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Meine Gründe für einen Kocherwechsel:

Wir kochten über 10 Jahre elektrisch ( Zweiplattenherd mit Backofen und Generator an der Hauptmaschine).
Während dieser Zeit hatten wir so gut wie keine Probleme (Ersatzkeilriemen vergessen) und
waren sehr zufrieden mit diesem sicheren System.
Der einzige Wermutstropfen, für jede Tasse Kaffee lief die Maschine.

„Es liegt mir fern, die häufig geführten Diskussionen über den richtigen Kocher zum wiederholten Male in Gang zu setzen.
Wer glaubt, dass eine Gasanlage ausreichend sicher installiert und abgesichert werden kann,
sollte nicht einmal einen Gedanken an das Kochen mit Diesel vergeuden.
Hat er doch die einfachste, sauberste und energieeffizienteste Kochmöglichkeit (gleich nach einem Induktionskocher) gewählt.“

Meine Vorgehensweise bei der Dieselkochertauglichkeitsprüfung:

Nachdem ich in meinem Bekanntenkreis und im Internet recherchiert hatte, die Ernüchterung.
Viele Begeisterte, aber auch einige Enttäuschte.
Da ich an Bord keine Baustelle haben wollte, musste ich mich mit diesem System erst einmal an Land beschäftigen.
Um die Kosten in den Griff und die möglichen Probleme aufgezeigt zu bekommen, ersteigerte ich in E-bay defekte und kaputtreparierte Kocher von Wallas und Waeco.

Generelle Funktionsweise:

Alle Kocher, ob von Webasto Wallas oder Waeco haben nur eine aktive Brennkammer.
Die zweite Platte wird nur durch das Abgas erhitzt.

Die unten gerundete Brennkammer ähnelt einem kleinen Topf mit Öffnungen an den Seiten für die Verbrennungsluft. Außerdem einem Röhrchen für den Dieselzulauf.

„Wie sicher die Meisten wissen, entspricht diese Technik exakt dem Funktionsprinzip eines alten Ölofens aus Kindertagen.“

Die Unterschiede:
- Beim Ölofen fließt das Öl durch die Schwerkraft, geregelt durch ein Ventil, in den
Brennraum.
- Beim Kocher muss das Öl mit einer kleinen Pumpe, deren Kolben durch einen Elektromagneten bewegt wird, hochgepumpt werden (wie bei einer Standheizung).
- Beim Ölofen wird das Öl durch einen brennenden Wachspapierstreifen entzündet.
- Beim Kocher wird ein Draht durch Batteriestrom kurzzeitig zum Glühen gebracht und entzündet so das Öl.
- Beim Ölofen wird das Abgas durch den Kamin abgeführt und gleichzeitig durch die Öffnungen an den Seiten Frischluft zugeführt (Unterdrucksystem).
- Beim Kocher wird Verbrennungsluft durch einen Ventilator über die seitlichen Öffnungen in den Brennraum geblasen und damit werden gleichzeitig die Abgase durch den Abgasschlauch nach außen gedrückt (Überdrucksystem)

Das Überdrucksystem beim Kocher:

Beim Kocher ist über den kleinen Brennertopf ein etwas größerer Übertopf gestülpt.
Beide Töpfe sind mit der Öffnung nach oben, luftdicht mit dem Ceranfeld verschraubt.

„Das Ceranfeld ähnelt einem Backblech, oben mit einer Glasplatte. Unten befinden sich zwei Löcher. Eines ist mit einem Gitter für den Brennertopf versehen und das andere Loch für das Abgasrohr. An das der Abgasschlauch angeschlossen wird.“

Der Ventilator bläst die Verbrennungsluft in den Zwischenraum von Brennertopf und Übertopf. Ein Überdruck entsteht. Dadurch kann kein Abgas in das Bootsinnere gelangen.
Durch den Überdruck strömt nun Verbrennungsluft in die Brennkammer, (kleiner Brennertopf) durchströmt das Ceranfeld und drückt gleichzeitig das Abgas über den einzig möglichen Weg, den Abgasschlauch, in das Freie.

Probleme und Lösungen:

- Bei der halbkardanischen Aufhängung bricht das Rippenrohr des Herstellers für die
Abgasführung.
Die Lösung: Silikonschlauch ist temperaturbeständig bis mindestens 240 Grad. Ergo, weit
mehr, als nötig. Denn, ab 200 Grad wird blankgezogener Stahl, wie auch Edelstahl, gelblich
Bei meinen Herden waren keine gelblichen Anlassfarben erkennbar. Von E-bay ist der
Schlauch für ca. 20 Euro der Meter im Sofortkauf erhältlich. Seit zwei Jahren ist er bei mir
in Betrieb.
Es gab keine Probleme mit diesem Schlauch.

- Die Glasplatte für das Ceranfeld, sollte sie doch fernab einmal brechen, kann aus jedem
Ceranfeld eines defekten Haushaltsherdes geschnitten werden (auch wenn der Glaser meint,
dass es nicht geht. - Es geht!).

-Funktioniert der Kocher als Heizung?
Sehr gut, wenn 1500 bis 2000 Watt für das Boot ausreichend sind.

- Ist ein Heizdeckel nötig?
Ich habe beide Varianten getestet und konnte, rein nach Gefühl, kaum einen Unterschied
feststellen. Beim Heizdeckel bläst ein Walzenlüfter die Luft über die heiße Platte. Ohne
Heizdeckel funktioniert die Heizung durch Convection.
Bei der Verwendung eines Heizdeckels verlagert sich bei halbkardanischer Aufhängung,
der Schwerpunkt beim Öffnen oder Schließen des Deckels. Der Kocher wird
also im einen oder anderen Fall nicht gerade hängen.

- Der Waeco, für den ich mich entschieden habe, benötigt für den Spannungswächter 110mA
Ruhestrom.
Um diese Stromverschwendung zu unterbinden, habe ich einen zusätzlichen Hauptschalter
am Herd angebracht.

- Der Kraftstoffschlauch darf, laut Hersteller, 1 Meter Länge nicht überschreiten.
Bei uns kommt der Brennstoff über einen zwei Meter Schlauch direkt aus dem Haupttank.
Am Tankanschluss befindet sich ein Rückschlagventil für Standheizungen und ein
Dieselgrobfilter, wie er bei den alten Mercedes als Vorfilter verbaut wurde. Er wird gewiss
aufgrund der geringen Durchflussmenge niemals gewechselt werden.
Mein Teilelieferant betreibt das Gerät an einem sechs Meter langen Schlauch.

- Der Stromverbrauch:
Ich rechne für ein Hauptgericht ca. eine Amperestunde.

- Die Startzeit:
Bis der Kocher Volllast fährt vergehen ca. vier Minuten.

Die wirklichen Probleme:

Da die Förderpumpe sehr schmutzempfindlich ist, muss der Diesel immer erst durch den Vorfilter. (wie auch bei der Standheizung)

Die Lüfterlager können laut werden (bisher ist nur ein Fall bekannt) und müssen gewechselt werden (funktionieren wird er auch so).

Nach Jahren wird mal die Glühwendel verschlissen sein und durchbrennen (wird angezeigt), man sollte dazu also schrauben können.

Fazit:

Einfach zu bedienen:
1.Ein/Ausschalter, 2. Temperaturregler drücken, 3. warten bis er hochgefahren ist.
Das ist die ganze Kunst.

Keine Feuchtigkeit im Innenraum (wird mit dem Abgas nach außen transportiert).

Im Vergleich mit meinem alten Elektroherd ist, bis auf die fehlende Backröhre, (nie gebraucht wegen meiner Backhaube) kein Unterschied in der Kochleistung festzustellen.

Meine Frau mag ihn (ganz wichtig).

Vielleicht hilft mein Bericht jemand. Oder animiert manch einen über seinen Kocher zu schreiben (ja auch über Gas).

Liebe Grüße
Josef

Ps. Eine Sache möchte ich noch ansprechen.
Sollte jemand einen gebrauchten Kocher erwerben, welcher schon Jahre nicht mehr in Betrieb war,
so kann ein Problem auftauchen. Es hat mir am Anfang viele graue Haare beschert.

In der Dieselpumpe bildeten sich aus den Resten des zurückgebliebenen Diesels zwischen Kolben und Kolbenführungsrohr eine für mich kaum sichtbare leicht klebrige Feinschicht.Sie hemmte den Pumpkolben oder brachte ihn gar zum Stillstand.
Das Üble dabei: Im kalten Zustand, also beim Starten, kann Sie noch pumpen. Wird es dann wärmer, erhöht sich der klebrige Zustand dieser Schicht, was den Kolben hemmt und oft zum Stillstand bringt.

Alle meine anfänglichen Reinigungsversuche (gleiches löst gleiches) scheiterten.
Eine mechanische Reinigung ist problematisch, aufgrund der Empfindlichkeit der kleinen hochgenauen Teile.
Die Lösung brachte ein, mit Lackpolitur getränktes Seil in der Stärke des Kolbenführungsrohres, mit dem ich die Ablagerungen entfernen konnte.
Für den Kolben reicht ein Polierlappen.