Verstanden

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Reisebericht

Eindrücke von den Marquesas 



Eindrücke von den Marquesas 

12. Juni 2022
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Ja, dies ist ein Paradies. Alle haben recht, James Cook, Paul Gauguin, Herman Melville, Jacques Brel –  Die Marquesas, „die Erde der Männer“, so die Übersetzung ihres ursprünglichen Namens “Te Fenua Enata“, liegen abgeschieden inmitten des Pazifischen Ozeans, inmitten der legendären türkisblauen Südsee, dem Sehnsuchtsziel der Maler, Forscher, Entdecker, reiseerprobter Urlauber und eben auch der meisten Segler. Carola und Martin Breyer haben sich mit ihrem Katamaran Lani auf Entdeckungsreise begeben. 

Unsere Anfahrt ist in den letzten Zügen etwas ungeplant verlaufen, da sie natürlich wie immer abhängig von der Wetterentwicklung. Entgegen des Wetterberichtes bekamen kam sehr schönen für uns idealer Segelwind, was allerdings auch gleich einen Nachteil mit sich brachte … wir sind zu schnell geworden. So haben wir uns dann schließlich eineinhalb Tage selbst gebremst, um bei Tageslicht auf Hiva Oa anzukommen. 

Die Idee, zuerst nach Fatu Hiva zu segeln, hatten wir zuvor verworfen, da man dort nicht einklarieren kann und sich die Kontrollen verschärft haben. 

Nur mal schnell an Land

Im Einklarierungshafen Atuona auf Hiva Oa gibt es keinerlei Stege oder andere Festmachmöglichkeiten, sondern nur einen kleinen Bereich für Ankerlieger hinter einem Wellenbrecher. Er bietet etwa  20 Booten jeweils mit Bug- und Heckanker Platz und ist dementsprechend eigentlich immer voll.  Eine kleine Runde durch das Ankerfeld brachte uns viele sehr ernste Blicke ein. Freiwillig sind wir vor dem Wellenbrecher zum Ankern gefahren (auf 12 bis15 Metern Tiefe) – ebenfalls mit Bug und Heckanker. Keiner von uns wollte in das mehr als trübe Wasser, um nach den Ankern zu schauen. Schnell war klar, dass wir hier auf keinen Fall die Nacht verbringen möchten. Im Galopp haben wir alles erledigt......Dinghy ins Wasser, Müll eingeladen, entsorgt, in den Hauptort Atuona getrampt, um in der Gendarmerie einzuklarieren. Dann ging es sofort weiter: Geld tauschen, im Supermarkt einkaufen......und um dann doch zu bemerken wie freundlich, entspannt und lebensfroh hier alle sind. Die Frauen haben langes dunkles Haar und eine Blume übers Ohr gesteckt, so wie wir es von den Bildern von Paul Gauguin her kennen - kein Märchen! Der Postbeamte sitzt in Flipflops hinterm Schreibtisch. SIM-Karten fürs Internet gibt es erst und nur vielleicht in der nächsten Woche wieder, falls denn das Versorgungsschiff aus Tahiti welche mitbringt. Die Einheimischen bringen zum Verkauf Obst, selbstgemachte Sandwichs, Gebäck und Gemüse in den kleinen und einzigen Supermarkt im Ort. Es gibt Eiscreme, bevorzugt Ananas und Coconut, aber sogar auch Magnum! Was für Gegensätze!

Vor dem Supermarkt stehen Sitzbänke, auf denen wir eine Pause machen und jeweils unser großes Eis genießen. Anschließend geht es wieder mit drei vollen Einkaufstüten und Rücksäcken per Anhalter zurück zum Boot. Ankunft dort um 13 Uhr, Anker auf um 14 Uhr, um in einer Bucht auf der Nachbarinsel Tahuata zu ankern, zu entspannen, auszuschlafen und um das Boot in Ruhe zu putzen. 

Für die vielen Anker, die wir ausgebracht und wieder eingeholt haben, muss erst einmal Bier fließen, bis wir wirklich schließlich scheintot ins Bett fallen. 

Nächster Tag, Ortszeit 12 Uhr

Wenn wir so auf den Sandstrand mit den Palmen schauen, dann würde ich sagen, dass wir angekommen sind. Der Pazifik war sehr unangenehm und unstet.......viel komplizierter als der Atlantik. Ich habe schon zu Carola gesagt, wenn noch einmal jemand etwas von Barfußroute erzählt, muss er mir das näher erklären. Aber nun ist ein großer Schritt getan und alle zukünftigen Etappen werden ab jetzt überschaubarer. Ja, es war die längste Strecke unserer bisherigen Reise. Wir kennen  so vieles noch nicht und schlagen uns ziemlich gut......wie wir finden. 

Kleinere Fehler merkt man von außen kaum. Zum Beispiel gestern beim Ankern in Atuona. Ich dachte wir hätten 80 Meter Kette an Bord. Als wir den Heckanker setzten, wollten wir eben diese gesamten 80 Meter ausnutzen. Bei 75 Metern wurde es dann auf einmal sehr ruhig - kein Kettenrasseln mehr. Carola ist geistesgegenwärtig nach vorne geeilt, um nachzuschauen - die Sicherheitsleine war sogar schon draußen und zum Glück aber am Ende gesichert, ein Pluspunkt und Dank an Lagoon. Beinahe hätten wir unseren neuen Superanker samt Kette im etwa 12 Meter tiefen Schmuddelwasser versenkt. Also wieder einen kleinen Schub nach vorn, dann gemeinsam an der Leine gezogen, bis die Kette wieder auf dem Boot war und in die Ankerwinde eingelegt werden konnte. Eigentlich alles ganz einfach, aber doch nervenaufreibend und vielleicht auch unnötig. 

Mittags beim Aufholen des Heckankers dann der nächste Schock: Der Heckanker mit 20 Meter Kette wollte nicht freiwillig zurück aufs Boot. Wie am Gummiband wurde er immer wieder zurückgezogen. Für uns war es schwer nachzuvollziehen, ob wir ein Kabel oder irgendetwas ähnliches erwischt hatten oder ob mein Fischen mit einem kleinen Faltanker geholfen hat. Vielleicht war es auch einfach nur die 20 Meter lange 10er Kette mit dem 15 Kilo Anker, diese von Hand aus 12 Metern  Tiefe aufzuholen, doch mehr als mühsam sein kann. Ein letzter Versuch, ein letztes Mal mit aller Kraft gezogen, bis aufs Letzte vollkommen entnervt, kam der Anker an Deck. Zerrungen in beiden Armen, so fühlt es sich an. Auch diese Erfahrung wird  unter „Lehrgeld“ abgeheftet.   

Badebucht mit Anschluss

In der Bucht Hanamoenoa kann man es aushalten. Das Wasser ist klar. Täglich kann man mit Stingrays, Mantarays oder auch mit Delphinen schwimmen – wenn man gerade nicht putzt. Unsere Fenster waren fast undurchsichtig. Das Dach und Deck klebrig salzig und die Rümpfe von der Bugwelle mindestens 60 Zentimeter hoch und der Rest der Rümpfe etwa 20 Zentimeter oberhalb des Antifoulings  vor lauter festsitzender Algen und Muscheln braungrün. Zum Einkaufen fährt man zwei Seemeilen weiter nach Vaitahu. Das ist ein kleiner Ort mit einem Postamt, kleinem Supermarkt, Kirche und ein paar gepflegten schönen Häuschen. Einfach das Dinghi packen (Schwimmwesten, Funke, Minianker, 30-Meter- Leine, trockene Sachen, Wasserflasche, wasserdichte Taschen mit I-Pad und die GoPro) und losfahren. Obst gibt es im Supermarkt nur wenig. Man fragt eher auf der Straße danach und erlebt ein kleines Zusatzabenteuer. Wir sind zum Beispiel in die Berge gefahren worden, um dort grüne Bananenstauden zu ernten. Alles andere gabs um das jeweilige Privathaus herum - verschiedene Sorten von Mangobäumen, Limetten, Brotfruchtbaum, Kokospalmen, Grapefruitbäume, Sternfrucht und Papayas und vieles mehr. Wir werden mit dem Auto und unseren Schätzen bis zum Dinghy gebracht. 

Wiedersehen der Schleusenboote

Es ist Donnerstag vor Pfingsten und wir wagen uns aus der schönen Bucht, um ein paar Tage weiter südlich in Hapatoni zu verbringen. Angekommen stellen wir fest, dass die Berge so steil sind, dass alle drei Ankerplätze innerhalb der Leeverwirbelung liegen. Das heißt, der Wind kommt vom Meer. Es sind einige, so sechs, sieben, Ankerlieger da. Wir machen einen Ankerversuch, beobachten und brechen ab. Zu unangenehm das Ganze, allein der Gedanke, nicht in der Hauptwindrichtung zu übernachten, fühlt sich nicht gut an. Wir segeln zurück nach Hanamoenoa. Dort sind inzwischen alte Bekannte und ein paar neue Boote eingetroffen: Unsere Panamaschleusenpäckchenboote, ein Katamaran aus Australien, ein Mono aus Großbritannien, die Stahlketch aus Südafrika. Wir sitzen auf den Booten erzählen viel, genießen die Tage und fahren mit den Dinghis noch mal nach Vaitahu, um Obst zu kaufen. Da südlich der Toamotus noch ein Tief herumgeistert, segeln wir gemeinsam mit dem australischen Katamaran nach Ua Pou und Nuku Hiva, um die Zeit zu nutzen.

Am Abend erreichen wir mit dem Ort Hakahetau auf Ua Pou die Nordgruppe der Marquesas. Wir sind alle total geschafft und treffen uns am nächsten Tag an Land. Schnell ist das einzige Café im gepflegten Ort gefunden. Von dort geht ein sehr gut präparierter Pfad zu einem Wasserfall mit natürlichem Staubecken, in dem man baden kann. 

Im gleichen Zug ist ein Besuch beim „Schoko-Mann“ Pflicht. Der Weg führt weiter zu der Farm des deutschen Schokoladenherstellers. Es stehen wilde Pferde auf dem Weg und zwischendurch huscht ein Einheimischer vom linken Dickicht ins rechte Dickicht des Weges. Es raschelt, bloß nicht Bange machen lassen, erst recht nicht da unser furchtloser Australier bei uns ist und einen guten Krokodile Dundee abgibt. Der Schoko-Unternehmer freut sich, mal wieder Deutsch sprechen zu können. Er lebt seit 25 Jahren mit seiner polynesischen Frau auf Ua Pou, pflanzt die Büsche mit Kakaobohnen und hat dazu noch eigene Cashew- und Makadamiabäume, deren Nüsse er erntet. 

Erst Schokolade, dann folgt in wunderbarer Segeltag

Der Ankerplatz ist so rollig, dass wir schon am nächsten Tag weiter zur nördlich gelegenen Insel Nuku Hiva segeln. Wieder ein schöner Segeltag in die Danielsbay (Anse Hakatea). Dort geht die befreundete Crew am Folgetag alleine auf Erkundungstour. Wir machen Ankerwache, faulenzen und fahren mit dem Dinghiyspazieren. Bei der Gelegenheit wird uns erzählt, in welch unglücklicher Bucht wir uns gerade befinden. Es liegt inzwischen gute zehn Jahre zurück, dass ein deutscher Segler hier zu einem Jagdausflug eingeladen wurde und nicht mehr zurück kam……..   

Am nächsten Morgen gehen wir ankerauf, um in die östlichere große Bucht vor dem Ort Taiohae zu fahren. Wir motoren die eineinhalb Stunden, da es uns mit 25 bis 28 Knoten auf die Nase bläst. Wir bleiben zwei Tage hier vor Taiohae, um uns mit ein paar Lebensmitteln für die Weiterfahrt (520 Seemeilen) zu den Toamotus zu versorgen und das Wifi im Restaurant am Anleger zu nutzen. Man kann auf den französischen Inseln, außer auf den Toamotus, grundsätzlich fast alles im Supermarkt kaufen - ganz an erster Stelle das geliebte französische Baguette. Leider ist das mit dem Internet allerdings nicht ganz so einfach. Hier muss man oft improvisieren, nach einem Wifi oder Hotspot suchen, unter Umständen teuer für den Zugang zahlen oder teure SIM-Karten mit wenig Volumen kaufen ...falls es denn welche gibt.

Das wunderbare Obst aus Vaitahu ist plötzlich gleichzeitig reif eworden. Es hat uns Stunden gekostet die Mangos zu schälen, haben sie in Streifen geschnitten und eingefroren - auch etwas Mangomus als Sorbet ...was für ein Luxus. Die Bananenstaude hat sich genauso wenig Zeit gelassen -  also fabrizierten wir gefrorene Bananenchips......

Am nächsten Tag geht es um 6 Uhr wieder los – diesmal mit Kurs auf die Toamotus.

Carola und Martin Breyer (Text und Fotos), SY Lani


 


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