dem Landliegeplatz ein Optimum an Schutz zu gewinnen!!!
AHU’s Mast wurde in der Werfthalle völlig von den Wassermassen, die beinahe Giebelhöhe erreichten, eingeschlossen und durchnässt, trieb aber nicht ab. Bei den Aufräumarbeiten musste der Mast aus der Halle gebracht werden, da sich 1m Schlamm am Boden abgesetzt hatte, der entfernt werden mußte. Deshalb wurde er per Kranwagen auf das offene Gelände gebracht und im Freien aufgebockt. Der 2. und 3. Flutkatastrophe war der Mast also völlig schutzlos ausgeliefert, nur angebunden schwamm er in den reißenden Fluten.
Als die Überschwemmungen zu Ende waren, präsentierte sich der hard-stand-Boden des Werftgeländes völlig ausgewaschen, Russ musste 1100 Tonnen Schotter auffüllen und planieren lassen um ihn wieder benützbar zu machen. Unser Mast stand nun aufgebockt auf dem ungeschützten Werftgelände, wochenlang Sonne, Regen und Wind ausgesetzt.
Das erodierte Werftgelände ermöglichte anscheinend nicht, den Mast wieder in die Halle zu bringen.
Wir waren vor allem um unseren Mast besorgt, wir fürchteten, dass er, durchnässt an der Sonne liegend, Gefahr liefe Delaminationsschäden zu erleiden.
Ein befeundeter Bootsbauer und Yachtsaschverständiger bestätigte mir denn auch diese Sorge. Der Mast müsse unbedingt in den Schatten, müsse durchlüftet und entwässert werden. Alles sehr logisch klingend.
So begann nun eine extrem frustrierende Zeit. Ich schickte fortlaufend Mails an Slipways, mit Anregungen und Bitten die entsprechenden Maßnahmen zu treffen. Leider waren die Antworten wenig konkret und ausweichend, ich schlug vor nach Bundaberg zu kommen, was Russ aber als unnötig beurteilte.
Es war zum Steinerweichen!!
Ich telefonierte ich mit Russ, bedankte mich für die Rettung, sowohl von AHU als auch des Mastes. Doch als ich zu den Maßnahmen zur Rettung des Mastes kam, war Russ nicht bereit weitere Auskünfte zu geben, oder meine Vorschläge anzuhören..
Erst Ende März bekamen wir die Nachricht dass der Mast wieder in die Halle verlegt worden war, und erst bei diese Gelegenheid wurde er angehoben, um das sich darin befindliche Wasser auslaufen zu lassen. Das nun endlich angeschlossenne Gebläse blieb weitgehend wirkungslos, da zwar in den Maststopp hineingeblasen wurde, es aber keine Öffnung im Mastfuß gab. So entstand keine Luftströmung, die Feuchtigkeit abtransportieren konnte .
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Am 1. Mai waren wir endlich zurück in Bundy, und welch ein Schreck, all unsere Befürchtungen bewahrheiteten sich. Unser schöner, eleganter Wingmast war voll von 5-25cm langen Längsrissen, etwa 20 an der Zahl, schlimm!!
Die Risse waren größtenteils nicht klaffend, sondern eher fein, aber immerhin bedeuteten sie, dass der Wasserdampf durch das Holz, die GFK/Epoxi-Beschichtung und den Lack diffundiert war. Eine strukturelle Schwächung, fand ich.
Messungen ergaben, dass der Mast immer noch hochfeucht war, vor allem 1m oberhalb des Mastfußes und etwa 2-3m unter dem Masttopp maßen wir Werte von 80-90% , ein Riesen- Dilemma, vor allem, da es in dieser Halle keinerlei Möglichkeit gab den 500kg schweren Mast mittels Flaschenzügen anzuheben, zu kippen, oder gar zu drehen.
Russ wollte und konnte keine Mastreparatur vornehmen. Er sagte, ich hätte seinen Holz- und GFK-Mann Mick durch Kritik, - wohl meine Instruktionen zum Schäften der einzuleimenden Holz-leisten -, dazu gebracht, dass er nicht mehr weiterarbeiten wollte. Das war aber nicht richtig, denn im November hatte Mick nur das nasse Holz in meinem Beisein entfernt, womit ich absolut einverstanden war.
Die Fotos von der Reparaturarbeit, die Lorraine mir geschickt hatte, ließen keine fachmännische Schäftung erkennen, was ich ihr mitteilte. Aber ich hatte Mick nie direkt kritisiert.
Dennoch würde er nicht mehr am Mast arbeiten, sagte Russ, der Mick dringend für andere Arbeiten brauchte. Der zweite Mitarbeiter der Werft, Mike, war ein Lackierer, kam also nicht für die Reparatur in Frage, er war auch voll ausgelastet mit Sandstrahlarbeiten. Also muss ein externer Holzfachmann her.
Und damit begann das Drama mit Kit Woodward, dem sogenannten Holzexperten, der uns von Russ als externer Mann wärmstens empfohlen wurde.
Ich hatte einen Yachtsachverständigen gefunden und gebeten den Mast anzusehen. Er traf zufällig gleichzeitig mit Kit ein. Mit beiden zusammen besichtigten wir die Risse am Mast, beide waren, zu Jacqueline’s und meiner Erleichterung, der Meinung, der Mast wäre reparabel.
Kit wollte mit einer Vacuum-Pumpe den Mast entwässern, dann 20 Liter Epoxi-Konservierung in die Masthöhlung einsprühen, wozu er 5-6 kleine Löcher in die flachen Seitenwände des Flügelmastes bohren würde. Dann wollte er die Risse großräumig auf das Holz anschleifen, wo nötig, falls Holzbeschädigung erkennbar wären, diese Holzleisten herausschneiden und neue einschäften (Scarphing ist der Fachausdruck), dann mit GFK beschichten und am Schluss alles lackieren.
Ich war mit dem Vorschlag einverstanden, bat um eine schriftliche Zusammenfassung für meine Versicherung, gut AUD 8.000..- war der Kostenvoranschlag, etwa € 6000.-, bei € 5000.- Selbstbehalt für die Versicherung ein kleiner Schadenfall. Sie gab denn auch sofort grünes Licht für den Start der Reparatur.
Um es kurz zu machen, Kit erwies sich als ein sturer, inkompetenter Grobian, schon am ersten Tag kamen wir über die Arbeitsweise ins Streiten.
Er wollte nur ein wenig Lack an den Rissen entfernen, dann Epoxiharz (ohne Glasfiber) daraufschmieren und dann lackieren. Vom Entfeuchten nahm er plötzlich und unbegründet Abstand, das sei unnötig, seiner Meinungb nach würde die Epoxi-Holzimprägnierung die Feuchtigkeit aus derm Holz treiben..
Vehement weigerte er sich die kleinen Risse richtig zu sanieren, die großen schliff er nur unter Zwang bis zum Holz ab, war aber nicht dazu zu bringen weitergehende Maßnahmen zu treffen. „It’s not going to happen“ war seine stereotype Antwort auf all meine Bitten um ernsthafte und fachmännische Reparatur.
Einen durch extreme Belastung, - ob durch Treibholz in den Überschwemmungsfluten, oder durch schlagartige Belastung beim Kranen, oder wie auch immer -, verschobener Salingbeschlag, der etwa 2 cm nach oben verschoben war, wollte er ignorieren, bzw. einfach durch Neuanschrauben „flicken“, ohne das beschädigte Holz auch nur mit einem Gedanken zu berücksichtigen.
Kit führte die von Mick eingeleitete Mast-Topp-Reparatur weiter, stellte dann fest, dass die Fallenrohre nicht mit den Durchlässen im Masttoppbeschlag fluchteten, also die ganze Masttopp-Reparatur ( durch Mick) für die Katz war. Ogottogott!! Was für eine Tragödie.
Russ trat nun erstmals für meine Vorstellung der Reparatur ein, doch nach weiteren 2 Tagen war es Kit zuviel, er schmiss die Arbeit hin, der Mast war durch sein Wirken nicht besser geworden, es gab immer wieder Rinnsale, die die Durchnässung signalisierten.
Einerseits war ich froh die ununterbrochenen Auseinandersetzungen mit Kit beenden zu können, der mich mit „you go away“ bis „fuck off“ zum Teufel wünschte, da ich seiner Art zu reparieren nicht widerspruchslos zusehen konnte.
Andererseits standen wir vor einer ausweglosen Situation, es gab keinen Holzfachmann der richtig weiterarbeiten konnte. Durch die enorm vielen Yachtbeschädigungen waren alle Fachleute in der Region Queensland mehr als ausgelastet, war niemand zu finden. Das Werftpersonal war nicht ausreichend qualifiziert und vor allem nicht verfügbar, da sie ohnehin 7 Tage in der Woche im Einsatz waren.
Über die äußerst hilfsbereite TO-Stützpunktleiterin in Brisbane, die Schweizerin Anita Farine, erfuhr ich von Colin Moyle, einem Bootsbaumeister (Shipwright) bei der Port Marina. Trotz seiner vollen Auslastung besichtigte er den Mast, konstatierte, dass die Holzleisten unter der Beschichtung und dem Lack durch Feuchtigkeit angeschwollen waren und er den Mast erst völlig abschleifen und trocknen müsste, was etwa 8 Wochen dauern könnte. Für den Transport zu seiner Werfthalle, 30 km, strippen und trocknen des Mastes veranschlagte er € 5500.- an Kosten, die meine Versicherung nicht zu bezahlen bereit war.
Über die wirklichen Reparaturkosten könne er derzeit nichts sagen. Gleichzeitig bot er mir den Neubau eines Holz-Flügelmastes an, genau wie der beschädigte, für AUD 55.000, also gute € 40.000.- .
Colins Beurteilung bewirkte bei mir ein Umdenken, meine Zweifel an der Sinnhaftigkeit, den nun schon seit 6 Monaten durchnässten Mast zu sanieren, bewegten mich dazu an den Ersatz des Holzmastes durch einen neuen aus Alu ins Auge zu fassen.
Zu groß erschienen mir die Risiken und zu ungewiss und zeitlich unabschätzbar der Ausgang der Wingmastreparatur. So bat ich per e-mail um Angebote von 2 Brisbaner Mastfirmen und unterbreitete sie meiner Versicherung.
Diese wollte allerdings aus ökonomischen Gründen an der günstigeren Lösung des Schadens durch Reparatur festhalten. Sie frug deshalb bei Slipways an, ob die Reparatur entsprechend dem ursprünglichen Voranschlag beendet werden könne (sie war, aus meiner Sicht , nie richtig angefangen worden).
Dank einer fachlich fragwürdigen Antwort des Werftchefs (siehe entsprechenden Artikel in TO) entzog uns die Versicherung jeglichen Schutz und verweigerte die Deckung unserer Schäden.
Wir waren natürlich verzweifelt und demoralisiert, nicht zuletzt weil sich die Abrechnung mit der Werft als äußerst schwierig herausstellte. Es war völlig unbegreiflich wie die Arbeitsstunden berechnet wurden, und es wurde uns nicht zugestanden in die Arbeitslogs der Mitarbeiter einzusehen.
Schlussendlich einigten wir uns aber auf einen für beide akzeptierbaren Kompromiss, was nicht verhinderte, dass wir uns nicht gerade als Freunde von Slipways trennten. Unseren geliebten Holz-Wingmast ließen wir zurück, denn wir trauten ihm nicht mehr nach 6 Monaten in denen er nicht ordentlich und gleichmäßig ausgetrocknet war.
Eine Reparatur betrachteten wir nicht nur als unökonomisch, sondern auch als sicherheitsmäßig fragwürdig.
Wir wollten langsam Richtung Brisbane tuckern und hofften, dass in der Zwischenzeit unser Broker und der Anwalt die Versicherung nicht nur zu Wiederherstellung des Schutzes, sondern auch zu einer zumindest teilweisen Deckung unseres Schadens bewegen würde, was dann auch geschah.
Bei der Port Marina, Nähe Mündung Burnett River, ankerten wir, um bei Segelmacher Martin Morison den neuen Lazybag abzuholen. Wir hatten im Herbst AUD 1450.- als Preis vereinbart, dann aber die Fertigstellung gestoppt als wir absehen konnten, dass wir einen neuen Mast bestellen mussten, der offensichtlich eine etwas andere Form als der alte Wingmast haben würde.
Martin übergab mir ein in Nylon eingenähtes Paket mit zugeschnittenem Tuch, das „ein beinahe fertiger LB sei“, reduzierte den Preis um $150.-, war aber nicht bereit zuzusagen, den LB um 150.- nachher dem neuen Mast anzupassen und fertigzustellen.
Kundendienst wird in Australien sehr klein geschrieben, mussten wir, zum wiederholten Mal feststellen. Martin meinte, dass er für das dann nötige Ausmessen und Fertigstellen einen höheren Betrag rechnen würde.
Na ja, resignierten wir, typisch australisch. Als wir dann in Brisbane renommierte internationale Segelmacher kontaktierten, mussten wir zähneknischend feststellen, dass wir den Lazybag zu gut dem doppelten üblichen Preis bezahlt hatten. Nicht nur das, auch der Stoff dafür, Sunbrella war vereinbart, war eine billige Variante davon, vielleicht $150-200 wert, und der zugeschnittene Stoff war unsachgemäß zugeschnitten, in keiner Weise als beinahe fertig zu bezeichnen. Freunde, Hände weg von Martin!!
Doch nun Schluss,wir haben in der Folge sehr schöne Tage zwischen Bundaberg und Gold Coast verbracht. Unter Motor tuckerten wir die z.T. schmalen und recht untiefen Wasserwege geruhsam südwärts, wenn nur der verdammte Lärm und died Vibrationen nicht wären! Die Canaipa Passasge zwischen Brisbane und Gold Coast war traumhaft, und wir lernten interessante Menschen unterwegs kennen.
4 Wochen nach Bestellung lieferte David Lambourne, Australiens bekanntester Mastbauer (er riggte auch die Yacht von Jessica Watson, der jüngsten Weltumseglerin aller Zeiten) unseren neuen Mast beinahe termingerecht, sodass wir endlich wieder einen ordentlichen Segelkat hatten.
Den Lazybag ließen wir von Segelmacher Adrian Fawcett in Scarborough Marina, 8 Seemeilen nördlich der Mündung deys Brisbane River gelegen, fertigstellen. Er hatte schon anderen Opfern des Bundaberg Segelmachers aus der Patsche geholfen, erzählte er uns. Adrian können wir jedem der einen Segelmacher braucht als zuverlässlich und preisgünstig weiterempfehlen : adrian@fawcett.net.. Er hatte 7 Jahre bei North-Sails gelernt, dann 2 Jahre in Holland gearbeitet bevor er sich selbständig machte.
Schon lange hatten wir uns von unseren Plänen an der Sail Indonesia-Rallye teilzunehmen abgesehen. Bestenfalls können wir noch ein wenig das Great Barrier-Reef erkunden, um dann für die nächste Cyclone-Season unser Boot bei Brisbane winterzulagern.
Generell würde ich, sollte ich nochmals entscheiden müssen, Australien ja oder nein, mich für letzteres entscheiden. Zu teuer ist das Land für uns „arme“ Europäer dank dem harten australischen Dollar, der das Leben hier etwa 30% teurer macht als zu Hause.
Zu wenig vertrauenswürdig sind die für uns leider gelegentlich notwendigen Fachleute, egal ob Elektriker, Segelmacher oder Mechaniker, zu undurchsichtig ihre Art Dienstleistungen zu berechnen, zu wenig servicefreundlich die Einstellung.
Schade, denn zumindest teilweise sind die Küsten sehenswert, wenn auch lebensgefährlicher Jelly Fish (Quallen), Spinnen, Feuerameisen und last not least Salties (Salzwasser-Krokodile) das Vergnügen unter Umständen drastisch einschränken können.
Vermutlich waren wir dank unserer deprimierenden Erlebnisse voreingenommen, dafür werdet ihr Verständnis zeigen, deshalb ist unsere Beurteilung im Endeffekt eine negative.
Relativ günstige Liegeplatzmöglichkeiten bieten im Raum Brisbane-Gold Coast, teils auf Hardstand, meist im Wasser (das Slippen kostet ca. 400.-für raus und rein): Marine Center – Gold Coast, Newport Marina – Scarborough, Meridien Marinas Horizon Shores – Woongoolba, bitte selbst auschecken.