Verstanden

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Mehr erfahren

News



 

In 222 Tage allein um den Globus? SY “Easy Living”

27. September 2013
img

image

© Cuxhavener Nachrichten vom 17. Sept. 2013

 

CUXHAVEN.

Offenes T-Shirt, Arbeitsschuhe, lange Haare, eine Hose mit jeder Menge Farbflecken. Wolfgang Schulze (49) ist nicht der typische Jachtsegler, wie man ihn auf einem Katamaran dieser Größe vermuten könnte. 15 Meter Länge und acht Meter Breite misst der solide Aluminium-Selbstbau, mit dem der Hamburger jetzt den Globus umrunden will.

Als wenn das nicht Abenteuer genug wäre, erklärt er am Montagmorgen dem Vorsitzenden der Cuxhavener Seglervereinigung Dr. Jan ….

Weiter auf LINK

Das Ende eines Unternehmens.

Log 7,7, 44°40'n , 010°28'w, cog 40° g f 990hpa, luft 20°, wasser 21°, tiefe 3954m, bewölkt, trocken, gute sicht, see 2m, wind 25kn aus 225°

eben wars noch sonnig, blauer himmel, blaues wasser, warm, 20/25kn wind. allerdings immer noch von vorn. kann nicht genug höhe machen und will deshalb auf die kreuzfock wechseln. beim hantieren am mast sehe ich, daß die umlenkrolle einer reffleine aufgebogen ist. andere sind angegriffen.

Die tatsache, das auch achtern schon verschiedentlich die reffleinen gebrochen sind, heißt, daß hier etwas überhaupt nicht hinhaut. zusammen mit den anderen vielen kleinen unerledigten baustellen treffe ich eine entscheidung:

Es ist aus. es hat widersetzlich angefangen, ist genauso weitergegangen und hört nicht auf. es läuft einfach nicht. steht unter keinem guten stern. deswegen liegt jetzt schweren herzens kurs 40° an.  Es tut mir leid.

Text und Fotos: Bernhard Jaeger

222 Tage hätten es werden sollen, 22 wurden es. Einmal rum, Einhand, Non Stopp war das Ziel. An der Nordspitze Spaniens aber war Schluss: Nicht seemännisches Unvermögen oder gar Leichtsinn war der Grund, sondern der berühmte Teufel, der oft im Detail steckt. Das Schiff selbst, ein solider Eigenbau aus Aluminium, war ordentlich konstruiert, lief hervorragend. Die Fehler waren “hinzugekauft“, steckten in Bauteilen und Zubehör, von dem man im Allgemeinen erwartet, dass es funktioniert und dass es einwandfrei ist. Zumal es eine ganze Menge Geld kostete und von namhaften Herstellern oder Lieferanten stammten. Ich will hier nicht ins Detail gehen, aber wenn z. B. ein Rigg so konstruiert ist, dass schon nach kurzer Zeit die Reffleinen ihren Dienst quittieren und Beschläge versagen, dann ist da sicher irgendetwas faul.

imageimageDie Entscheidung des Skippers fiel schwer, sie war aber richtig: Aufgeben und zurück, nur kein unnötiges Risiko eingehen. Egal was andere sagen werden, die Sicherheit des Schiffes und des Skippers waren wichtiger.

Im Jahr 2004 begann der Bau des knapp 15 Meter langen und 8 Meter breiten Katamarans. Zusammen mit Helfern flossen über 10.000 Baustunden in das 13,5 Tonnen verdrängende Schiff. Während der Bauzeit gab es kaum Zeit für Privates. Vieles wurde verschoben oder konnte einfach nicht erledigt werden. So gab es in der Nähe des Bauplatzes eine einladende Therme, in der sich der zukünftige Skipper gerne mal entspannt hätte. Aber aus dem geplanten Besuch wurde nie etwas. Jetzt aber, nach der Rückkehr, steht genau dieser Besuch an! Danach werden dann aber wieder die Ärmel aufgekrempelt um die Liste abzuarbeiten, die sich inzwischen gebildet hat.

Im September 2011 war die lang ersehnte Wasserung. Diverse Fahrten in Nord- und Ostsee führten u. a. auch nach Schottland. Als Krönung war eine Reise in die Karibik geplant, auch als Belohnung für den emsigsten Helfer beim Bau. Diese versprochene Reise wurde immer wieder verschoben, steht aber für den Spätsommer 2014 an. Sie wird voraussichtlich nicht Non Stopp verlaufen, sondern sicher in den einen oder anderen Hafen führen. So tat es Wolfgang z. B. sehr leid, dass er gleich zwei Mal kurz hintereinander an der englischen Küste entlang segelte, ohne dass er Gelegenheit hatte, in einem der gemütlichen Pubs einzukehren. Das wird er dann ganz sicher nachholen. Auch wird die Tatsache, dass er nicht wieder alleine fahren wird, dazu beitragen, dass er ordentlich schlafen kann. Während des Einhand-Törns gab es nur 12- minütige Schlafphasen, dann wieder Wache am AIS und Radar.

imageVor der Karibikreise sollte noch die nun abgebrochene Weltumsegelung stattfinden. Diese Reise darf man aber nicht als Traumerfüllung des Skippers sehen, sondern einfach als rein wirtschaftliches Kalkül. Hätte der Plan geklappt, wäre die EASY LIVING der erste Katamaran gewesen, der die Strecke Einhand Non Stopp gesegelt ist. Eine Tatsache, die sich wirtschaftlich ganz sicher ausgewirkt und einen Teil der Baukosten ersetzt hätte, berücksichtigt man die Einkünfte durch Herausgabe eines gedruckten Reiseberichts, die Einnahmen des zukünftigen Chartergeschäfts oder Sonstiges. Die Reise wäre sicher faszinierend gewesen, aber zu einer Traumerfüllung gehört mehr. “Ein Traum muss das Leben erfüllen“, so der Original-Ton vom Skipper.

Dienstagabend, 8. Oktober, geht es dann durch den NOK zurück nach Travemünde. Neben dem bereits erwähnten Besuch in der Therme wartet dort eine Menge Arbeit. Aber auch die Mutter freut sich schon auf das unverhoffte frühe Wiedersehen. Wohnen wird der Skipper auch im Winter auf dem Schiff. Ein gemütlicher Holzofen, der den Blick auf die Flammen zulässt, verspricht wohlige Wärme. Auch sonst ist das Schiff mit allem ausgerüstet, was für ein gemütliches Überwintern im Norden notwendig ist. Platz ist sowieso ausreichend vorhanden.

image

image

 

 

Ich wünsche Wolfgang Schulze viel Erfolg bei den Reparaturarbeiten und nächstes Jahr eine erfolgreiche Reise in die Karibik!

 

 

 

 

 

.


  Kommentare


Go to top