Bei Marguerite Duras, der großen französischen Schriftstellerin, denkt man zuerst an Auflagenbestseller, an Exzesse, an Literatur, deren Entstehungsprozess ein einziges Leiden ist und in der die in Indochina geborene Französin ihr Innerstes nach außen kehrt, immer wieder, Buch für Buch.
Doch da ist noch etwas anderes als dieser tiefe Einblick in oft Ungesagtes. Da ist auch noch das Meer, da sind die Küsten, die Dünen, die Strände – all das spielt eine so große Rolle in ihrem Leben und damit auch in ihren Werken, wie bei kaum einer anderen Schriftstellerin ihrer Zeit. Während ihre amourösen Eskapaden für Irritationen sorgen ebenso wie ihr politisches Engagement, unter anderem kämpft sie in der gleichen Gruppe wie Francois Mitterand auf der Seite der Réstistance, zieht sich das Meer wie ein roter Faden durch die Schaffen.
„Im Universum von Marguerite Donnadieu, wie die Duras eigentlich hieß, ist die wilde Macht der Ozeane allgegenwärtig“, heißt es nun in einer ganz besonderen Biographie dieser so besonderen Schriftstellerin. Jens Rosteck, Kultur- und Musikwissenschaftler, hat das immer wiederkehrende Leitmotiv, das Meer, den Ozean, zum Leben erweckt und nimmt dabei seine Leser mit auf eine einfühlsame Reise zu „Marguerite Duras. Die Schwester des Meeres.“
Sie selbst beschreibt dabei ihre Nähe und Verbundenheit zur See wahrscheinlich noch am besten: „Das Meer als Kraft in jedwedem Sinn: die lebende, die Brutale, sanfte, schöne und tödliche Kraft, alles steckt darin,“ und lässt damit erahnen und spüren, welche Kraft das Meer zu vergeben hat und wie es gleichzeitig klein und demütig machen kann.
Jens Rosteck: „Marguerite Duras. Die Schwester der Meere“, mare Verlag, Hamburg, gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, zahlreichen Abbildungen, 240 Seiten. Euro 24