Verstanden

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Mehr erfahren

News

Sicherheit in der Karibik - Ein Bericht


 

Sicherheit in der Karibik - Ein Bericht

5. Mai 2016
img

Aufgrund der aktuellen Thematik "Sicherheit in der Karibik" möchten wir gerne unsere persönlichen Erfahrungen aus dieser Saison weitergeben. Natürlich wird auch hier das Thema "Kriminalität" heiß diskutiert und wir wurden schon mehrfach gefragt, ob man sich hier noch sicher fühlen kann. 

Wir sind Anfang Februar in der Karibik auf Martinique angekommen und bewegen uns seitdem auf den Windwards Islands hin und her, wobei wir insgesamt immer wieder überrascht sind, wie unterschiedlich die Mentalität der Einheimischen und somit die Gesamtsituation auf den jeweiligen Inseln ist. 

Martinique nimmt eine Sonderstellung ein. Martinique ist Europa. Es herrscht ein hoher Standard, Kriminalität spielt keine größere Rolle als zu Hause. Die Dinghis werden zwar am Steg angeschlossen, nachts schließt sich aber bis auf die ganz Übervorsichtigen niemand ein. Die Luken sind alle offen, der Niedergang meist auch. Es wurden keine Vorfälle während unseres Aufenthaltes bekannt. 

Dominica im Norden empfanden wir ebenfalls als vollkommen unproblematisch. Die Menschen dort begegnen einem überaus offen und freundlich, in der Hauptstadt Roseau herrscht eine fröhliche Stimmung. Jede Frage nach dem Weg oder anderen Gegebenheiten hat sofortige Hilfe jeglicher Art zur Folge. Selbst an den Markttagen, an denen es voller auf den Straßen ist, hatten wir keine Sorge den Fotoapparat auszupacken und den Rucksack auf der Schulter zu haben. 
In der nördlichen großen Ankerbucht setzte sich dieses Gefühl fort. Hilfsbereite und freundliche Boatboys "betreuen" die Schiffe, bei einem "Nein" wird freundlich gewinkt. Auch hier war nichts von Diebstählen oder Überfällen bekannt.

In St. Lucia weiter im Süden stellt sich die Situation schon etwas anders dar. Aufgehalten haben wir uns in der Marina in der Rodney Bay (Stromproblem), in der Marigot Bay und an der Mooringboje zwischen den Pitons im Süden. Abgesehen von der Marina, die bewacht und abgeschlossen ist, war die Stimmung von Seiten der Einheimischen schon etwas fordernder. Wir mussten darauf achten, nicht übers Ohr gehauen zu werden. Die Boatboys wahrten deutlich weniger Distanz. In Soufrière im Süden der Insel wurde eine unserer Kreditkarten im Automaten kopiert. Bekannt ist die Insel hier auch für Dinghidiebstähle. Dazu gab es ebenfalls in Soufrière kurz nach unserem Aufenthalt einen Überfall trotz Security. Wir waren deutlich vorsichtiger, als auf den anderen Inseln.

Den schwierigsten Eindruck hat St. Vincent bei uns hinterlassen. Wir waren fünf Tage vor dem Mord in der Wallilabou Bay und lagen dort ebenfalls mehrere Tage in der Bucht. Bereits beim Einlaufen hatten wir zum ersten Mal mit deutlich aggressiveren Boatboys Kontakt, die zum Teil zu mehreren das Schiff belagerten und einem auch einfach die Leinen aus der Hand nahmen. Wenn man nicht aufpasst, steigen sie auch ganz schnell ungefragt aufs Schiff. Nach einem Besuch der Hauptstadt Kingstown wuchs unser Unbehagen. Wir haben auf das Auspacken der Kamera verzichtet und hatten mehrfach das Gefühl, ganz genau taxiert zu werden. Bei einem Spaziergang wurde uns von fröhlich guckenden Kindern ein Stock von hinten in die Beine geworfen. Auf einer anderen Insel vielleicht als Kinderstreich bewertet, verdichtete sich unser Gesamtbild hier. Wirklich wohlgefühlt haben wir uns nicht, am Abend wurden zwar nicht alle Luken geschlossen, aber das Cockpit etwas besser aufgeräumt. Wir haben uns mehrfach gefragt, warum nachts von Land aus mit einer Taschenlampe in die Bucht in Richtung der Schiffe geleuchtet wird. Selbsternannte Aufpasser? Oder Beobachter, die überlegen, bei welchem Schiff sich der Einstieg lohnt? Wir haben trotzdem mit offenen Luken geschlafen, an dieser Stelle wahrscheinlich leichtsinnig, wie es sich ja kurz danach gezeigt hat.

Auf der dicht daneben liegenden Insel Bequia herrscht dagegen wieder eine eher freundliche Stimmung, obwohl auch hier in dieser Saison mal ein Dinghi, mal ein Rucksack verschwunden sind. Dennoch bemühen sich die Einheimischen um Touristen, wohl wissend, dass für sie von den Fremden ein Wirtschaftszweig abhängt. Eine Bewachung des Dinghistegs wurde eingerichtet. Begegnet man den Menschen freundlich, bekommt man auch Freundlichkeit zurück. Wir haben uns hier wohl gefühlt, obwohl wir wachsam waren. Ein ungutes Gefühl hatten wir auf Bequia nicht. 

Die weiter im Süden liegende Insel Mustique scheint der Hochsicherheitstrakt der südlichen Karibik zu sein. Aufgrund der Prominenz, die sich häufig auf der Insel aufhält, hat Mustique eine eigene gut funktionierende Securitiy. Kriminalität in jeglicher Form kommt dort nicht vor. 

Die weiter im Süden liegenden Inseln Union Island, Mayreau und die Tobago Cays haben wir ebenfalls als vollkommen unproblematisch erlebt. In Union Island, obwohl lebhaft und quirlig, schließt die Mehrzahl der Segler noch nicht einmal das Dinghi beim Landgang ab. Dies gilt auch für Mayreau und die Tobago Cays. Unter den Seglern herrscht ebenfalls eine entspannte Stimmung. Niemand, den wir gesprochen haben, hatte kritische Begegnungen oder hat irgendwelche Verluste zu beklagen. 

In Carriacou und Grenada setzt sich dieser positive Eindruck fort, auch hier haben wir bis jetzt nicht einmal das Gefühl gehabt, dass wir uns einschließen müssten. 

Die mediale Vernetzung innerhalb der Windward Islands trägt unserer Meinung nicht unerheblich zum vernünftigen Sicherheitsmanagement bei. Es existieren bei Facebook offene Gruppen, in denen jede Information zeitnah bekannt gegeben wird. Die morgendliche Funkrunde in den Grenadinen trägt jeden Vorfall - und sei es eine gerissene Mooringboje - sofort weiter. 

Nach unserem mittlerweile fast dreimonatigen Aufenthalt in diesem Gebiet können wir sagen, dass es sicherlich den Hotspot St.Lucia / St.Vincent in Bezug auf Kriminalität gibt. Wir sind trotzdem froh, auch diese Inseln besucht zu haben, denn sie haben neben dem Kriminalitätsproblem aufgrund der vorherrschenden Armut und Perspektivlosigkeit der meisten Einheimischen auch wunderschöne Seiten. Ob man diese Inseln anlaufen sollte, muss jeder für sich entscheiden. Wenn, würden wir zu vermehrter Aufmerksamkeit raten und vielleicht doch die eine oder andere Luke nachts schließen. 

Der gesamte übrige Bereich ist unserer Erfahrung nach unproblematisch und nicht gefährlicher als das Mittelmeer. Einbrüche gibt es überall auf der Welt, die größte Gefahr ging für uns von den Charterkatamaranen aus. Es ist ein wunderschönes Segelrevier mit warmherzigen und in der Mehrzahl offenen Menschen. Wir schlafen mit offenen Luken, ohne uns Sorgen zu machen. Auf jeden Fall ist die Region eine Reise wert und es herrscht nicht mehr Kriminalität als auf der Kölner Domplatte. 

 

Wer detailliertere Berichte über die einzelnen Inseln haben möchte, kann diese auf unserer Homepage www.sybalou.de nachlesen. 

Reiner Gassen, SY Balou

Fotos: Beate Eggers, Reiner Gassen


  Kommentare

Saint Vincent
Erstellt von Herbert am 08.05.2016 21:57:05
Mit etwas mulmigen Gefühl sind wir am 22. April 2016 in die Cumberland Bay auf Saint Vincent eingelaufen. Genau so wie in der eine Seemeile südlich gelegenen Wallalibou Bay war auch hier keine Yacht zu sehen. Es ruderte uns "The one and only", wie er sich später vorstellte, entgegen. Freundlich und professionell half er uns beim Ankermanöver und befestigte die Heckleine an der Uferpalme. Selbstverständlich waren die boat people auch gleich zur Stelle. Allerdings ohne jegliche Aggressivität zu zeigen. Das ganze Spektakel wurde von den Einheimischen von der Veranda der Mojito Bar aus beobachtet. Den Mojito - die Pfefferminze dafür wird frisch vom Hinterhof gepflückt - tranken wir dann abends. Und auch noch einen zweiten. Man hatte dafür extra für uns eine Tischdecke aufgelegt und Blümchen auf den Tisch gestellt. Damit war das Eis gebrochen. Dieses Sundowner-Ritual widerholten wir dann jeden Abend.

The one and only hat, auf unsere Bitte und zu einem anständigen Preis, am zweiten Aufenthaltstag eine mehrstündige Besichtigungsfahrt ins Inselinnere für uns organisiert. Beim Zurückkommen lagen dann auch schon 6 Yachten in der Bucht.

Benny, der ein Restaurant in der Cumberland Bay betreibt und hauptsächlich Farmer ist, hat uns nach dem Essen zum Abschied eine Ananas mit auf den Weg gegeben.

Unsere Tanks haben wir preiswert mit bestem Wasser von der Insel aufgefüllt.

Beim Auslaufen nach drei Tagen Aufenthalt hat man uns gebeten doch wieder zu kommen.

Fazit: Ein unvergesslicher Besuch, bei dem wir uns, nach anfänglichen Bedenken, auch immer sicher gefühlt haben.

Zum Thema aktuelle Sicherheit auf Saint Vincent würde ich aber auch gerne die Meinung/Ratschläge der dortigen TO-Stützpunktleiter hören. Möglicherweise können auch die übrigen TO-Stützpunktleiter in der Karibik etwas zur Sicherheitslage berichten


zurück
Go to top