TO-Stützpunktleiter Federico Ulrich, der während des verheerenden Vulkanausbruchs auf La Palma sein Haus verloren hat, meldet sich nun noch einmal von der Kanareninsel mit einem Bericht zur aktuellen Lage und Bildern, die das g
anze Ausmaß der Zerstörung zeigen:
Der Vulkan hat nach 85 Tagen den Betrieb eingestellt. Am 25. Dezember 2021 wurde es ruhig auf der Cumbre Vieja. Jetzt wurde die Eruption für beendet erklärt.
Nun geht es erst los mit dem Aufräumen auf der Westseite. Viele Menschen freuen sich wieder in die noch bewohnbaren Häuser einzuziehen. Vor jedem Einzug wird jedes Haus vom Statiker überprüft, sowie von Spezialisten der Armee die SO₂-Konzentration im Gebäude gemessen. Wenn alles OK ist, wird auf die Hauswand ein roter Punkt gesprayt.
Wir können noch nicht in ein Haus zurück. Wir hatten ein Objekt gefunden, nach Überprüfung auf dem Katasteramt hatte sich aber herausgestellt, dass es sich um einen Schwarzbau handelte. Da haben wir natürlich die Finger davongelassen.
Es wird immer wieder versucht, schnell viel Geld zu verdienen. Es ist schlimm, dass solch traurige Situationen ausgenutzt werden.
Wir wohnen immer noch bei unserer Seglerfreundin im Blockhaus. Die Stimmung ist etwas bedrückend. Die Menschen, die keine Versicherung haben, bekommen 60 000 Euro vom Staat für ihr zerstörtes Haus. Das reicht nicht einmal, um ein Grundstück zu kaufen.
Der neue Vulkan ist gewaltig, er besitzt 6 Krater von 100 bis 170 Metern Durchmesser. Er hat 200 Mio. m³ Lava ausgestoßen dazu noch 34 Mio. m³ Lavaasche. Die Höhe beträgt gut 1200 Meter.
Die neuen Lavadeltas haben eine Fläche von 48 Hektar. Demnächst kann man neue Ankerbuchten besuchen.
Der Copernicus SAT hat 2888 zerstörte Gebäude und 138 beschädigte erfasst. 74 km Straßen sind zugepflas
tert. Mit schweren Baumaschinen werden nun die Straßen freigeräumt. Die Straße in den Süden macht Probleme. Ein Lavastrom von 3 km Breite und 50 m Höhe hat die Straße blockiert. Bis eine Lavaschicht von 50 m Dicke ausgekühlt ist, dauert es Monate.
Wir werden uns weiter mit Asche rumschlagen.
Freunde von uns konnten ins Haus zurück, aber was macht man, wenn das Grundstück von 2000 m² mit 50 cm Asche
bedeckt ist … schaufeln. Jetzt gibt es schon Angebote von " Aschenräumern" Kosten von 10 bis 30 000 Euro. Aus Asche macht man "Kohle".
Langsam bekomme ich "Funkentzugserscheinungen". Leben mit schlechtem Internetzugang und ohne KW-Antenne ist nicht schön.
Wir wünschen allen einen guten Start in die neue Seglersaison.
Herzliche Grüße
Federico y Rolande und zwei Fellnasen