Verstanden

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Reisebericht




Eine Reise nach Chile

18. Mai 2011
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"Weltumseglung beendet" ... und danach  werden  Freundschaften vertieft.

von Stefanie  Jünemann und Hans Kujawa
SY "ISIS" i.R.
E-Mail:
stjuenemann@yahoo.de

Auf unserer Weltumseglung (2005/2007 von West nach Ost durch die roaring forties) lernten wir Gaby und Wolfgang Kirsten (ehem.SY "Wilde Mathilde") während der Rundreise durch Chile kennen. Wir verbrachten wunderschöne Tage in dem Gästehaus auf ihrem Anwesen nahe der Kleinstadt VILLARRICA am gleichnamigen See und ebensolchen - noch immer tätigen - Vulkan.

 

Berichte über Erlebnisse auf unseren Reisen durch Chile, Patagonien, Feuerland, Peru und Bolivien und die Fahrt mit einem Expeditionsschiff in die Antarktis weckte in ihnen den Wunsch, wieder einmal - gemeinsam ! - auf Reisen zu gehen. Dieses war bisher wegen der vielen Tiere seit 12 Jahren nicht mehr möglich gewesen. "....Wo liegt das Problem? Wenn ihr einmal Urlaub machen wollt, dann kommen wir und hüten   Haus, Hof und Tiere!"...schlugen wir ihnen vor. Und genau das haben wir jetzt, 4 1/2 Jahre nach Rückkehr von unserer Weltumseglung und nach Aufgabe des Segelsports getan.

Am 25.Oktober 2010 machten wir unseren ersten großen Flug. Wir flogen in den Frühling und beginnenden Sommer auf der Südhalbkugel unserer Erde, ließen Herbst und Winter hinter uns. Es erwarteten uns blühende Obstbäume, saftig grüne Wiesen .. die erwachende Natur in all ihren schönsten Farben und Düften und ein riesiges, hügeliges Anwesen mit Schaf- und Alpacaherden, Hunden, Hühnern und Enten. Das gemütliche Gästehaus im bayerischen Landhausstil, mit allem von Zuhause her gewohnten Komfort, stand uns für die Zeit des Aufenthalts zur Verfügung.

Von nun an umgab uns eine himmlische Ruhe .Der Tagesablauf richtete sich nach der Sonne: bei Sonnenaufgang standen wir auf und gingen zu Bett, wenn sie hinter den Hügeln versank. Radio und Fernsehen haben wir während der ganzen Zeit nicht vermißt. An die Schotterpisten mußten wir uns gewöhnen, aber sie zwangen uns zu einer ruhigen, besonnenen Fahrweise. Daß die Sonne mittags im Norden steht, sich die Hochs links und die Tiefs rechts herum drehen, das kannten wir von unseren Reisen in den Südlichen Breiten.

Schon bald nach unserer Ankunft fuhren Gaby und Wolfgang und die drei Labradorhündinnen mit dem Wohnmobil auf eine Rundreise durch den Norden von Chile. 5 Wochen waren wir nun "Großgrundbesitzer". Wir versorgten die Tiere mit Futter, behandelten kleinere Verletzungen, trieben neugierige Lämmer , die sich durch "Schlupflöcher" aus dem Gehege entfernt hatten, zu ihren Müttern und zur Herde zurück oder befreiten eines aus einer sehr mißlichen Lage: es hatte sich im Zaun verfangen und kam weder vor noch zurück. Täglich wurde der Stall mit duftendem Heu ausgestreut. Hier gab es dann nach dem "Abendappell" die begehrten Leckerlies und Streicheleinheiten. Schafe und Hühner verbrachten die Nacht - zu unserer Beruhigung - im Stall.
Einmal in der Woche fuhren wir in das 12 km entfernte Städtchen Villarrica (ca.30.ooo EW) und versorgten uns mit Lebensmitteln.Die Preise sind bei vielen Artikeln niedriger als in Deutschland und in den Supermärkten ist alles zu haben, was man zum Leben braucht - wenn auch nicht gerade in der Auswahl und Qualität, wie wir sie von Zuhause gewohnt sind. Obst, Salat, Gemüse und Kräuter holten wir täglich aus dem Garten frisch auf den Tisch.

Weihnachten erlebten wir bei Gaby und Wolfgang. Sie hatten deutsche Freunde und ein chilenisches Paar zum Hl.Abend eingeladen. Trotz der sommerlichen Themperaturen stellte sich bei uns nun doch noch eine weihnachtliche Stimmung ein: traditionell "deutsch" hatte Gaby das Haus und den Tisch festlich geschmückt, ein köstliches 3-Gänge-Menü gezaubert; deutsche Weihnachtslieder und festliche Musik untermalten diesen Abend. Die chilenischen Freunde trugen etwas von ihren weihnachtlichen Gebräuchen bei: in fortgeschrittener Stunde wurde auf der Terrasse unter einem mit Sternen übersäten Nachthimmel, an dem der - fast noch runde - Mond leuchtete, getanzt

Gleich nach dem Fest - es gibt in Chile nur einen Weihnachtsfeiertag - fuhren wir mit dem Pickup unserer Freunde auf eine Rundreise durch Mittelchile. Geprägt ist dieser Teil des Landes (Gesamtlänge ca. 4.300 km) von z.T. urwaldähnlichen Wäldern, Seen, Flüssen, den schneebedeckten Gipfeln der bis zu 6000 m hohen Anden und Kordilleren, von Vulkanen und Thermalquellen. Es gibt nur wenige kleine Ortschaften und Ansiedlungen. Die Mehrzahl der Bevölkerung lebt in der 4,3 Mio. Hauptstadt Santiago und in Mittelchile in den Städten Temuco, Valdivia, Osorno und Puerto Montt. Über kilometerlange Schotter- und Staubpisten, auf denen die "Höchstgeschwindigkeit" 30-40 km beträgt ( nur1/3 der Strassen außerhalb der Städte sind asphaltiert) führte unsere Fahrt u.a. zum Nationalpark CONGUILLIO, wo die Spuren vulkanischer Tätigkeit aus nicht allzu ferner Vergangenheit deutlich sichtbar waren.

Am Fuße des Vulkans LLAIMA haben sich durch Lavaausfluß vor ca. 50 Jahren mehrere Seen gebildet, auf deren Grund noch heute Araukarien und andere Bäume in kristallklarem Wasser stehen.

Auf dem Weg zur Pazifikküste machten wir ein paar Stunden in TEMUCO Rast. Nur 3 Tage später erlebte diese Stadt ein mittelschweres Erdbeben, das die Menschen in Angst und Schrecken versetzte. Wir spürten dieses Beben in dem ca. 120 km südlich gelegenen VALDIVIA. Auch hier schwankten Tische und Bänke, fielen Gegenstände aus den Regalen. Die Einheimischen nehmen kaum Notiz von dieser Naturgewalt.Unsere Reise führte uns auch durch das "Land der Mapuchen" - ein Stamm der einstigen indianischen Ureinwohner Südamerikas. Sie hatten nach der Eroberung des Landes durch die Spanier all ihr Land, ihr Habe und viele von ihnen auch ihr Leben verloren. Heute leben und bewirtschaften sie - oft mit recht spartanischen und einfachsten Mitteln - ein kleines Stück Land, das man ihnen zugesprochen hat.

Nach unserer Rückkehr erlebten wir die Schafschur und die Heuernte mit einem anschließenden gemütlichen "Ernte-Dank-Essen". Über dem offenen Feuer wurde Fleisch und Fisch gegrillt, gespeist wurde in der mit Wein- und Kiwiranken begrünten Laube. Diese steht auf einer Anhöhe, wo ein sachter Wind die Hitze des Hochsommertages erträglich macht. Von hier hatten wir auch einen einmalig schönen Blick über die Hügel, Wälder und Wiesen bis hin zum See , hinter dem sich die majestätische Andenkette erhebt bis hin zu dem ständig "unter Dampf stehenden" Vulkan VILLARRICA.




Geburt eines Alapac Kalbes.

Ein weiterer Höhepunkt während unserer Zeit in Chile war eine Fahrt zu dem in völliger Abgeschiedenheit liegenden "kleinen Grundstück"unserer Freunde. Die Zufahrt zu dem ca. 1,5 ha großen Anwesen mußte erst mit einer Machete freigeschlagen, dicke Äste beiseite geschafft werden.Dann kamen wir zu einem Platz, der uns wie ein kleines "Urwaldparadies" erschien. Auf einer Lichtung standen die Wagen, in denen wir übernachteten, am Lagerfeuer wurden die Speisen zubereitet und der Fluß mit seinem kristallklaren, eiskalten Gebirgswasser diente als Badestelle. Lange saßen wir am Feuer beisammen, erzählten von Segelabenteuern ... und um uns herum nur Stille, Einsamkeit, das Rauschen des Flusses ...Natur pur !!!

Im Stall


Im Februar 2011 unternahmen Gaby und Wolfgang noch eine weitere Fahrt und sie bereisten Südchile, Patagonien, Feuerland und Argentinien. Wir übernahmen wieder die Obhut und Verantwortung für das Anwesen und die Tiere. Jetzt war alles schon eine Gewohnheitssache und die Tiere mit der "Wachablösung" vollauf einverstanden und zufrieden. Es gab keine Probleme... im Gegenteil: ein ganz besonderes Erlebnis war die - noch nicht erwartete - Geburt eines Alpacababys, dem wir auf die Welt halfen und die bei seiner Mutter gemolkene Milch mit der Flasche einflößten. Viele weitere große und kleine wunderschöne Erlebnisse und Erinnerungen haben wir nach 4 1/2 Monaten von Chile mit nach Hause genommen.

So hat eine während der Zeit des Blau-und Rauhwassersegelns entstandene Freundschaft auch dann noch Bestand und wird vertieft, wenn die Leinen wieder im Heimathafen fest belegt sind. Das Schiff wartet auf einen neuen Eigner, mit dem es auch weiterhin über die Weltmeere segeln möchte. Die Crew geht nun aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand.

Euch allen stets "eine Handbreit Wasser unter dem Kiel" !

Wenn in Euch Seglern - aktiv oder passiv - der Wunsch nach solch einer Reise wach geworden ist, dann können wir das Gästehaus von Gaby und Wolfgang wärmstens empfehlen. Die beiden werden Euch mit Informationen, Ratschlägen und Hilfe jederzeit zur Seite stehen, auch dann, falls eine Südamerika-Reise  geplant ist. In der Webside:www.gaestehaus-villarrica-chile.de  und e-mail:  www.wildemathilde@hotmail.com  findet Ihr Näheres . 

Für Blauwassersegler ist Wolfgang in seinem Patagonien-Cruisers-Net Pat-net: 8164 KHZ, USB um 9.00 Uhr Chile-Ortszeit zu erreichen.


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