Ein gesunder Schiffsdiesel muss laufen, lange und durchgehend, sonst steht er sich kaputt. In der Box den Motor anschmeissen, Windrichtung testen, dann so schnell wie es geht, die Segel hochziehen, Maschine aus. Das mag der Motor nicht. Mit der Ansage begann sas Seminar: Bootsmotoren auf Fahrtenyachten.
In der Volvo Penta Central-Werkstatt in Kiel-Wik ging es am vergangenen Wochenende gedanklich auf große Fahrt. Wo sonst Mitarbeiter geschult werden, saßen jetzt 18 Segler, um sich intensiv mit Schiffsdieseln zu befassen. Thomas Hasselmann und Peter Walusch, zwei Spezialisten auf diesem Gebiet, führten durch die spannende zwei Tage.
Am Samstag stand erst einmal ein theoretischer Teil auf dem Programm. Vom Ölwechsel, den speziellen Ölen und den technischen Raffinessen ging die Thematik zur Kühlung des Motors, aufgebaut auf der Fehlersuche, falls der Jockel einmal nicht anspringen sollte. Woran kann das liegen, diese Frage stand im Raum. Einfach eine Plastiktüte unter dem Schiffsboden?
Was tut man, wenn der Motor zu heiß geworden ist, die Zylinderkopfdichtung durchbrennt. Wie lässt sich prüfen, ob der Impeller noch in Ordnung ist? Wärmetauscher, Wasserwanne, Vakuumventil, defekte O-Ringe, wie prüft man und vor allem wie repariert man.
Besonders anschaulich wurde es, als Peter Walusch das Thermostat des Wärmetauschers in kochendes Wasser legte und deutlich sichtbar wurde, wie dieses sich öffnete. Ein Zeichen dafür, dass es ganz und somit funktionstüchtig war.
Weiter ging es zum Kraftstoffsystem des Motors. Die Feinfilter, die Einspritzpumpe, der Düsendruck, alles wurde bis ins Detail durchgesprochen. Die Referenten hatten Biodiesel in einen Glasbehälter gefüllt und zur Anschauung gezüchtet. Es lebte in dem Glas!
Am zweiten Seminartag ging es an die Schiffsdiesel. In der Werkstatt nebenan beugten sich die Teilnehmer über zwei große Motoren, bewaffnet mit Schraubschlüsseln. Da erschließt es sich jedem sofort, warum der Beruf auch „Schrauber“ genannt wird. Es wurde geschraubt und beschriftet. Jede Schraube musste schließlich beim späteren Zusammenbau wieder an exakt dieselbe Stelle. Am Ende waren sämtliche Ablageflächen mit Schrauben bedeckt. Im Schiff über Kopf liegend dieses Schraubenmeer zu bewältigen, wäre schon eine ganz schöne Herausforderung.
Es soll vorgekommen sein, dass Teilnehmer früherer Seminare ein paar Tage später anriefen, um einen neuen Motor zu bestellen … sie hatten im Übereifer nach der Schulung ihren alten auseinandergeschraubt und ihn dann doch nicht mehr allein zusammensetzen können. Doch die beiden Schiffsdiesel im Schulungszentrum haben die Schrauberei überlebt. Nach der ausgiebigen Betrachtung ihres Innenlebens und dem anschließenden Zusammenbau, blieb keine einzige, noch so kleine Schraube übrig.
Es war ein durch und durch gelungenes Seminar, an dessen Ende die Teilnehmer mit einer langen Ersatzteilliste für die Backskiste und dem guten Vorsatz, den Motor öfter mal länger laufen zu lassen, damit die Schrauben an den dafür vorgesehenen Positionen bleiben können, nach Hause fuhren