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Reisebericht

Weltumsegelung Klaus Uecker, Juana Kunze Teil 2



Weltumsegelung Klaus Uecker, Juana Kunze Teil 2

23. November 2015
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Weltumsegelung Klaus Uecker, Juana Kunze

 

 

 

2000 bis 2004

Wir kaufen in La Rochelle, Frankreich, eine Super Maramu 2000 von Amel.

Im September gehen wir gleich auf große Fahrt bis Gibraltar und weiter über die Kanarischen Inseln und die Kapverden nach Brasilien.

Wir befahren den Amazonas bis Santarem und wieder zurück zum Atlantik. Über diesen Törn hatten wir in 2001 im TO Heft berichtet. Das war wirklich ein Highlight.

Wir segeln zurück in die Karibik und weiter nach Columbien.

Kuna IndianerSan Blas IslAuf den San Blas verweilen wir.Puerto Escoses ist eine kleine hübsche Bucht, die von hohen Bergen umgeben ist und morgens im Dunst liegt. Und die Stille!Die Einbäume der Indianer, Cayuco genannt, gleiten lautlos durch das Wasser. Wir müssen beim Saila ( Häuptling ) unseren Obolus von 5 USD pro Schiff entrichten. Erst danach bekommen wir von ihm die Genehmigung, seine Insel zu besichtigen. In weiser Voraussicht haben wir viele 1 und 5 Dollarnoten gesammelt, da hier sowieso keiner Wechselgeld hat.

Im Dorf angekommen, konnten wir uns zwar alles ansehen, nur nicht fotografieren. Natürlich kommen die Kunafrauen an unser Schiff und wollen ihre Molas verkaufen. Und so kommen wir zu unseren Molas und auch endlich zu unserem Foto.

Auf unserem Weg nach Panama erleben wir auf Isla Linton eine wahre affige Geschichte:

Wir wollen die Affen, die es auf der Insel geben soll, besuchen. Die Bananen, die wir als Lockmittel einsetzen wollen, lassen wir über Nacht im Cockpit. Das war ein Fehler, denn wir stellen am Morgen fest, dass wir ein schmackhaftes Nachtmahl für die Fledermäuse ausgerichtet hatten. Mit den Überresten der Bananen geht es an Land. Klaus hält die Bananen ganz hoch; er gibt einen guten Marktschreier ab. Ob sie wohl kommen?

Nach einer Weile sehen wir sie von Baum zu Baum schwingen. Schnell nähern und umkreisen sie uns.

Es wirkt beinahe bedrohlich, aber zum Glück wollen sie nur unsere 3 Bananen, oder?

Sie bedienen sich an dem Obst und nehmen Stück für Stück brav aus der Plastikkiste. Anscheinend war das jedoch nicht genug, denn nun greift der Größere immer wieder nach der Hand von Klaus und steckt sie sich in den Mund, als ob es eine Banane sei. Auch die Brille von Klaus wirkt auf ihn sehr interessant und will inspiziert werden. Auch Klaus seine Kopfhaare sind ebenfalls nicht zu verachten, denn er zieht kräftig daran. Für uns ist es schwer zu entscheiden, ob das nur Spiel oder Ernst ist. Nachdem das Alphatier mit seiner Kralle Klaus seinen Arm traktiert hat und blutet, ist für uns der Spaß vorbei. Wir flüchten vorerst ins Wasser und die Affen geben auf.

Nach einer Weile trauen wir uns, zum Dingi zu gehen. Gleich sind sie wieder da. Der Große springt ins Dingi und untersucht jeden Winkel, um etwas Essbares zu finden. Er muss wohl sehr enttäuscht gewesen sein, denn er beginnt alles Greifbare zu zerfetzen. Auch unsere Kamerahülle will er so zurichten. Das können wir uns unmöglich gefallen lassen. Klaus geht mutig auf ihn zu , um ihm die Tasche zu entreißen. Das war keine gute Idee, denn beide streiten mächtig miteinander und niemand will freiwillig aufgeben. Klaus sein Arm landet erneut in seinem Maul und nun wird es langsam unheimlich!

Mit einem letzten verzweifelten Ruck entreißt Klaus dem Burschen unsere Tasche und wir flüchten mit unserem Eigentum ins Wasser. Jetzt ist der Affe aber erst richtig böse. Er nimmt sich unseren 10 Liter ! Benzinkanister vor und schleudert ihn mit einer Affenleichtigkeit durch die Gegend.

Erst als es nichts mehr zu untersuchen bzw. zu zerstören gibt, ziehen sich die 3 Gesellen zurück und wir können wieder von unserem Dingi Besitz ergreifen.

Wir passieren den Panamakanal und verbringen eine schöne Zeit auf den Las Perlas Inseln. Darüber gibt es schon viel Informationsmaterial von anderen Seglern, sodass wir auf unsere Erlebnisse nicht weiter eingehen wollen.

Wir lernen den Pazifik oder Stillen Ozean im wahrsten Sinne des Wortes kennen: spiegelglatte See und Dieselwind ist angesagt.

Nach 9 Tagen kommen wir auf der Insel „ San Christobal “, Galapagos, an.

SLIm Hafen begrüßen uns die Seelöwen. Manche liegen mit ihren Babys faul an Land.Doch der Bulle hat trotz seines Dösens immer ein wachsames Auge auf seinen Harem gerichtet. Wir haben einen neuen Hausfreund, den Seelöwen und taufen ihn auf Schnafke. Er meldet sich immer mal, schaut ganz witzig drein, fängt nachts unter unserem Schiff seine Abendmahlzeit und ruht sich natürlich gönnerhaft in unserem Dingi aus. Klaus darf danach das Dingi erst einmal reinigen....Von anderen Seglern hörten wir, dass die Seelöwen sogar im Cockpit waren; na das geht doch zu weit!

Nach einigen Tagen fahren wir weiter zur Insel „ Santa Maria“. Dort können wir die Riesenschildkröten in freier Natur beobachten.Übrigens fressen sie sogar Quallen. Im Wasser kann man sie leicht mit schwimmenden Autoreifen verwechseln.

Auf dem Weg zur Insel Isabela angeln wir einen Thunfisch. Der ist so groß, dass wir gar nicht alles allein essen können und so kommt es , dass wir noch 4 Segler von anderen Schiffen bei uns zum Dinner an Bord haben.

 

Auf dieser Insel erwarten uns die schönsten Tiererlebnisse. Wir fahren mit unserem Dingi in eine kleine Bucht, in der sich die Kinderstube der Seelöwen befindet. Die ganze Kinderschar wird nur von 2 erwachsenen Tieren beaufsichtigt. Wir werden von ihnen beäugt und für nicht gefährlich eingestuft, denn die Erwachsenen legen sich wieder auf den Rücken, eine Flosse in die Luft und weiter geht's mit dem Dösen. Die kleinen sind dagegen putz munter und zutraulich. Klaus lässt es sich nicht nehmen und geht mit ihnen ( ca 10 bis 15 Stück ) eine Runde schwimmen. Sie recken ihren Oberkörper zur gleichen Zeit aus dem Wasser, um genau zu sehen, was der neue Spielgefährte macht Dann schwimmen sie flink auf Handbreite an Klaus heran, schauen unter Wasser mit ihren großen Glubschaugen und ruck zuck sind sie wieder weg; immer wieder aufs Neue. Später sitzt Klaus im flachen Wasser und da kommt doch so ein Kleiner zu ihm auf vollen Hautkontakt. Klaus juchzt, denn der Seelöwe hat ein weiches Fell. Wahrscheinlich war das die Aufforderung zum weiteren Spielspaß, denn die kleinen Seelöwen tollen weiter herum. Und dann kommt der große Aufpasser der Kleinen ins Wasser. Er schwimmt auf Klaus zu – beide Auge in Auge – und er akzeptiert Klaus als See tauglich.

Ein unvergessenes Erlebnis sind auch die kleinen Pinguine. An Land watscheln sie nur ein kleines Stück ; im Wasser sind sie mehr als flink und sehen schwimmend aus wie kleine schwarze Entchen. Die Leguane sind genau so dunkel wie das Lavagestein, so dass wir sie kaum erkennen können. Um alles komplett zu machen, stehen die Blaufußtölpel auf den kleinen schwarzen Vulkanfelsen und lassen ihr Gefieder trocknen. Zum Abschluss geht es mit dem Pferd hinauf zum Vulkan „ Sierra Negra “.

Osterinsel

Wir weichen von der Barfußrute ab und segeln zur Osterinsel. Nach 1937 Seemeilen und 11Tagen auf See kommt Land in Sicht, das schemenhaft im Dunst die ersten Umrisse der Moais erkennen lässt. Wir finden in der Bucht Hanga Roa einen Ankerplatz. Das ist der einzige Ort auf der Osterinsel. Das Wasser unter uns in 18m Tiefe ist glasklar. Die Leute von der chilenischen Marine kommen zwecks Einklarierung zu uns an Bord. Sie sind alle sehr freundlich und werden uns täglich mit den Wetterinfos versorgen, sodass wir auch an Land ständig VHF Kontakt haben. Das ist hier besonders wichtig. Es ist jetzt Winteranfang und die Wettersituation kann sich sehr schnell ändern. Der Anker hält und am nächsten Tag ist es gerade sonnig und ruhig. Wir nutzen die Gelegenheit zum Landgang. Mit der richtigen Welle surfen wir bis zur kleinen Anlegestelle. Und da ist schon der 1. Moai, die große Statue aus Tuffstein. Eigentlich stehen wir recht ungläubig vor diesen Kolossen, weil niemand so richtig weiß, wie sie transportiert und aufgestellt wurden und zu welchem Zweck.

Ein anderes ungelöstes Rätsel ist die Bedeutung der bisher unentzifferten gekerbten Holztafeln ( Rongo Rongo ). Sie stellen die einzigen alten schriftlichen Aufzeichnungen dar, die man bisher in der Südsee fand. Sie sollen angeblich den Priestern als Nachschlagewerk gedient haben. Da jede Zeile auf dem Kopf steht, ist der Leser gezwungen, die Tafel ständig zu drehen. Natürlich erwerben wir auch neben anderen typischen Souvenirs so ein Rongo Rongo.

Wir mieten einen Jeep mit 4 Radantrieb und auf geht’s zur großen Inselerkundung. Wir fahren von einer Figurengruppe zur nächsten; sie stehen alle an der Küste entlang verteilt mit dem Rücken zum Meer. Wir können nur immer wieder staunen. Die Figuren sind auf lange Plattformen, Ahus genannt, gestellt; oftmals bis zu 8 Stück in einer Reihe. Insgesamt sollen 600 Statuen über die Osterinsel verteilt sein. Im Südosten besuchen wir den Vulkankegel Rano Kau mit der Kultstätte Orongo. Im Norden besuchen wir den Vulkankegel Rano Raraku. Er interessiert uns deshalb, weil wir hier im Steinbruch noch immer sehen können, wie die großen Steinfiguren massenhaft aus dem Gestein gemeißelt wurden.

Als wir zum Schiff zurückkehren, ist es schon dunkel. Wir kämpfen uns mit dem Dingi durch die höher werdende Brandung. Wir haben einen 15 PS Außenborder. Für solche Aktionen sollte jeder Besucher ein Dingi mit mindestens 10 PS Motor verwenden.

Völlig durchnässt sowieso, aber zum Glück nicht mit dem Dingi umgekippt – endlich wieder zu Hause . Aber wie? Hier draußen hat sich eine hohe See aufgebaut, die neben der ständigen Dünung aus dem Süden dazu führt, dass wir Wellenberge rauf und runter fahren. Es schaukelt in jede Richtung und in dieser Nacht ist kaum an Schlaf zu denken. Wir rollen uns die Seele aus dem Leib. Am nächsten Tag bleibt uns die gleiche Situation erhalten und wir überlegen schon, ob wir Anker auf gehen sollen.

Aber wir halten durch. Auf einem deutschen Frachter, mit dessen Kapitän wir uns angefreundet haben, müssen sogar die Entladearbeiten eingestellt werden. Am Nachmittag wird es langsam ruhiger und wir wagen es, mit dem Dingi zum deutschen Frachter zu fahren. Unsere Einladung auf unsere Yacht lehnt der Kapitän mit Hinweis auf seine Seekrankheit dankend ab. Wir klettern an einer Hängeleiter den Rumpf empor, nur keine Angst zeigen!

Er zeigt uns sein Schiff und ich finde es besonders interessant, seinen Erklärungen auf der Kommandobrücke und im Maschinenraum zu lauschen. Das sind ganz andere Dimensionen.

Am nächsten Tag versorgen wir uns noch mit frischem Obst und Gemüse. Die Guaven erhalten wir kostenlos, denn wir pflücken sie direkt von den

Sträuchern am Straßenrand. Wir kommen ins Staunen, als wir Baguettes und frischen deutschen Bierschinken!!!!! entdecken. Nach so langer Zeit ist das ein besonderer Leckerbissen für uns. So gut gerüstet kann es bald weiter gehen.

Nach 1117 Seemeilen sichten wir im Morgengrauen Pitcairn.Pitcairn

Es wird spannend, da wir nicht wissen, ob es uns gelingt, an Land zu gehen.

Es ist noch zu früh, um die Radiostation auf Kanal 16 zu rufen und drehen deshalb bei. Wir brauchen auch die Stunde, um all unsere Segel zu bergen. Die Insel ist steil aufragend und macht eher einen abweisenden Eindruck. Gegen 8 Uhr kommen wir mit den Insulanern überein, auf der Westseite eine Ankermöglichkeit zu überprüfen. Im allgemeinen ist bekannt, dass sich hier die Winde sehr schnell drehen können und das Schiff plötzlich auf Legerwall geraten kann.

Deshalb beschließen wir, an diesem Tag an Bord zu bleiben und auch über Nacht Ankerwache zu halten. Wir haben steile See von vorn und von achtern. Die letzten beiden Schiffe vor uns konnten hier wegen schwerer See nicht vor Anker gehen und mussten ohne Besuch von Pitcairn weiter segeln.

Unser Ankerplatz befindet sich zwischen zwei kurzen vorgelagerten Felsplateaus, über die sich die riesigen Wellenberge brechen. Am nächsten Morgen fragt Pitcairn Radio an, ob wir an Land wollen. Jetzt heißt es, eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen. Da der Wind seit Tagen beständig aus NO weht, vertrauen wir weiterhin auf diese Tatsache und entschließen uns zum Landgang.

Weder unser kleines Dingi noch unser großes eignen sich für die Fahrt und für 5 USD werden wir von den beiden Söhnen der Bürgermeisterfamilie Warren abgeholt. Wir fahren durch die raue See von Ted Side ca 2 Seemeilen bis zur Landestelle in der Bounty Bay ( ich denke schon mit Grauen an die Rückfahrt ). Jemand steht am Eingang und gibt Handzeichen. Erst jetzt rauschen wir mit einer großen Welle um einen Felsvorsprung in ein kleines Hafenbecken. Dort werden wir schon von der Bürgermeisterfrau erwartet. Nun heißt es, schnell aus dem Boot zu springen, denn es muss sofort per Kran aus dem Wasser gehoben werden.

Die Insulaner sind super freundlich. Wir werden gleich auf die Rücksitze eines 4 WD Krads verfrachtet und los geht die lustige Fahrt steil bergauf nach Adamstown, der einzigen Ansiedlung der Insel. Während unseres Besuches leben ( 2002 )leben hier 48 Einwohner. Sie zeigen uns ihre Häuser. Immer, wenn der Platz nicht mehr ausreicht, wird angebaut. Wir wundern uns über die vielen Gefriertruhen. Lächelnd erklärt uns Frau Warren, dass die fast alle kaputt sind. Die Entsorgung fällt schwer und da es viel Kleingetier gibt, werden sie einfach als normale Schränke für Bekleidung und Souvenirs genutzt. Wir erstehen T-Shirts ( gerade rechtzeitig, da wir noch nass von der Fahrt sind ) und einzigartige Schnitzereien aus Holz. Und natürlich bekommen wir auch den begehrten Stempel in unseren Pass.

Wir besuchen das Grab von John Adams, dem letzten Überlebenden der Bounty Meuterer. Z.Z. besuchen 4 Kinder die Schule,die von einer Lehrerin aus Neuseeland unterrichtet werden. Vor dem Gemeindehaus liegt der Anker der Bounty und das wird gleich als Fotomotiv genutzt. Auch der Kirche wird ein Besuch abgestattet, denn wir wollen unbedingt die Original Bibel der Bounty sehen.

Während die Insel von außen ihre raue Seite zeigt, denn riesige Wellen brechen sich rundum, empfängt uns im Inneren, zu unserer Überraschung, eine berauschende Blütenpracht in allen erdenklichen Farben. Es ist sommerlich warm. Wir wandern steile Hänge empor und wieder herab.

Auf beschwerlichem Weg, teilweise durch Dschungel, erreichen wir den Kraterrand, die höchste Erhebung mit 340 m. Von hier können wir weit unten unser kleines Schiffchen wie wild im tosenden Meer schaukeln sehen.

Die Bewohner sind Selbstversorger und so sind an vielen Stellen Obstplantagen ( das dichte Blattwerk dient als Schattenspender ) angelegt. Wir profitieren davon, denn wir bekommen zum Abschied eine große Kiste voller Bananen, Papayas, Zitronen und Maracuja geschenkt. Unsere Transportleute sind zur Stelle.

An der Abfahrtsstelle wird mit einen Kran das Alu Boot mit 20 PS Außenborder zu Wasser gelassen. Es macht riesige Sprünge entlang der kleinen geschützten Kaimauer, denn von See her rollen mächtige Wellen heran. Selbst noch heute, nach nunmehr 13 Jahren spüre ich noch diese Anspannung. Nach einem bestimmten Wellen Rhythmus heißt es jetzt, wieder per Handzeichen,los: herum um die Ecke, rauf auf die Welle, um auf der anderen Seite mit einem mächtigen Krachen in die Knie zu gehen. Damit ich das nächste Ungetüm von Welle nicht sehen muss, schließe ich meine Augen. An unserem Schiff angekommen stellt sich die Frage: Wie kommen wir da wieder rauf ? Üblicherweise von achtern scheidet aus, denn das Achterschiff hebt sich zu hoch an und selbst wenn es den Wellenberg hinab surft, dann kann man keinen Halt finden. Ob wir an der Seite hoch kommen, denn andererseits: wenn das Schiff durch den Schwell überlegt, ist das Unterwasserschiff aus dem Wasser und man hängt wie ein nasser Sack an der Bordwand. Wir entscheiden uns für diese Variante und beim nächsten Versuch, mit geeinten Kräften und etwas Glück, gelangen wir an Bord. Nur noch die Obstkiste an Bord gewuchtet und nichts hält uns hier mehr. Also Anker auf. Ja, wenn das so einfach wäre! Wir haben 90 m Kette a 12 mm Stärke und einen Bügelanker mit 42 kg in 20 m Wassertiefe liegen. Hauruck, aber es passiert zunächst nichts. Wir holen die Kette weiter ein und sie ist jetzt straff gespannt und wird durch die nächste Welle einfach einige Meter hart über die Kettennuss gerissen. Wir sehen unseren Anker im glasklaren Wasser unter einem Fels festgeklemmt. Wir sind nicht darauf erpicht, noch eine Nacht unter diesen Umständen hier zu verbringen.

Wir umkreisen den Anker mit dem Schiff und kommen, Gott sei Dank, frei. Nun schnell Segel gesetzt und der untergehenden Sonne entgegen. Welch ein herrliches Gefühl frei zu sein; unser nächster Stopp: Gambier: Mangareva – nur 340 Seemeilen entfernt.

Wir sind von der Überfahrt ziemlich ausgelaugt und entscheiden uns für die 2. Einfahrt. Nachdem wir schon das flache Wasser erreichen, müssen wir doch umkehren. Der Wind kommt aus Nordost und die Dünung achterlich. Wir sehen vor uns große Brecher, auf deren Spitzen die Gischt durch den entgegengesetzten Wind in alle Richtungen zersprüht. Ein Durchkommen ist unmöglich; also wieder raus aus der Passage und zum nächsten Eingang.

Trotz Regen und nicht exakter Seekarte erreichen wir am späten Nachmittag den Ankerplatz von Rikitea.

An Land geht es gemächlich zu. Auch die Männer tragen um ihre prallen Hüften einen Pareo. Ganz obligatorisch ist bei Frauen eine Blüte im Haar.

Zur Versorgungssituation lässt sich sagen: Obst gibt es nicht zu kaufen, da es hier jeder in seinem Garten anbaut: Bananen, Kokos, Pampelmusen. Das von den Bäumen herabfallende Obst darf man nicht aufheben.Man muss es sich von den Insulanern schenken lassen.Gemüse haben wir nicht gesehen. Wir sind über unsere gute Bevorratung von Panama sehr glücklich. So brauchen wir von dem kläglichen Angebot des Chinesenladens lediglich Eier.

Die essen wir mit Genuss, denn jedes kostet 1,00 DM ( noch keine Euroumrechnung ); allerdings von freilaufenden glücklichen Hühnern.

Außerdem müssen wir uns daran gewöhnen, dass es in der Südsee keine oder nur selten Kartoffeln gibt. Jetzt ist Nudel - oder Reiszeit angesagt.

Hier ist man fernab des Welttrubels. Ein Versorgungsschiff kommt 1x im Monat, oder aber auch nicht. 1x in der Woche soll der Flieger aus Papeete Ware bringen.

Am Sonntag ist Zeit für den Gottesdienst in der einzigartigen Kathedrale. Sie ist vollständig aus Korallengestein errichtet. Der Altar und das Kreuz sind mit Hand großen Schalen der Austermuscheln aus Perlmutt verziert. Um 8.00 Uhr treffen wir die herausgeputzten Einwohner aller Altersgruppen, angefangen vom Baby bis zur Oma. Die Frauen tragen große Basthüte. Natürlich sind diese wieder mit Blumen verziert. Selbst die älteren Leute lieben bunte farbenfrohe Kleidung. Das spiegelt sich auch in der Musik wider. Obwohl wir die Lieder nicht kennen, kann man gleich mitsingen, weil sie einerseits sehr melodisch und andererseits leicht auszusprechen sind.

Wir werden auch später, auf den anderen Inseln erfahren, dass wir insbesondere durch den Kirchenbesuch einen intensiven Kontakt zu den Gemeinden bekommen oder sogar erst ermöglicht wird.

Wir fühlen uns hier richtig wohl. Endlich haben wir Zeit für unsere Schiffsarbeiten.

Yve, ein ehemaliger französischer Fremdenlegionär führt uns durch das Dorf und beantwortet unsere Fragen mit viel Eifer.

Die Haupteinnahmequelle der Insulaner sind die schwarzen Perlen und wir werden über deren Züchtung aufgeklärt.

Während unseres organisierten Inselrundganges anlässlich des Tages der Befreiung und des Endes des 2. Weltkrieges erfahren wir, dass hier die größte Perlenzucht von einem Chinesen betrieben wird ( der Name wird uns nicht verraten ), der zu den Reichsten von ganz Polynesien zählt. Diese 25 km Tour wird von der Bürgermeisterfamilie organisiert und wir sind herzlich eingeladen. Das ist ein gelungener und lustiger Tag , gemeinsam mit den Senk – Platt – Spreiz - und Schweissfussinsulanern. Sie tragen meist nur Flip Flops, egal wie die Wegbeschaffenheit aussieht.

Am Abend pflückt uns Yve einige Pomelos vom Baum ( jede so groß wie ein Fußball ) und schenkt uns einen selbst gefangenen Fisch. Er bemerkt unsere skeptischen Blicke, denn wir haben Angst vor Ciguatera. Wir sind verunsichert, da nur 250 Seemeilen entfernt das Versuchsgebiet für Atomwaffen der Franzosen liegt und es ist kein Geheimnis, dass deshalb diese Fischvergiftung in dieser Region verstärkt auftritt, auch wenn die Atomversuche ca. 10 Jahre zurückliegen. Hier haben viele Probleme mit ihrer Gesundheit. Damit das nicht an die Öffentlichkeit gerät, ist hier auf der Insel die Krankenversorgung kostenlos. Yve versichert uns, dass der Fisch o.k. Ist und er schmeckt uns vorzüglich.

Nun heißt es schon wieder Abschied nehmen.

Unser erstes Atoll, was wir besuchen, ist Hao - Tuamotus. Erst kurz vor der Einfahrt sehen wir den Durchlass. Draußen war das Wasser nur so am Brodeln und das Rudergehen ziemlich schwierig, wollte man nicht von der Strömung mitgerissen werden. Nur kurz überlegt und wir wagen den Eintritt in das Atoll. Wir geben Gas und fahren wir beruhigenden 8 Knoten hinein. Je weiter wir in die Einengung geraten, um so mehr nimmt die Gegenströmung zu und die Geschwindigkeit wird immer geringer. Mit knapp einem !!! Knoten Fahrt kommen wir langsam voran, denn auf Boomerang ist Verlass. Es gibt keine Seekarte und so müssen wir uns den Weg von Boje zu Boje suchen.

Zum Glück ist das Wasser tief genug , was wir sehr gut an der unterschiedlichen Färbung erkennen können.

Beim Einklarieren ( Mai 2002 ) teilt man uns mit, dass wir erst das 3. Schiff in diesem Jahr sind. Jährlich laufen dieses Atoll nicht mehr als 8 Yachten an, weil die meisten Segler, aus Nordwest kommend ,meist nur die nördlichen Inseln der Tuamotus besuchen.

Über die Inseln von französisch Polynesien wurde ebenfalls schon viel berichtet. Zweifellos sind sie auch für uns mit den schönsten Erinnerungen verbunden. Hier noch einige Ergänzungen:

Typisch sind die vielen Blütenkränze , die sowohl von Männern als auch von Frauen , entweder am Hals oder auf dem Kopf getragen werden; täglich werden sie frisch gefertigt und sind Ausdruck ihrer Lebensfreude und Verbundenheit mit der Natur. Sie gehören zum Alltag und erst recht zu

festlichen Anlässen. Auch wir haben uns davon inspirieren lassen und lieben die Tiare Blüte ihres Duftes wegen ganz besonders und tragen sie gern hinter dem Ohr. Zu Hause wäre das unvorstellbar.

Auch die Tätowierungen als Körperschmuck haben in Polynesien lange Tradition, nur die Motive unterscheiden sich von Insel zu Insel.

Die schönsten Pareos der Südsee haben wir in Papeete auf dem Markt erstanden – feinste indische Baumwolle mit Motiven von Gauguin.

Was alles noch passiert ist und was passieren kann:

Auf Papeete hat uns Klaus sein Bruder Jürgen besucht. Er ist ein richtiger Pechvogel. Nach einem Besuch des Paul Gauguin Museums gehen wir im Park spazieren, als eine große Kokosnuss von einer hohen Palme nur ca. 50 cm neben ihm im Rasen einschlägt; das war knapp – das hätte auch sein Ende sein können.

Wir segeln weiter nach Moorea und Huahine. Als ob das noch nicht genug wäre, bekommt Jürgen starke Herzschmerzen. Der Arzt kann nicht helfen und wir sollen so schnell wie möglich nach Raiatea segeln ( Flieger sind im Streik ).

Dort kann man ihm auch nicht helfen. Doch die Odysse geht weiter, denn ohne ein o.k. seiner Auslandsreisekrankenversicherung beim ADAC will keiner die Kosten übernehmen. Nur weil Klaus seine Kreditkarte zur Verfügung stellt, fliegt man ihn mit Arztbegleitung nach Papeete und dann weiter nach Neuseeland zur OP. Der ADAC überweist später die Kosten in Höhe von 26.000 € an Klaus. Inzwischen geht es ihm wieder gut. Nur, was wäre ohne Versicherung?

Unsere Lieblingsinsel ist nicht Bora Bora , sondern Huahine. Und das hat mehreren Gründe:

1. Wir ankern gegenüber des Ortes

2. Wir können direkt vom Schiff aus zum Schnorcheln

3. Radtour um die Insel:Stopp in Maeva: steinerne Überreste mehrerer Marae ( frühere Kultstätten )

4. Heiva Fest :

Wir wundern uns, was da vor sich geht: Blumen und Grünpflanzen werden Lastwagenweise !! angekarrt. Der ganze Ort einschließlich Festzelte werden geschmückt. Am Abend soll die Miss Huahine gekürt werden. Der ganze Saal ist von dem Blütenduft erfüllt, denn alle Zuschauer hatten sich mit Kränzen geschmückt.

Vorab wurde eine Modenschau vorgeführt, geeignet für die etwas korpulenten Figuren der Insulaner:quadratisch, praktisch, bunt: vorherrschendes Hibiskusmuster in blau, rot und grün – kombiniert mit weiß.

Die jungen Mädchen, die dann wetteifern, sind dagegen alle schlank. Jede Kandidatin zeigt ihre folkloristische Darbietung – Gesang und Tanz.

Bewundernswert sind die Kostüme, die aus Naturprodukten, wie Palmblätter,

Bast, Blüten gefertigt sind. Das wäre doch mal eine andere Inspirationsquelle für Modeschöpfer?

Am nächsten Morgen ist die ganze Insel zum Festumzug auf den Beinen. Nach einer Ansprache werden die Fare ( spezielle Häuser, in denen die kunstgewerblichen Artikel der Insulaner ausgestellt und verkauft werden: Stickereien, Muschelschmuck bis hin zum Kronleuchter, Arbeiten aus perlmutt, Flechterzeugnisse und Batikpareos ) eröffnet. Daran schließt sich die Schlacht am Buffet an: Punsch und Kuhplapper, alles kostenlos. Eine Insulanerin bietet uns das Essen auf einem grünen Blatt an. Essbesteck fehlt, wozu auch – es geht genau so gut mit den Fingern – es ist übrigens schmackhafter Spinat mit Huhn in Kokossoße. Dazu reicht man Bananen in Kokosraspel. Nach kurzer Zeit wird alles abgeräumt. Alle Blüten und Blätter der Dekoration werden in den Müll gebracht. Welch eine Verschwendung! Die schönen frischen Blumen!!! Ich muss wohl ziemlich entgeistert geschaut haben, denn das Personal bietet mir die Blumen an, so viel wie wir wollen, besser, so viel wir tragen können, wunderschön.

Auf Bora Bora erleben wir den Höhepunkt des Heiva Festes. Von der Tribüne aus verfolgen wir die Wettbewerbe der Folkloregruppen mit ihren Tänzen und Gesängen. Der Rhythmus geht richtig unter die Haut.; jeden Abend andere Südseeklänge und Trommelwirbel, originelle Kostüme, einfallsreiche Choreographien und eine tolle Atmosphäre.

Einer der schönsten Ankerplätze hat uns im Suwarrov Atoll erwartet. Als wir ankommen ist nur eine Yacht aus Japan und Caretaker John anwesend. John hat uns mit seinem großen Dingi das wunderschöne Atoll gezeigt. Wir angeln und tauchen gemeinsam; am Abend spielt er auf der Ukulele. Nach dem Gebet verspeisen wir unser Buffet - er bereitet den Fisch und die Kokoskrabben zu und wir bringen die Salate, Getränke und Desserts mit an Land. Nach einer Woche kommen viele Yachten an. Die Ankermöglichkeiten sind begrenzt und ein Sturm ist angesagt. Es peitschen Böen mit über 45 Knoten über uns hinweg. Unser Boot dreht sich im Kreis und verhakt sich immer mehr in den Korallen. Wir bringen 80 m Kette aus. Trotzdem hängen wir sehr kurz an der Kette. Wenn das Schiff ständig anderthalb Meter in die Höhe gehoben wird, besteht die Gefahr, dass unter Umständen sogar die Kette reißen könnte. Genau das ist einem amerikanischen Segler passiert und er musste die ganze Nacht so lange hin und her fahren, bis es hell war. 4 Tage und Nächte haben wir Ankerwache gehalten, bis dieser Spuk vorbei war.

Über West Samoa, Wallis, Futuna und Fiji geht es weiter nach Neuseeland.

Wir lieben die Südsee sehr. Deshalb verbringen wir die Zyklonzeit in Neuseeland, um in der nächsten Saison wieder zu den anderen Inseln zu segeln. Diese Törns sind für uns immer ungemütlich gewesen. Suedinsel NZ MtCookAber nach ausreichend Schlaf sieht die Welt gleich besser aus. Nachdem die Ersatzteilversorgung geklärt ist, wollen wir Neuseeland besser kennenlernen. Auf dem Weg nach Süden legen wir einen Stopp auf der Insel Great Barrier ein und ankern in kleiner Fjordlandschaft. Wir unternehmen einen ganztägigen Gewaltmarsch auf den Mt. Hobson, 626 m. Los geht es mit dem roten Ferrari ( unsere kleine Gummiwutze mit Piddel/Paddel ). Zuerst flacher Anlauf zum steilen Aufstieg; häufig überqueren wir Flüsse und suchen auf der anderen Seite nach der Fährte; alles in wild romantischer Umgebung, vor allem Riesenfarne ( Punga ). Oben angelangt, haben wir auf einer Plattform eine herrliche Rundumsicht. Leider haben unsere beiden Fotoapparate den Geist aufgegeben, deshalb kein Starfoto. Der längere schlimmere Abstieg ist märchenhaft. Zum Teil konnten wir uns nur an Moos begrünten Baumwurzeln nach unten hangeln; die Abstammung vom Affen ist nicht zu leugnen. Wir überqueren Hängebrücken und mehrere Flussläufe. Meine Wanderschuhe haben den Geist aufgegeben. Zum Abschluss nimmt

Klaus noch ein ungewolltes Bad im Fluss; genug Ereignisse an 1 Tag, die verarbeitet werden wollen.

Eine unangekündigte Show anderer Art erleben wir auf Mercuri Island. 6 Spinnerdelfine umkreisen und untertauchen unser Schiff eine ganze Stunde lang bis zur Dunkelheit. Dabei führen sie wahre Kunststücke vor: sie springen hoch aus dem Wasser oder schlagen Saltos und drehen Pirouetten. 2 schießen zeitgleich aus dem Wasser aufeinander zu und stellen sich steil in

der Luft gegenüber. Mit unserem Beifall, Zurufen und Pfeifen animieren wir

sie zur Höchstform. Dabei halten sie Augenkontakt zu uns. Was für ein Naturschauspiel, ganz ohne Probe! Zum Abschied kommen sie noch einmal zu unserem Schiff und lassen sich rücklings ins Wasser patschen, dass es sogar bis ins Cockpit spritzt.

Wir lassen unser Schiff in der Marina von Tauranga und unternehmen mit dem Auto einen Ausflug auf der Nordinsel. Zum 1. Mal sehen wir dem zischenden Geysir „ Pohutu “ zu, wie er sein Wasser bis zu 20 m in die Luft wirft. Er gehört zum Whakarewarewa Thermalgebiet. Wir wandern vorbei an blubbernden Schlammtümpeln und interessieren uns auch für das Leben der Ureinwohner und können einen Blick in das reich verzierte Versammlungshaus werfen. Der Nachmittag ist dem Kiwi, dem Wappentier Neuseelands, gewidmet. INordinsel NZRotoruaGeysirm „“ Rainbow Park “ erfahren wir alles Wissenswertes und wollen ihn nun endlich mal in Natura sehen ( aber das wird erst auf Stweard Island der Fall sein ). Im Tongariro Nationalpark interessieren wir uns für den höchsten Berg der Nordinsel, den Mt. Ruapehu ( 2796 m ). 1995 brach der Vulkan aus, 1996 regnete es Asche und begrub den Flughafen und das Skigebiet. Als wir ankamen, hüllte er sich leider in Nebel und die Seilbahn hatte ihren Betrieb eingestellt. Im Winter dient er den Neuseeländern als Skigebiet.

Die nächste Attraktion wartet schon die Waitomo Caves auf uns. Wir tauchen mit einem Boot in die Höhlenwelt ein, befahren einen unterirdischen See und bestaunen die spezielle Deckenbeleuchtung, die wie ein dreidimensionaler Sternenhimmel aussieht. Bei diesen glowworms handelt es sich nicht , wie zu deutsch um Glühwürmchen, sondern es sind Pilzmückenlarven. Sie hängen dicht in langen Fäden von der Decke herab und lassen einen Punkt auf ihrem Körper strahlen. Diese „ Leuchtreklame “ soll Insekten in die klebrigen Angelfäden der Larven locken.

Zum Abschluss besuchen wir das Thermalbad von Tauranga. Weiter geht unsere Fahrt gen Süden. Wir ankern in der Tolaga Bay,Gisborne, Jung Nicks Head. Am Ankerplatz am Oraka Beach zeigt die Windanzeige bis 46 Knoten an; ein Vorgeschmack auf die nächsten Wochen.

Der Wetterbericht verspricht ruhige See und wir wollen mit unserem Schiff zur Südinsel fahren. Die Überquerung der Cook Strait verläuft auch zu Anfang ganz angenehm, aber innerhalb weniger Stunden kommt Wind mit 40 Knoten auf mit entsprechender Welle, natürlich gegen an, Regen und Nebel. Der Wetterbericht stimmt wieder mal nicht. Es geht nur schleppend voran. Wir sind froh, als wir den bis zu 7 Knoten Strömung führenden Tory Channel

passiert haben und die Windabdeckung der Berge nutzen können. Wir liegen in der Oyster Bay, einer kleinen Bay im Queen Charlotte Sound ( gehört mit zum Marlborough Sound ), vor Anker. Wir sind hier ringsherum von Muschelbänken umgeben und uns läuft schon das Wasser im Mund zusammen, denn wir wollen sie unbedingt verkosten. Während wir auf günstigen Wind warten, erledigen wir unsere Post, spielen Karten, wandern einen wilden Flußlauf entlang... Klaus muss seine Reparaturarbeiten an diversen Pumpen ausführen; wenn man so will, hat man immer zu tun.

Wir ankern ganz idyllisch in großer Fjordlandschaft . Auf zum Buchteln! Vogelgezwitscher, mal etwas Sonne und 1x Baden. Das war gelich zum Abgewöhnen, wahrscheinlich nur 16 ° - geht gar nicht. Obwohl jetzt Sommerzeit ist, kommen wir nicht ins Schwitzen. Dafür sind die Tage lang, denn bereits um 5.30 Uhr geht die Sonne auf und um 21.15 Uhr wird es erst dunkel. Unsere Kuchenbude ist sehr von Nutzen: die Luft wird von der Sonne aufgewärmt, wir haben Rundumblick und zusätzlichen Lebensraum.In der

Opua Bay gehen wir auch mal an Land und beobachten schwarze und weiße Schafe in friedlicher Gesellschaft. Auch von der Torea Bay aus starten wir einen Landgang über die Berge. Weil der Wind schon wieder dreht, müssen wir unseren Ankerplatz verlassen. Wir brauchen allerdings nur 11 Seemeilen weiter auf die andere Seite, nach Picton, fahren. Hier legen die Fähren an, die regelmäßig von und nach Wellington, der Hauptstadt von NZ, zwischen Nord- und Südinsel verkehren. Als wir am späten Nachmittag vom Landgang zurück kommen, ist Ebbe und unsere Gummiwutze liegt einsam und 170m weit ab im Schlamm. Nur gut, dass wir uns zuvor einen „ Seafood Platter “ , bestehend aus Austern, Fischfilet, Muscheln, Kalamares und Shrimps, gegessen haben. So gestärkt, schleppen wir jedes Stück einzeln – also Außenborder, Kellen, Tank und Boot – durch den glitschigen Morast zum

Wasser und kommen endlich im Dunkeln auf dem Schiff an.

In der Kawhia Bay schenkt uns ein Fischer einen ganzen Eimer!!! voll Miesmuscheln. Es sind verschiedene Sorten: grün und blau mit hellem bzw. orangem Fleisch. Davon kann ich 3 Mahlzeiten, immer auf verschiedene Art zubereiten. Am liebsten mag ich sie süß sauer eingelegt und das geht so: Muscheln in Salzwasser kochen, Muschelfleisch entnehmen; einen Sud aus Zwiebeln, Möhren, Korianderperlen, Senfkörnern, Piment und Lorbeer bereiten und mit Essig, Zucker und Salz abschmecken. Muschelfleisch in Twist Off Gläser geben und mit dem heißen Sud bedecken, zudrehen, umdrehen, abdecken und auskühlen lassen ( mehrere Wochen haltbar ). Bei uns nicht, weil ich unterwegs immer wieder kosten muss, mit dem Ergebnis: Anzeichen einer Eiweißvergiftung.

Für unser Gebiet wird Sturmwarnung herausgegeben. Das ist nicht ungewöhnlich, denn wir befinden uns auf dem 40.Breitengrad Süd. Hier beginnen die „Roaring Forties “ , wovon wir allerdings im Moment nichts merken. Es ist fast windstill. Doch in der Nacht bestätigt sich die Vorhersage und wir kontrollieren ständig unsere Ankerposition. Am Morgen stellen wir fest, dass unser Dingi samt Außenborder umgekippt ist. Das Wasser hat unsere Paddel weggeschwemmt und der Benzinkanister hängt nur noch an der Benzinleitung. Zum 2. Mal muss Klaus den Außenborder vom Salzwasser befreien. Nun stottert der Motor und bringt nicht mehr volle Leistung; trotzdem – besser als paddeln.

Am 10.Januar 2004 verlassen wir die geschützten Ankerplätze und fahren zum 2. Mal in der gefürchteten Cook Strait, diesmal mit fliehender Geschwindigkeit von 10 bis 11,4 Knoten. Mit achterlichen Winden kommen wir schnell in Richtung Süd voran. In unmittelbarer Nähe passieren wir den Mount Tapuae. Der Gipfel des 2.885 m hohen Berges ist mit Schnee bedeckt.

Nach 175 Seemeilen finden wir in Littelton einen relativ geschützten Ankerplatz. Wir fühlen uns gleich wohl. Rings herum ragen die Bergketten mit ihrer braunen sonnenverbrannten Erde kahl in die Höhe. Dörfer sind nur vereinzelt zu erkennen. Wir lernen Sue und Can kennen, die uns sogar ihr Auto für 2 Tage kostenlos zur Verfügung stellen. Wir nutzen dieses Angebot und fahren nach Christchurch, die Hauptstadt der Südinsel. Sie hat einen gemütlichen Stadtkern. Ein kleiner Fluss schlängelt sich durch die ausgedehnten Parkanlagen. Deshalb wird sie auch Gartenstadt genannt. Während der Fahrt mit der alten Straßenbahn erklärt uns der Fahrer die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Nach der Besichtigung der „ Anglican Cathedral “ und „ The Chalice “ ( erinnert an eine überdimensional große löchrige Zuckertüte ) gönnen wir uns bei Kaffe und Kuchen eine kleine Verschnaufpause. Als wir das Auto wieder zurück bringen kommen wir gerade rechtzeitig zur Grillparty. Weltweit gibt es die so genannten Hadsh House Gruppen ( hatten wir vorher nie davon gehört ). Eine davon hatte sich heute zum wöchentlichen Laufvergnügen verabredet, ähnlich einer Schnitzeljagd. Alter, Geschlecht und Beruf sind nebensächlich. Die Hauptsache sind gute Laune und zu jedem Spaß gut aufgelegt sein. Dazu wird zu jeder Veranstaltung ein Spaßmacher ausgesucht, der die Leute mit eigenen Gags zum Lachen bringt. Wir werden willkommen geheißen und stehen gleich mit im Kreis der Sportbegeisterten.

Unser nächster Ankerplatz ist der Naturhafen von Akaroa. Wir unternehmen einen Ausflug in die nahen Berge ( alles ehemalige Vulkankrater ) und beobachten echte Hangkühe. Sie haben sich mit ihren sehr kurzen starken Beinen ideal an die steilen Berghänge angepasst. Der Rundumblick über die vielen Berggipfel und blau leuchtende Seen ist traumhaft.

Nach weiteren 200 Seemeilen kommt Dunedin in Sicht. Ein Ankern ist nicht möglich. Aber in dem kleinen Otago Yacht Club finden wir einen Platz. Etwas Aufregung bereitet nur die enge Einfahrt. Mit unseren 4,60 m Breite passen wir gerade so durch. Wir besuchen hier meine Verwandtschaft. Sie war die erste Deutsche, die nach dem Krieg auf Antrag von der englischen Königin die Erlaubnis bekam, in NZ zu bleiben. Damals waren es sehr schwere Zeiten für Deutsche, die im Ausland alle als Nazis abgestempelt wurden. Inzwischen ist Dunedin ihre Heimat geworden und sie ist für uns ein spezieller Touristenführer. Hier gleich mal ein Geheimtipp: Wer gern ein Thermalbad besuchen möchte, der wird oft an Hanmer Springs verwiesen. Da sind aber zu viele Leute. Wer es einsam und sehr speziell will, der fährt nach Maruia Springs. Und dort haben wir genau das Richtige für uns gefunden. Im eigenen Rockpool haben wir uns im Freien geräkelt. Das 60 °C heiße Wasser wird aus 2 km Tiefe an die Oberfläche geleitet und für den Pool auf 41 °C abgekühlt. Im Kaltwasserpool beträgt die Temperatur lediglich 12 °C. Hierfür kommt das Wasser direkt aus den nahen Bergen ( Panoramablick mit schneebedeckten Gipfeln ) und wird auch als Trinkwasser benutzt. Je nach dem, wie sich die mineralische Zusammensetzung des Wassers ändert, färbt es sich grün, blau oder schwarz. Auch den Franz Josef Gletscher ( er zieht sich pro Tag 1 m zurück ) und den Fox Gletscher haben wir uns angesehen. Klaus geht auf eigene Entdeckungsreise. Hinter der Absperrung gelangt man auf eigene Gefahr zum Eisfeld. Große Felsbrocken ragen zwischen schmelzendem Eis hervor. Kleine Rinnsale bahnen sich den Weg in das Tal - eine ziemlich waghalsige Wanderung; ohne entsprechende Ausrüstung – nicht anzuraten. Unsere Tour führt uns auch zum höchsten Berg von NZ, dem Mount Cook ( 3.754 m ).

Lord RiverSteward IslNZ Blick vom MtBalconySteward Isl QueenCharlotteSoundSuedinsel  
Lord River Steward Isl NZ Blick vom Mt Balcony Steward  Isl einsam und allein, Queen Charlotte Sound ,Südinsel NZ, im Hintergrund Boomerang II  

 

Und die Faszination geht weiter. Unser nächstes Ziel liegt noch südlicher als die Südinsel von NZ: Steward Island. Immer wieder verzögern Sturmwarnungen unsere Abfahrt. Es ist ein sehr anspruchsvolles und z.T. Gefährliches Segelrevier und nur sehr selten treffen wir Segler. Nach 2 Tagen Überfahrt stehen wir vor dem Eingang zum Lord River. Nach kurzem Streit, was ist exakter: Seekarte oder Augapfelnavigation, siegt das Augenlicht und wir schlängeln uns zwischen einzelnen Felsformationen hindurch; im Frühnebel ist das nicht so einfach, da wir weder den Seekarten Glauben schenken können, noch den Meeresboden erkennen. Wir beobachten konzentriert unser Echolot. Da im Wasser jede Menge Kelp schwimmt, hält unser Parkeisen erst beim 3. Manöver. Geschafft! Die großen Wellen bleiben draußen. Nur die rollende See kommt mit spritzender Gischt bis hinein in unsere Bucht. Das ist hier normal.

Klaus holt gleich seine Angelsachen heraus; aber der Blue Cod ,der vorzüglich schmeckende Speisefisch, der nur hier lebt, gibt sich nicht zu erkennen. Am nächsten Morgen holen wir unsere dicke Winterbekleidung aus den Schapps. Wir befinden uns nun nur noch 2.700 Seemeilen von der Antarktis entfernt und das spüren wir deutlich.

Unser südlichster Ankerplatz ist auf 47°S12'992 und 167°E36'108 Port Pegasus.

Wir wandern auf der Halbinsel, müssen aber eher umkehren, da sich Wind und Regen ständig verstärken. An diesem Tag hören wir keine Vögel pfeifen ( sie zwitschern hier nicht ).

Hier unten ist das alles nur für Hartgesottene. Letzte Nacht hat es mächtig im Gebälk gewackelt.

1. Aktion bei 15°C Morgentemperatur: Generator einschalten und Heizung an, Tropfsteinhöhlenschiff so gut wie möglich von Nässe befreien.

2. Aktion: Dingi bergen: nicht, dass so etwas noch zur Routine wird: Dingi liegt wieder mit gewässerten Außenborder umgekippt auf dem Wasser. Die Ruderkellen sind wieder auf und davon. Es muss wohl eine Bö von gut 50 Knoten Wind gewesen sein,denn unser Dingi mit Außenborder wiegt ca. 120 kg; außerdem hatte Klaus noch ein Gewicht an die Leine gehangen. Nachdem der in Einzelteile zerlegte Motor getrocknet ( mit dem Fön ) und wieder zusammengebaut war, brummt er, zu unserer Freude, besser als zuvor und wir können unsere Angelfahrt kaum erwarten.

Trotz stürmischen Windes , Regen und Hagel wollen wir heute unbedingt eine Fischmahlzeit. Aber wir haben nicht mit der Klugheit der Fische gerechnet, denn wer den Haken nur ruhig ins Wasser hält, der wartet vergebens. Die Fische wollen unterhalten werden: Stippe hoch und runter, rüber und nüber- und – siehe da! Sie werden neugierig und wollen nicht mehr vom Köder ablassen. Da Klaus gleich in die Vollen gehen will, muss eine Angel mit 2 Ködern her. Schon nach kurzer Zeit hängt ein fetter Blue Cod Bursche am Haken und am anderen? Klaus!!!!! In der Aufregung, den Fisch sicher ins Dingi zu bugsieren, hat sich der 2. Haken in Klaus’ linken Handballen gezogen. Nun zerren beide an der Angel, nur jeder in eine andere Richtung. Erst auf dem Schiff konnte Klaus mit einer Kneifzange von dem Übel befreit werden. Für den Fisch allerdings ( oder gewollt ) kam jede Hilfe zu spät.

Am nächsten Tag macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, denn im strömenden Regen haben wir keine Lust auf Erkundungen. Wir machen es uns in unserem Salon gemütlich, backen Brot und Kuchen.

Neuer Tag: Neues Glück! Es sollte ein Wandertag werden, der zum Bergsteigertag ausartet. Mit einem dicken Stullenpaket, Thermoskanne und Regenbekleidung ausgestattet, sind wir bestens motiviert. Nach einem weiteren Regenschauer wird das Dingi ins Wasser gelassen, der Motor montiert und der 2. als Ersatz mitgenommen, denn bei Versagen des Außenborders kann man leicht ins offene Meer getrieben werden. Aus Sicherheitsgründen nehmen wir noch einen Anker mit.

Die Fahrt zu Billy's Cove verläuft angenehm. Es ist gerade Ebbe. Jede Menge Miesmuscheln laden zur Ernte ein und unser Abendessen ist gesichert. Wir befestigen aufwändig unser Dingi, denn in unserer Abwesenheit wird die Flut das Wasser bis zu 2,60 m anwachsen lassen. Danach suchen wir uns den richtigen Einstieg in den Wald. Hier gibt es keinen Wanderweg, sondern jeder muss sich selbst durch die Büsche schlagen und das kostet Zeit. So geht es dann kreuz und quer und oftmals vorwärts und rückwärts, denn immer wieder versperren uns Wasserläufe oder steile Berghänge den Weg. Wohl nach 2 Stunden haben wir die 1. Etappe geschafft und stehen am Fuß des Berges Balcony; die Frage ist nur: Wo geht es weiter? Rechts oder links? Wir entscheiden uns für geradeaus. Aber welch Quälerei! Wir müssen uns an Sträuchern, ja manchmal sogar nur an Grasbüscheln , hochziehen. Und dann kommt es ganz dick: vor uns erhebt sich eine Felswand mit einer Schräge von ca. 45 Grad. Dann entdecken wir Seile, an denen wir uns Stück für Stück hochziehen. Es sind jetzt ca. 150 m , die auf der glatten Felsplatte in die Tiefe führen. Am letzten Seilabschnitt kapituliere ich endgültig, denn dieser Abschnitt überquert die steile Felsplatte zur anderen Seite. Dafür gibt Klaus nicht auf und auf dem Bergplateau bietet sich ihm ein atemberaubendes Panorama: er kann weite grüne Inselstriche und zahlreiche Buchten und auf der anderen Seite das weite Meer erkennen. Auf der Suche nach Boomerang 2 kann er nur mit Mühe den Fotoapparat festhalten, denn da oben pustet der Wind in Sturmstärke. Für mich dauert das alles viel zu lang und auf meine Rufe antwortet Klaus nicht. Ich hocke in der Zwischenzeit am Berghang und der Regen setzt wieder ein und verwandelt den Berg in ein Schlammgebiet. Endlich hat Klaus den Rückweg gefunden und wir rutschen teilweise durch die Büsche.Das Wasser fließt in Sturzbächen den Hang hinab. Auf der Hälfte des Weges legen wir eine Rast ein und lassen uns Brot und heißen Tee munden. Unser Dingi finden wir unbeschadet vor. Jetzt noch schnell die Muscheln geerntet und nichts wie zurück zum Schiff. Unser Dingi pflügt sich nur mit äußerster Kraft gegen den Wind. Mit jeder Welle trifft uns frontal das Wasser und wir bekommen kostenlos ständig Vollduschen. Die Regenbekleidung wird auf eine harte Bewährungsprobe gestellt – erfolgreich. Wir müssen laufend Wasser aus dem Dingi schöpfen, sonst fluten wir. Wir sind sehr froh, als wir, trotz nasser und schmutziger Sachen, wohlbehalten auf unserem Schiff ankommen. So viele einschlägige Erlebnisse und Eindrücke an einem einzigen Tag!

Wir verlassen den Südarm und suchen uns einen Ankerplatz im Nordarm der Pegasus Bay. Nach 2 Stunden Ankermanöver sitzt der Haken endlich fest. Da wir in einer sehr kleinen Bucht ankern und kein Platz zum Schwojen vorhanden ist, haben wir unsere längsten Leinen zum Ufer ausgebracht. Wir überleben eine Sandfliegeninvasion, die es besonders auf unsere Haare abgesehen hat. Trotz unserer Fliegengitter finden diese blutgierigen Biester sogar ihren Weg ins Innere des Schiffes. Auf unserer nächsten Entdeckungstour mit unserem Dingi beobachten wir am Strand einen Seelöwen mit Baby. Als die Mama uns bemerkt, springt sie lauthals herum ( zur Ablenkung ) und bringt ihr Kleines sofort in Sicherheit. Sie versteckt es im Gebüsch und das Junge verhält sich ganz ruhig. Danach kommt sie ganz dicht an unser Dingi heran geschwommen und bäumt sich im Wasser auf, so dass wir dachten, sie will uns rammen. Sie macht uns deutlich: bis hier her und nicht weiter. Wir akzeptieren es.

Dann fahren wir halt wo anders hin; nämlich „ Smugglers Cove “ .Nur bei Ebbe kommt man mit dem Dingi durch die enge Einfahrt. Ansonsten ist der Eingang überflutet und von außen nicht erkennbar. Im Inneren sehen wir einen kleinen Strand. Rings herum sind hohe Berge, die mit Bäumen und Farnen begrünt sind. An diesem Ort haben sich früher tatsächlich die Schmuggler ( daher der Name der Bucht ) getroffen, um Rum u. a. zu verstecken. Das ist nachvollziehbar.

In Glory Cove ist es endlich soweit. Im Nieselregen tigern wir auf Schusters Rappen durch die Wildnis. Nur in der Nacht können wir die Kiwis beobachten, da sie nur dann auf Nahrungssuche gehen. Mit einer Taschenlampe ausgestattet ziehen wir los. Nur mit etwas Übung hören wir an ihren Lauten, dass sie sich in unserer Nähe befinden. Schon unterwegs zum Strand hatten wir Glück und konnten sehen, wie ein Kiwi durch das dichte Buschwerk davon hüpft. Nur zögerlich kommen in dieser Nacht 2 oder 3 Tiere aus den Büschen heraus zum Strand, um nach Nahrung zu suchen. Sobald der Kiwi einen Wurm entdeckt hat, gräbt er seinen langen Schnabel tief in den Sand. Falls er ein ungewöhnliches Geräusch hört, sucht er sofort im Dickicht Schutz und ist danach auch nicht mehr zu sehen.

Die nächste interessante Beobachtung haben wir mit 2 Seelöwen in der Golden Bay. Sie bereiten sich gerade ihr Frühstück vor. Sie fangen Octopus und wirbeln ihn über Wasser mit ihrem Kopf hin und her, damit sich die Fangarme nicht festsaugen können.

Trotz der rauen Bedingungen hat uns der Aufenthalt auf Steward Island spezielle Erlebnisse gebracht , die für uns besondere Erinnerungen bleiben werden.

Die Aufregung geht weiter, denn wir wollen noch zu den Fjorden. Die gefürchtete Foveaux Strait zeigt sich trotz Kreuzsee noch befahrbar und wir nutzen sogleich die Gelegenheit. In den frühen Morgenstunden erreichen wir die Einfahrt in den Dusky Sound. Die grün bewachsenen Berge reichen majestätisch in die Höhe und der Morgendunst gibt nur zögerlich den Blick in eine unberührte stille Natur frei – irgendwie bedrückend. Ein Seal schwebt noch vertäumt vor uns im Wasser, den ich irrtümlich als alten Ast identifiziert habe. Seine Rückenflosse dient ihm als Stabilisator und seine Schwanzflosse wärmt er sich in der Sonne.

Wir finden einen relativ sicheren Ankerplatz. Zur Nacht wird Sturmwarnung gegeben. Die einsetzenden Böen schieben das Boot hin und her. Mit GPS, Radar, Tiefenmessung und elektronischer Seekarte kontrollieren wir die Bewegungen von Boomerang 2, denn dicht neben uns beginnen die steilen Berghänge. Im Nu bilden sich Wasserfälle, die lautstark die Berge herunter rinnen. Gegen 2.00 Uhr nachts ist alles vorbei und am frühen Morgen werden wir von den Rufen der Kiwis geweckt. Im Inneren der Fjorde nutzen wir die Wasserstraßen, um in den nördlich gelegenen Breaksea Sound zu motoren. Der herrliche Sonnenschein und das blaue Wasser bringen die Lebensfreude zurück, denn unsere vergeblichen Ankermanöver zehren an den Nerven. Wir hoffen, noch bis zum Abend etwas Sicheres zu finden. Meist sind die Buchten zu klein und zu tief. Der Anker findet keinen festen Halt und als Klaus ihn wieder hoch zieht, wissen wir warum: die Flunke steckt mitten in einem dicken Baumstamm.

Nach 3 Tagen sehen wir erstmals wieder ein Motorboot. Sie kommen zu uns heran und wir tauschen 12 Bierdosen gegen 2 Lobster. Ständig hören wir die Wetterinfos – immer wieder das Gleiche: Regen und viel Wind; 45 – 50 Knoten sind normal; sogar die Gewitter sind keine Seltenheit. Die Kaskaden der vielen Wasserfälle um uns herum gehen in ein ständiges Rauschen über.

Wir wollen gerne wieder in wärmere Gefilde und fahren wieder durch die Foveaux Strait zurück, die geschütztere Ostküste der Südinsel von NZ nach oben und überqueren zum 3. Mal die Cook Strait und warten in Nelson auf ein geeignetes Wetterfenster zur Weiterfahrt nach Australien.

 

 


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