Kurz bevor es an die Preisverleihung für das Jahr 2021 geht, konnte nun der renommierte Ocean Award 2020 auch an die Mitarbeiter des ‚Piraterie Präventions-Zentrum der Bundespolizei in Neustadt‘ überreicht werden.
Im Frühling 2020 waren deutsche Segelyachten in vielen Ecken der Welt auf einmal gestrandet. Allerdings mit einigen handbreit Wasser unter Kiel. Die meisten lagen vor Anker oder in Marinas und konnten dennoch nirgendwo hin.
COVID-19, als noch recht diffuse und neue Bedrohung hielt sie fest. Um diese Boote herum wurden Einreisebeschränkungen erlassen, Grenzen geschlossen und sorgfältig erstellte Routenpläne gerieten innerhalb von Tagen durcheinander. Für viele Crews bedeutete die weitgehende Einstellung des internationalen Flugverkehrs zudem, dass dringend benötigte Crewmitglieder für längere Überfahrten nicht mehr anreisen durften.
Anstelle der Suche nach besonderen Atollen und sehenswerten Ankerbuchten traten konkrete Fragen: „Wie kommen wir nach Hause, und wer lässt uns überhaupt noch ins Land, damit wir unterwegs bunkern können?“ – Das bot viel Platz für Gerüchte, mehr oder weniger belastbare Ratschläge am Steg und heißen Diskussionsstoff in den Sozialen Medien.
Rolling Home war geboren
Auch für den Trans-Ocean e.V. war das eine vollkommen neue Situation und nie dagewesene Herausforderung. Die Aktion ‚Rolling Home’ des Trans-Ocean, um Segler auf dem Heimweg zu unterstützen und Yachten sicher nach Hause zu geleiten, war geboren.
Ein voller Erfolg wurde die Aktion dank des, in diesen Tagen unermüdlich arbeitenden, Teams und langjährigen Partnern: Insbesondere die Dienststelle Piraterie Präventions-Zentrum der Bundespolizei in Neustadt, kurz PPZ, half mit ihrem internationalen Netzwerk und direktem Draht zu den Sicherheitsbehörden diverser Länder.
So konnten vermeintlich heiße Tipps schnell validiert, Ausweichhäfen bestimmt und die Durchfahrt von Hoheitsgewässern ermöglicht werden. Wenn sich Probleme abzeichneten, entstand für viele Segler durch den Einsatz des PPZ ein Sicherheitsnetz, auf dass sie sich auch mit kleiner Crew verlassen konnten.
Auch außerhalb dieser besonderen Situation leistet das PPZ für Segler auf Langfahrt seit langem unschätzbare Dienste:
Die Beamten in Neustadt sind hilfsbereite Ansprechpartner für Crews unter deutscher Flagge: Beispielsweise bei der Gefahrenbewertung ungewöhnlicher Routen. Sie geben darüber hinaus Tipps zum Umgang mit Flüchtlingsbooten und bieten sogar kostenlose Seminare, in denen neben Routenplanung die vorbeugende Sicherung von Booten gegen Einbrüche und das Verhalten bei Überfällen besprochen wird. Denn Piraterie ist auch 2021 ein Thema, mit dem sich Langfahrtsegler auseinandersetzen müssen.
Das gesamte ‚Rolling Home‘ Team und damit auch das PPZ, wurde in Anerkennung des Erfolgs der Aktion 2020 vom Trans-Ocean e.V. mit dem renommierten Ocean Award ausgezeichnet. Jährlich ehrt der Verein damit Gruppen oder Einzelpersonen, die sich durch bemerkenswerte Leistungen um das Hochseesegeln verdient gemacht haben.
Aufgrund der anhaltenden Pandemie musste die Überreichung des Preises fast ein Jahr auf sich warten lassen: Anfang November übergaben Johannes Frost, sowie Bert und Marlene Frisch im Namen des Trans-Ocean den Preis in Neustadt an die zu recht stolzen Mitarbeiter des PPZ.
Hinnerk Weiler