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TO fragt, Susanne antwortet. Runde 3


 

TO fragt, Susanne antwortet. Runde 3

9. Juli 2020
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Schon seit ein paar Wochen ist unsere Vereinskameradin Susanne Huber Curphey mit ihrem Boot Nehaj auf einer Werft in den Niederlanden. Hier können die gravierenden Schäden am Rumpf wohl am besten repariert werden – unter Tatkräftiger Mitwirkung von Susanne!

Frage 6:

Welche Bedeutung hat für Dich die Rumpfform und das Material, aus dem Nehaj gebaut ist?

Antwort 6:

Die Rumpfform des Langkielers in seiner absoluten Festigkeit ist für mich ausschlaggebend, außerdem bleiben dabei das Ruderblatt und der Propeller bei einer Kollision, Grundberührung oder auch im Eis gut geschützt. Meiner Meinung nach ist Aluminium das perfekte Material für einen Bootsrumpf.
Mein Boot hat nur aus diesen beiden Gründen überlebt und ich bin keineswegs stolz darauf dies bei der schlimmen Strandung in Reunion Island vor knapp einem Jahr bewiesen zu haben. Es besteht kein Zweifel daran, dass ein Finnkiel und ein frei stehendes Ruderblatt abgebrochen wären und Totalschaden entstanden wäre. Das Metall des schwer gebauten Aluminiumrumpfes konnte sich unglaublich verformen ohne zu brechen oder ein Leck zu schlagen, keine einzige kritische Schweißnaht brach!
Auf meinen Wunsch hin werden viele Dellen über und unterhalb der Wasserlinie bleiben. Wichtig ist mir dass Nehaj mit den größeren Spanten (T-Profile 60x60x6 mm im Abstand von 40 cm) nun stärker als original ist, während mir die Optik und verbleibende Narben nicht so wichtig sind. Dazu braucht eine gute Alulegierung keine Farbe und null Unterhaltsarbeiten. Ein Freund sagte kürzlich Alu ist sehr zäh, vielleicht färbt dies sogar ein wenig ab?

Frage 7:

Was ist Dir wichtiger: Eine schnelle Reise oder das Material zu schonen?

Antwort 7:

Geschwindigkeit ist nicht meine Priorität, dennoch segelte Nehaj während der 'Longue Route' (LR) in der Hälfte dieser 35 Wochen auf See jeweils über Tausend Seemeilen, bei einem Gesamtschnitt von 5,5 Knoten. Nehaj hat keine Rollfock und ein normales Bindereff im Groß mit kurzen Segellatten. Ich werde ein Reff immer eher zu früh als zu spät einbinden, aber die eigentliche Segeldisziplin bedeutet für mich nach Starkwind die Segelfläche auch bald wieder zu vergrößern, immerhin segelte ich ein virtuelles Rennen gegen Bernard Moitessier.
Material zu schonen ist mir sehr wichtig. Ich achte auf Verschleiß und kleine Reparaturen werden sofort erledigt. Oft denke ich jedoch, mehr 'mit den Ohren als mit den Augen' zu segeln denn Nehaj 'sagt' mir wenn etwas nicht stimmt und jedem ungewohnten Geräusch gehe ich auf den Grund. Bei Sturm bringe ich den 'Jordan Series Drogue' aus, den ich als meine Lebensversicherung betrachte. Dabei wird die Geschwindigkeit auf sichere 2 ½ Knoten reduziert, das Boot kann dann nicht mehr ins surfen geraten, und seitlich oder über den Bug durchkentern. Während der LR lag Nehaj 168 Stunden lang vor diesem Drogue, was mich in der Summe sicherlich einige Tage kostete.

Frage 8:

Gibt es einen Tipp bezüglich Segelfläche, Segelstellung und Ruderdruck?

Antwort 8:

Jedes Boot hat seine Eigenarten und Vorlieben, also gibt es dazu keinen generellen Tipp. Ich würde die Segelfläche 'angenehm' wählen und die Segelstellung dem Wind anpassen. Auf Vorwindkursen scheue ich mich nicht davor die Vorsegel auszubaumen. Ruderdruck kenne ich nicht, vielleicht auch deshalb weil 'Miss Aries' sich darum kümmert?

 

Frage 9:

Hattest Du schon jemals Probleme mit dem Ruder, die nicht durch Berührungen mit anderen Gegenständen (Treibgut o.ä.) entstanden sind?

Antwort 9:

Ohne Fremdeinwirkung sollte es in der Ruderanlage keine Probleme geben, zudem hat Nehaj eine Pinne und somit keinen Quadranten, Steuerseile, Umlenkblöcke oder Steuersäule. Das Ruderblatt von Nehaj (ein 80 mm starkes Stevenrohr aus massivem Alu, das am Ende des Kiels auf einem festen Ruderschuh sitzt) hat die unglaubliche Strandung ohne jeglichen Schaden überstanden, obwohl es schwere Einschläge bis hoch zur Wasserlinie bekam und der Propeller dabei zerschlagen wurde. Über leichtes Treibgut oder dicke Teppiche von Seegras, Markierungen von Fischernetzen oder auch loses Eis segle ich ohne mir Sorgen zu machen, denn alles 'rutscht unter Kiel und Ruder durch'. Einige Male wurde dann allerdings der Überlastschutz des Ruderblattes von 'Miss Aries' ausgelöst.

Frage 10:

Sicherlich würde es unsere Segelkameraden auch interessieren, welche Pläne Du für die "nach Werft Zeit" hast - aber vermutlich magst Du dazu nichts sagen...?

Antwort 10:

Die Reparatur bei 'Koopmans Kasko' in Sneek war ein Erfolg und ich bin absolut zufrieden. Die Werft hat sehr gründlich aber auch schnell gearbeitet, wobei ich viel mithelfen durfte. Nehaj in Eigenarbeit wieder fit zu bekommen wird mich noch einige Zeit beschäftigen. Das Schöne am 'Einhandbootsbau' ist dass ich so arbeiten kann wie ich will. Ich bin zwar gründlich, will mich aber nicht in Details verirren und weil es 'nur für mich' ist braucht mich ein Urteil ob es nun funktional oder auch schön ist nicht zu kümmern. Oft zählt viel mehr was unter der Fassade bzw. der Verkleidung steckt, wie z.B. eine 60 mm Isolierung die ich momentan einbringe....
Viele meiner bisherigen Reisen ergaben sich eher von selbst als dass sie lange geplant waren, also werde ich erst mal abwarten.

Ich bin über das 'Happy End' der Strandung sehr glücklich.


Soweit Susannes Antworten auf unsere Fragen. Wir denken, Susanne kann nicht nur sehr glücklich sein, sondern auch sehr stolz: Auf ihre seglerische Leistungen vor der Strandung, aber auch auf die der langen Rückreise mit einem beschädigten Boot. Und erst Recht auf die solide Reparatur von Nehaj. Gut gemacht Susanne, sehr gut!

Wer Teil 1 oder Teil 2 der Fragerunde übersehen hat findet die Beiträge hier in unserem News-Archiv:

Peter.

 


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