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Susanne Huber - Curphey erzaehlt


 

Susanne Huber - Curphey erzaehlt

7. März 2019
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Einmal um die Welt zu segeln, reichte ihr nicht – kurz hinter Kap Hoorn entschied sie sich, weiter zu segeln – einhand und immer noch non stop. Nun ist die zweifache TO-Preistraegerin Susanne Huber-Curphey angekommen - In Hobart, Tasmanien. Dort hat sie nach 251 Tagen die Leinen festgemacht und ist an Land gegangen, zum ersten Mal nach 33 000 Seemeilen.

In die Südsee, wie Bernard Moitessier, auf dessen Spuren sie zuvor die Longue Route gesegelt war, wollte sie nicht, noch einmal Kap Hoorn überlegte sie, dann aber wurde es Hobart, Tasmanien. Doch was war ausschlaggebend für ihre Entscheidung, wie war es wieder an Land gehen zu können, andere Menschen zu sehen und nicht nur über Funk zu hören? Das und ein wenig mehr durften wir Susanne Huber-Curphey ein paar Tage nach der Beendigung ihrer eineinhalbfachen Weltumsegelung fragen!

TO: Susanne, herzlich willkommen an Land, im Hafen! Doch wie kam es zu Deiner Entscheidung, in Tasmanien Deine Rekordfahrt zu beenden?

Susanne Huber-Curphey: Noch weit draußen im Indischen Ozean war ich einige Wochen lang recht unentschieden, ob ich Richtung Kap Hoorn weiter segeln will und damit zwei komplette Weltumsegelungen nonstop segeln würde. Denn Nehaj war in sehr gutem Zustand, mir ging es ausgezeichnet, ausreichender Proviant war kein Problem! Erst mit meiner Entscheidung in Tasmanien zu stoppen, kehrte wieder innerer Frieden ein. 

Hauptgrund für Tasmanien waren zuerst einmal Aspekte der Seemannschaft (1): Mein Seeanker (Jordan Series Drogue) ist nach häufiger Benutzung etwa zu 50 Prozent zerfleddert und meine Nähmaschine war kaputt. Mit nur noch 100 Litern Trinkwasser an Bord pumpte ich zwei Wochen lang meine tägliche Ration mit einem handbetriebenen Wassermacher, was etwa eine Stunde lang dauerte. Es funktionierte sehr gut, aber ich hatte ein ungutes Gefühl darauf angewiesen zu sein. Früher oder später hätte ich jedoch bestimmt ausreichend Regenwasser fangen können. Emotional (2) wollte ich die öffentliche Aufmerksamkeit solch einer Rekordfahrt vermeiden, außerdem lockte mich die Aussicht meine Freunde zu treffen und natürlich auch viel frisches Obst und Gemüse. Für mich ist Tasmanien einer der besten Plätze der Welt. Tahiti als Ziel war für mich nicht interessant. Die rechtlichen Auflagen (3) hatte ich mit der Erteilung meines Visa für Australien als auch mit meiner Information an die Einreisebehörden ('Arrival Notice') bereits einige Zeit vorher erledigt. Aus diesen Gründen war meine Ankunft in Tasmanien für mich eher gelassen, außerdem bin ich mit dieser Küste gut vertraut und habe natürlich auch alle Detail-Seekarten an Bord.

TO: Wie hast Du fest gemacht, wussten die Leute an Land wessen Leinen sie da annehmen?

Susanne Huber-Curphey: Am Tag 251 (20.02.2019) herrschte zu meinem Landfall eine sehr instabile Wetterlage mit heftigen Regenfronten. Am Southeast Cape pfiff es mit Stärke 10 und ich dachte schon nach Neuseeland ablaufen zu müssen. Trotz der Landnähe klappte aber alles gut, in Lee des Kaps sprang der Motor gut an und lief einwandfrei. So verbrachte ich die erste Nacht an einem Ankerplatz in der Nähe dieses Kaps und konnte kaum fassen, wie ruhig das Boot plötzlich lag. Nehaj und ich feierten dort unseren Landfall alleine und in Harmonie zueinander. 

Am kommenden Tag schaffte ich die 50 Seemeilen bis Hobart nicht mehr in der Arbeitszeit der Behörden, deshalb sollte ich nach ausführlicher Rücksprache mit Zoll und Immigration direkt vor Hobart ankern. Damit ersparten sie mir die hohen 'overtime'-Gebühren, was ich als sehr großzügig empfand. Als ich am Freitag, den 22.02.2019 tatsächlich die Leinen im Herz von Hobart festmachte, nahm ein Freund meine Leinen an und erst hier wurde mir klar, dass diese lange Reise wirklich zu Ende war. Weitere Freunde kamen etwas später nachdem die Formalitäten meiner Einreise erledigt waren, wobei sie besorgt waren, mich bloß nicht zu überwältigen. Es gab viele freudige Umarmungen und sie brachten Erdbeeren, Blaubeeren und die schon fast legendären Pfirsiche, von denen ich lange geträumt hatte. Dazu Äpfel frisch vom Baum, Petersilie, Karotten und einen kleinen Strauß Feldblumen. Es sind alles Blauwassersegler, die wissen wonach man sich nach einer langen Seereise sehnt.

TO: Warum folgte auf die kleine Ankerbucht, dann Hobart?

Susanne Huber-Curphey: Hobart ist ein 'Port-of-Entry', also der offizielle Einreisehafen im Süden von Tasmanien. Die Beamten sind hier an die Ankunft von Yachten nach langen Passagen gewöhnt und meine acht Monate auf See schien sie nicht zu überraschen.

TO: Und dann an Land? Bist Du nicht gleich "landkrank" umgefallen nach 251 Tagen auf See?

Susanne Huber-Curphey: Ich war überrascht, dass das feste Land beim ersten Schritt diesmal nicht 'schwankte', vielleicht deshalb, weil ich zuvor ja bereits zwei ruhige Nächte vor Anker verbrachte.

TO: Was hast Du als Erstes an Land gemacht?

Susanne Huber-Curphey: Am Nachmittag besorgte ich mir eine sim-Karte fürs Handy, um auch in der Cyberwelt anzukommen. Der Lärm der City störte mich diesmal kaum, wohl weil ich mich mental darauf vorbereitet hatte. Die heiße Dusche an Land war köstlich.

TO: … und dann an Bord?

Susanne Huber-Curphey: Nehaj hat nach dieser Reise von 33 000 Seemeilen keinerlei Schäden, was wirklich beachtlich ist! An Deck brauchte ich nur die Segel wegzupacken und die Abdeckungen an Großsegel und 'Miss Aries' anbringen, kaum anders als nach einem Wochenend-Törn! 

Unter Deck gibt es dagegen sehr viel aufzuklaren, immerhin waren alle Luken und Lüfter monatelang dicht geschlossen! Die Waschmaschine an Land ist diesmal gar nicht so wichtig. Weil ich mich auf dieser Reise in meiner Seekoje direkt in den Daunenschlafsack mummelte, hatte ich keine schmutzige Bettwäsche. Auf See trug ich meine Kleidung oder alte Pullover und Socken wochenlang bis sie vor Dreck oder Salz starrten, dann gingen sie über Bord. Nur einmal hatte ich im Southern Ocean genug Regenwasser ohne raues Wetter, um Wäsche zu waschen.

TO: Kannst Du jetzt schon abschätzen, wie es Nehaj geht? Welche Arbeiten erledigt werden müssen?

Susanne Huber-Curphey: Nehaj hatte bei ihrer Ankunft einen hässlichen braunen Algenbewuchs über der Wasserlinie, hauptsächlich dort wo monatelang die Bugwelle lief, etwa einen halben Meter hoch. Gleich am ersten Tag im Hafen schmirgelte ich ihn mit 80-er Sandpapier ab, was ja auf dem blanken Aluminium gar kein Problem ist. Ich lag noch an einem niedrigen Schwimmsteg und benötigte deshalb kein Beiboot, nun ist sie wieder hübsch. Unter Wasser sehe ich einige Entenmuscheln, aber nach meiner wilden Tauchaktion im Oktober wuchsen nicht mehr viele Barnacles nach.

TO: Und die Frage, die sich alle stellen werden, wie geht es weiter? Kannst Du das überhaupt schon absehen?

Susanne Huber-Curphey: Ich plane einen großen Bogen um Australien und dann im Passatwind des Indischen Ozean nach Südafrika zu segeln. Natürlich könnte ich auch jederzeit meine Pläne ändern....

TO: Wir sind gespannt auf Deine weiteren, phantastischen Reisen – Doch jetzt erst noch einmal: Herzlich Willkommen zurück im Hafen, zurück an Land und vielen Dank, dass Du Dir Zeit für uns genommen hast!

Interview: Kirsten Panzer


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