Mit ihrer SY Mago del Sur, einer Amel 54, sind Anke und Martin Birkhoff seit nun schon fast drei Jahren auf Langfahrt. Und passend zu Martins früherem Ehrenamt als Vorsitzender des Trans-Ocean ist er auch unterwegs auf See und in den Häfen Ansprechpartner für die TO-Segler. Seine Mago del Sur fungiert als schwimmender Stützpunkt, der gerade allerdings einiges auszuhalten hatte.
Nun wurde die Yacht auf ihrem Weg von Gibraltar nach Cadiz gleich von mehreren Orcas angegangen.
Martin Birkhoff schildert, was er erlebt hat:
„Wir befanden uns am 1. Mai auf dem Weg von Gibraltar nach Cadiz. Durch die Almadraba (Thunfischnetze bzw. Fischfarm) südlich des Küstenörtchens Zahara de los Atunes waren wir gezwungen, den bis dahin verfolgten küstennahen Kurs zu verlassen. Wir beobachteten zwei entgegenkommende und ein vor uns laufendes holländisches Segelboot (Zeester) und trackten deren Kurse. Ihre Kurse zeigten keinerlei Besonderheiten, wie Haken oder plötzliche Kurswechsel. Nichts, was auf Orcas hinwies.
Fünf Minuten vor unserem Kontakt sah Anke im Fernglas die Flosse eines männlichen Orcas etwa 1,5 km vor uns. Wir änderten sofort den Kurs in Richtung Land. Fünf Minuten später schwammen zwei weibliche Orcas von hinten auf Mago del Sur zu, tauchten etwa 2-3 Bootslängen von uns entfernt ab und gingen direkt auf das Ruder los. Wir fuhren weiter, änderten weder Geschwindigkeit noch Kurs, der Motor lief, alle Instrumente waren eingeschaltet (Segel waren mangels Wind nicht gesetzt). Es gab 4 harte Schläge gegen das Ruder, einer davon drehte das Boot ein wenig aus dem Kurs, dann waren sie weg. Während der ganzen Zeit, in der sie mit unserem Boot interagierten, waren sie untergetaucht. Leider schafften wir es nicht, den Autopiloten schnell genug auszukuppeln (der Grund für die Schäden an den Steuerkabeln, die wir später feststellten). Die ganze Interaktion - Schwimmen in der Nähe des Bootes, Berührung, und Verschwinden hatte nur 20 Sekunden gedauert.
Zweieinhalb Minuten später kamen die beiden Tiere zurück, tauchten wieder ab und schwammen einige Sekunden hinter dem Boot her, ohne es zu berühren. Was wir allerdings in diesem Moment gar nicht erkannt hatten, sondern erst in einem glücklicherweise aufgenommenem Video erkennen konnten. In dieser Situation warfen wir einen Feuerwerkskörper an die Seite des Bootes, woraufhin sie sich sofort entfernten und nicht mehr zurückkamen. Auf dem Video erkannten wir später, dass sich beim zweiten Anlauf eins der Tiere auf der Seite liegend dem Heck und damit natürlich dem Ruder näherte. Man kann daraus den Eindruck gewinnen, dass es in das Ruder beißen wollte. Als es sich unmittelbar hinter dem Heck befand, explodiert der Knallkörper. Das Tier taucht daraufhin ab. Beide Tiere sind sofort verschwunden und wir konnten sie auch nicht mehr auftauchen sehen.
Bei unserer sofortigen Kontrolle entdecken wir einen beschädigten Bowdenzug (Steuerkabel), dessen inneres Kabel durch den äußeren Schutzmantel förmlich herausgesprengt wurde. Das Ruder ließ sich nur sehr schwer nach Steuerbord drehen. Wir informierten Tarifa Radio über UKW und steuerten ohne Hilfe zu benötigen Barbate an. In Barbate stellte sich dann heraus, dass sich bei dem zweiten Steuerkabel die aufgepresste Stubstange vom Steuerseil gelöst hatte. Daraufhin hatten sich die Drähte des Steuerseils innerhalb des Mantels aufgespreizt und das Seil in der Bewegung blockiert. Das war der Grund für die Schwergängigkeit des Ruders. Glücklicherweise hatten wir zwei Ersatz-Steuerkabel an Bord, so dass wir den Schaden in Barbate beheben konnten.“
Glück gehabt, kann man da nur sagen.
Momentan kommt es in Südspanien und der Straße von Gibraltar verstärkt zu Orca-Begegnungen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Schwerwale in den nächsten Wochen/Monaten wie in den vergangenen Jahren wieder an der spanisch-portugiesischen Küste weiter nach Norden ziehen.
Wer Orcas sichtet, eine Interaktion zu vermelden hat oder sich über Begegnungen informieren möchte, findet entsprechende Angaben auf folgenden Webseiten:
www.orcas.pt
www.orcaiberica.org
www.theca.org.uk/orcas
Weiter Informationen zur Orca-Begegnung der Mago-del-Sur gibt es auf ihrer Homepage.
Eine Linkliste zum Orca-Micro Seminar des TO ist hier verlinkt.
Trans-Ocean beschäftigt sich momentan intensiv mit dem Thema. Dazu sind wir mit Experten im Gespräch. Ein ausführlicher Bericht wird hier folgen.