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Reisebericht

Azoren, die blühenden  immergrünen Inseln



Azoren, die blühenden immergrünen Inseln

30. Januar 2023
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Zunächst möchten wir uns gerne kurz vorstellen. Wir, das sind der 70-jährige Skipper Guus Jägers und das Crewmitglied Anneke Jägers (68). Seit unserer Pensionierung 2017 leben wir an Bord unserer inzwischen vier Jahre jungen GusAnne, einer Zuidkaper 40ft.
Frei nach dem Motto „der Weg ist unser Ziel“ sind wir auf dem Wasser unterwegs und folgen dem wunderbaren Hinweis  von Segelfreunden „alles ist möglich, nichts muss“.

Von den Niederlanden aus ging es die europäische Atlantikküste entlang bis Gibraltar, dann hinüber nach Marokko und anschließend zu den Kanarischen Inseln. Wir hatten danach die Überfahrt zu den Kapverdischen Inseln geplant und von dort die Atlantiküberquerung nach Nordbrasilien, Belém angepeilt. Aber, wie bei vielen anderen auch, hat Corona vorerst einen Strich durch unsere Rechnung beziehungsweise Planung gemacht.

Stattdessen verbrachten wir knapp ein Jahr auf den Kanarischen Inseln und haben uns Anfang Juni 2021 zu dem uns bis dahin unbekannten Archipel der Azoren aufgemacht, nicht zuletzt auch, um dem heißen Sommer auf den Kanaren zu entfliehen. 

Die Temperaturen auf den Azoren sind in der Sommerzeit sehr gut auszuhalten, sie liegen meistens bei rund 25 Grad. Viel Sonnenschein gibt es und dazu auch ab und an einige Regenschauer, die Inseln sind nicht von ungefähr so grün. Naturliebhaber finden auf den Inseln üppige Vegetation, schöne Landschaften, tolle Küsten und viele Naturschwimmbäder. Zu jeder Insel erhielten wir bei den Touristeninformationsbüros ausführliches Info-Material, um die Insel bei Wanderungen, Radtouren oder mit Auto- und Busfahrten zu erkunden. Die Azoreninseln sind alle vulkanischen Ursprungs und obwohl sie viele Gemeinsamkeiten aufweisen, hat jede Insel doch ihre eigenen Besonderheiten.

Wer eine kennt, kennt noch lange nicht alle

Von den neun Azoreninseln haben wir sieben mit unserer GusAnne angesteuert. Ausgangspunkt war die Kanarische Insel La Palma, Hafen Tazacorte. 

Fünfeinhalb Tage und haben wir für die 647 Seemeilen lange Überfahrt gebraucht, bis wir auf der der südöstlichsten Azoreninsel Santa Maria festmachen konnten. Danach ging es weiter zu den Inseln Pico, Faial, Sao Jorge, Graciosa, Terceira und schließlich Sao Miguel. Rund 400 Seemeilen habe wir auf unser viermonatigen Reise durch die Inselwelt der Azoren zurückgelegt. 

Bis auf Graciosa verfügt jede Insel über eine Marina, wobei es zum Teil nur  für wenige Boote Platz gibt. Reservieren kann man nicht, vorheranrufen lohnt sich aber auf jeden Fall. Auf E-Mail-Anfragen wurde nur selten reagiert. Die Hafengebühren lagen für unser 13 Meter lange GusAnne im Schnitt bei  25 Euro pro Tag, einschließlich Wasser und Strom.

Zu beachten ist, dass, wenn man sich  länger als drei Monate auf den Azoren aufhält, eine Leuchtturmsteuer in Höhe von 70 Euro für ein  Jahr anfällt. Im Folgejahr zahlt man dann nur noch 10 Euro.. Die Leuchtturmsteuer wird übrigens in ganz Portugal berechnet. Bei einem  Aufenthalt länger als 183 Tage musss man eine zusätzliche „Energiesteuer“ zahlen, die auf Basis der PS-Zahl des Motors berechnet wird. 

Die Steuerzahlungen sind eine Bringschuld, man wird im Hafen nicht darauf hingewiesen. Bei einer eventuellen Kontrolle entstehen jedoch Bußgelder, falls man die Gebühren nicht bezahlt hat.

Segeltechnisch ist das Azoren-“Revier“  unproblematisch, geringe Tidenunterschiede und bei unserem Tiefgang von Minimum 1,60 Metern gab es auch keine Probleme in den Hafen. Natürlich haben wir beide als Rentner genügend Zeit und können Schlechtwetterperioden aussitzen. Ankermöglichkeiten gibt es auf den Azoren ebenfalls zu genüge, wobei wir allerdings Häfen bevorzugen. Hier können unsere E-Bikes von Bord und für Radtouren sowie als „Drahtesel“ zum Einsatz kommen. Navigatorisch waren wir neben den aktuellen Navionics-Seekarten mit dem Imray-Hafenhandbuch für dieses Revier unterwegs. Wetterapps wie Windy, Windfinder, Windhub sowie das App Imray Tides Planner ergänzten unsere Ausrüstung. 

Und ach, der Funk

Bei längeren Strecken hatten wir leider Probleme mit unserem Kurzwellengerät und konnten daher unser Abo bei Airmail/Sailmail nicht nutzen, um auch hierüber aktuelle Wetterinformationen zu erhalten.  Auch funktionierte unser Kurzwellengerät nicht, um zum Beispiel an den TO-Funkrunden teilnehmen zu können. Nach dem Problem wird noch gesucht, jedoch steht unsere Entscheidung fest, dass wir in  unserer nächsten zwei- bis dreimonatigen Pause im Sommer 2022 uns in Deutschland ein Iridium-Go Satellitentelefon, kombiniert mit Predict Wind-Wettervorhersage, anschaffen werden, um kurzfristig und unproblematisch aktuelle Wetterinformationen  zu erhalten. Die Predict Wind Software ist außerdem kompatibel mit dem am Bord befindlichen B&G System.

Bei der Ankunft im Hafen Vila do Porto auf der Insel Santa Maria in Juni war zunächst ein Corona-Negativtest erforderlich, bevor wir einen Liegeplatz erhielten. Wir hatten das große Glück, dass uns dort eine Covid-19-Impfung angeboten wurde; dies haben wir gerne angenommen. Geimpft ist man doch einfacher und vor allem sicherer unterwegs.

Santa Maria, da am südlichsten gelegen, hat das trockenste und sonnigste Klima des Archipels. Die Insel hat eine Gesamtfläche von rund 100 km². In den Orten Vila do Porto, Santo Espírito, Santa Bárbara können Kloster, Kirchen und Festungen besichtigt werden. Hervorzuheben sind die typischen, weißen Schornsteine der Häuser auf der gesamten Insel. Diese verleihen ihr ein malerisches Bild. Zu erwähnen ist noch, dass es auf den Azoren nicht erlaubt ist, in einem Hafen ohne Erlaubnis der Capitaneria (nicht der Hafenmeister) zu tauchen, um beispielsweise . das Unterwasserschiff zu prüfen. Wir hatten das Problem, dass beim Einlaufen in den Hafen sich Fischerleinen in das Bugstrahlruder gezogen hatten und den Propeller dabei zerstörten. Ohne Tauchlizenz durften wir die Reparatur nicht selbst vornehmen. 

Der höchste Berg Portugals

Pico, 182 Seemeilen nordwestlicher, kann sich mit der höchsten Erhebung Portugals, dem 2351m hohen „Montanha da Pico“ schmücken. Der imposante Vulkan  beherrscht nicht nur die ganze Insel, sondern ist auch von den Nachbarinseln deutlich erkennbar.  Pico war die Azoreninsel mit der größten Walfangtradition (seit 1989 eingestellt) und ist heute einer der besten Orte weltweit für die Walbeobachtung. In dem Ort Lajes do Pico, in dem auch die Marina befindet, ist das Museum der Walfänger beheimatet (das Museu dos Baleeiros)  die frühere intensive Walfangtätigkeit auf der Insel und dazu auch noch eine große Anzahl von Gegenständen,, die aus Walzähnen und -knochen hergestellt wurden, zeigt.

Die nächste Insel

Die Insel Faial, etwa 20 Seemeilen nordwestlicher, ist die drittgrößte Insel des Archipels und wird von einem großen Krater mit 2000 Metern Durchmesser und einer Tiefe von 400 Metern dominiert, die „Caldeira“, ein imposantes Naturschauspiel. Es gibt einen Rundweg um den ganzen Kraterrand  (circa 8 Kilometer lang), der sehr empfehlenswert ist.

Im westlichen Teil der Insel kann man das Ergebnis des jüngsten vulkanischen Ausbruches bestaunen. Der Vulkan Capelhinos stieß in der Zeit von September 1957 bis Oktober 1958 schätzungsweise etwa 30 Millionen Tonnen Asche und Lava aus, welche Faial um 2,4 km² vergrößerte.

An den Kaimauern und auf der Pier haben sich in Horta all die Segler verewigt, die über den Atlantik gesegelt sind. Es lohnt sich wirklich, sich für die  zum Teil sehr kunstvollen Gemälde Zeit zu nehmen. Horta wird von vielen Weltumsegler beziehungsweise Atlantiküberquerern als Zwischenstopp genutzt. Nicht zuletzt sollte man das legendäre Peter Café Sport besuchen, das direkt am Hafenliegt und dort den berühmten Gin-Tonic und/oder Schokoladenkuchen bestellen.

Nur 22 Seemeilen nordöstlich liegt der Hafen Velas auf der Insel Sao Jorge. 

Die knapp 7 km breite und 54 km lange Insel begeistert aufgrund ihrer Fajás, wie die flachen Gebiete am Ozean unterhalb der Steilküsten genannt werden. Sie sind durch Lavaströme entstanden und auch durch Land- und Felsstürze aufgrund von Erdbeben oder starken Regenfälle.  Hier werden Mais, Wein, Gemüse, Bananen und sogar Kaffee angebaut. Letztere wird selber geröstet und nur im eigenen Cafés angeboten. Bekannt ist der Sao Jorge Käse, der seit über 500 Jahren auf der Insel hergestellt wird.

Und dann doch nur ein kleiner Hafen

Die Insel Graciosa liegt 35 Seemeilen nördlich von Sao Jorge. Der Fischerhafen Sao Mateus (Praia) bietet Platz für etwa vier Sportboote, je nach Größe. Direkt vor der Mole liegt  jedoch ein gut besuchter Ankerplatz. 

Bei stärkerem nordöstlichem, auflandigem Wind haben wir dann doch den noch nicht fertigen Hafen „Cais da Barra“ bei Santa Cruz bevorzugt. Die Marina ist bis auf Stege, sanitäre Anlagen und sonstige Marina-Infrastruktur fertig gestellt. Man wartet auf die zugesagten EU-Mitteln, um alles zu vollenden. Man liegt dort sehr ruhig, jedoch mussten wir aufgrund des nicht griffigen Hafenbeckenbodens unsere GusAnne des Öfteren verlegen.

Windmühlern, der Hingucker

Architektonisch fallen die vielen Windmühlen (früher Getreidemühlen) im Hollandstil auf, alle mit rot gestrichenen Dächern.. Auch wenn sie heute nicht mehr in Betrieb sind, werden sie gut instandgehalten und sind immer ein schönes Foto wert.

Südöstlich von Graciosa und knapp 53 Seemeilen entfernt liegt die Insel Terceira mit der früheren Hauptstadt Praia da Vitória, in dessen Marina wir einen Liegeplatz bekamen. Die Altstadt der heutigen Hauptstadt Angra do Heroísmo wurde  1983 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. In dem gut erhaltenen und gepflegten Stadtkern befinden sich Häuser im traditionellen Baustil, Herrenhäuser, Kirchen, Klöster und frühere Befestigungen. Die Marina Porto das Pipas gibt den Blick auf einen Teil der schönen Altstadt und der Kirche Ingreja da Misericórdia (Barmherzigkeit) frei. In nahezu allen Orten der Insel sieht man einen Império. Kleine dem Heiligen Geist gewidmeten Kapellen, dessen Fassaden in fröhlichen Farben miteinander wetteifern. Die Ältesten stammen aus dem 17. Jahrhundert.

"Mittelpunkt" des Azoren-Archipels

Die größte und bedeutendste Insel des Archipels, Sao Miguel, liegt 90 Seemeilen südöstlich von Terceira. Auf Sao Miguel leben etwa 138 000 Einwohner, etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Azoren.

Wir hatten unseren Liegeplatz in der Marina von Ponta Delgada, Hauptstadt und Sitz des Präsidenten. Auch hier sind noch viele alteund sehenswerte historische Gebäuden erhalten. Außerdem verfügt die Stadt über mehrere sehr schöne und alte Parkanlagen mit majestätisch wirkenden Bäumen.

Im Westen und im Zentrum der Insel gibt es mehrere Lagunen umgeben von faszinierenden Landschaften.Auch für die sollte man sich Zeit nehmen.

Im östlichen Teil der Insel liegt Furnas mit seinem See, Tal, Ort und vor allem seinem Thermalwasser und Fumarolen, aus denen vulkanischer Dampf austritt. Es ist einer der am meist besuchten Orte auf Sao Miguel.

Ursprünglich hatten wir vor, auch nach Flores, der westlichsten Insel des Archipels,  zu segeln. Wir wollten den Hafen in Lajes das Flores ansteuern. In Herbst 2019 hat auf der Insel jedoch der Orkan „Lorenzo“ gewütet und sowohl den Hafen dort als auch den Fischerhafen in Santa Cruz das Flores stark beschädigt. Beide Häfen werden momentan restauriert beziehungsweise neu angelegt. Für Sportboote war der Hafen in Lajes noch nicht geöffnet. 

Wir haben daraufhin ein Hotel in Santa Cruz das Flores gebucht und sind für fünf Tage mit einer kleinen Propellermaschine dorthin geflogen.. So konnten wir auch diese abgelegene Insel besuchen. Auch hier trifft man wieder auf diese imposante Azorenlandschaft mit Vulkanen, Seen, Eilanden,  Steilküsten und den typischen Fajás. Besonders  sind hier die vielen Wasserfälle zu erwähnen, die sich an den Steilküsten ins Meer stürzen.

Auch die Gastronomie mit frischem Fisch und Fleisch direkt von den Erzeugern kommt auf den Inseln nicht zu kurz.  
Nicht zu vergessen: „Cozido das Furnas“, ein Schmor- oder -Eintopf, bestehend aus Fleisch, Fisch und Gemüse. Der große Topf wird in ausgegrabene Vulkanlöcher hinabgelassen und von oben mit einer großen Holzplatte verschlossen, um die dann ein Erdhaufen aufgetürmt wird.

Dazu noch die tropischen Früchte und der berühmten Sao Jorge-Käse, die heimischen Weine, insbesondere von den Inseln Pico, Graciosa und Terceira

Es schmeckt auf den Azoren

Vier  Monate lang (Anfang Juni bis Anfang Oktober 2021) haben wir das angenehme Klima genossen und uns von der Schönheit der Inseln verzaubern lassen. 

Noch mehr Informationen zur Reise auf die Azoren gibt es auf unserem Blog 

Anneke und Guus Jäger 
 


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  Kommentare

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Vielen Dank für den wirklich schön geschriebenen Bericht!

Ein toller Bericht

By Philipp Hilker on 15.07.2023 11:08:55

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