Verstanden

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Mehr erfahren

Trans-Ocean Foren

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsbedingungen.
Hier finden Sie die aktuellsten Beiträge
vorherigevorherige Go to previous topic
weiterweiter Go to next topic
letzter Beitrag 24.05.24 um 08:30 von  Tarek-Restless
Orca
 2 Antworten
sortieren:
Sie sind nicht berechtigt, eine Antwort zu verfassen.
Autor Nachrichten
FabianEder Segler Segler Posts:6
--
19.05.24 um 14:46

    Hallo zusammen. Wir hatten vor 3 Tagen Orca Kontakt ca 30 sm westlich von Lissabon. Ich habe in Vorbereitung auf den Törn, wissend, dass ich durch solches Gebiet segeln werde, mich intensiv damit auseinander gesetzt. Da ich im Vorfeld auch hier nachgelesen habe, und einiges - naja "Fragwürdiges" - zu dem thema fand, möchte ich meine Erfahrung mit Euch teilen. 

    Die Tiere waren unmittelbar neben dem Rumpf, haben uns aber in Ruhe gelassen. Ich habe diese Taktik angewandt: 

    1.) Die Durchfahrt des Gebietes für Tageslicht Stunden geplant.

    2.) Windruder ausgehängt.

    3.) Sicherheitsausrüstung kontrolliert, Epirb gecheckt, Rettungsinsel usw. Für alle: Westen, Lifebelts.

    4.) 3 Crew Mitglieder hatten jeweils einen Sektor zu überwachen "Permanent Sharp look out". 4. Crewmitglied für alles andere zuständig. Aufgaben glasklar zuweisen! 
    -> Daher haben wir die Tiere früh in einer Entfernung von 200-30 Metern geortet (Wasserauswurf). Sie kamen aus achtern. 

    5.) Nach Sichtung: Fahrt stoppen, Boot in "treibendes Gut" verwandeln. Wir haben die 4 Mann Crew so eingeteilt: 
    1. Mann immer Auge auf Orcas - ein Arm zeigt in Richtung der Tiere (wie bei MOB) 
    2. Mann - Segel Weg.
    3. Mann Motor aus und Ruder auf.
    4. Mann Funkinfo an Traffic Control Lissabon, dass wir treiben und Orca Kontakt abwarten. 

    6.) Volle Konzentration auf das Ereignis = Keine Handys, keine Fotos, keine Ablenkung. 

    7.) Absolute Ruhe an Bord. Kein Schreien, Brüllen, Lärm und Hektik vermeiden. 

    Die Tiere kamen ganz nahe. nach einigen Minuten, die sie uns umrundet haben, haben sie sich verzogen.

    15 Sekunden nachdem der Motor wieder gestartet wurde, sahen wir eine Orca-Flosse in 150 Meter Entfernung mit Höchstgeschwindigkeit auf uns zu rasen. Motor sofort wieder aus. - genau dieselbe Prozedur wie vorher. Das Tier hat nach weiteren 10 Minuten das Interesse verloren. Wir haben länger zugewartet und sind dann unter Fock leise weg, immer mit Sharp Look Out (Bis in die Einfahrt Tejo) 

    Es war ein unglaubliche, aber auch beeindruckende Begegnung. Wir haben keinerlei Aggression verspürt, waren angespannt, klar, aber niemand hatte Angst. Die Tiere haben das Boot nicht mal berührt.

    Was ich gelernt habe, ist, dass die Chance am größten ist, wenn ihr die Tiere rechtzeitig seht. Wenn sie erst mal gegen den Rumpf hämmern, ist es zu spät. Ein wirklich wachsamer rundum-Ausguck ist das um und auf. Danach das Boot stoppen. An herumtreibenden Sachen scheinen sie kein Interesse zu haben.  Jede direkte Interaktion - Geräusche, Sand, Auf Stangen Schlagen usw. reizt die Tiere (logischerweise). Es ist wie mit Geißbock auf der Alm: Wenn er auf Dich zurennt, setz Dich hin und beweg Dich nicht. Wenn Du wegrennst, oder ihn verscheuchen willst, verlierst Du. 
    Je kleiner die Crew, desto schwieriger, weil Du sie aus den Augen verlierst oder zu spät siehst. 
    Undisziplinierte Crew ist (no-na) gefährlicher als der Orca.  
    In der Nacht hast Du keine Chance, weil Du sie nicht siehst, sondern erst merkst, wenn sie da sind. 

    Orcas sind Tiere, wie alle anderen auch. Sie suchen Futter. Menschen und Yachten gehören nicht dazu. 

    Ist das ein Allheilmittel? Weiss ich nicht. Ich habe mich zu der Taktik entschieden, weil ich bei allem, was ich darüber gelsen habe, erkannte, dass sie die erfolgreichste ist. Yachten, die sich so verhalten haben, sind, nach dem was ich fand, nie gesunken oder schwer beschädigt worden.
    Wenn Du in einem Gebiet bist, wo Du nicht mit Orcas rechnest, also nicht darauf vorbereitet bist, hast Du ein Problem. Aber auch dann würde ich - speziell nach dieser beeindruckenden Erfahrung - genauso reagieren: Das Boot möglichst rasch in ein möglichst geräuschloses, treibendes Gut verwandeln.  

    Fair winds und ne handbreit!

    Fabian 

    FE - "Europa"
    Knut Skipper Skipper Posts:43
    --
    20.05.24 um 10:28

    Moin,

    wir freuen uns sehr, dass hier endlich mal jemand eine nicht agressive Variante des Umganges mit der Situation ausprobiert hat. Und dann noch mit Erfolg! Glückwunsch verbunden mit der Hoffnung, dass dies mehr Nachahmer findet, damit diese Tiere nicht weiter durch Segler gefährdet werden. Denn in diese Richtung darf auch gedacht werden. Letztendlich ist der iberische Orca stark vom Aussterben bedroht. Wollen wir als Seglercommunity wirklich dazu beitragen?

    Viele Grüße, allerseits, Knut und Bianka SY Habiby - Gran Canaria

     

    Tarek-Restless Leichtmatrose Leichtmatrose Posts:1
    --
    24.05.24 um 08:30

    Hallo, danke für Deinen beindruckenden Bericht ...  ich werde demnächst da unterwegs sein ...  und weiß selber noch nicht was ich tun werde.....  Treibgut .. ja .. klingt gut ... aber was hättest Du gemacht wenn die plötzlich tatsächlich auf Dein Ruder losgehen? Um das geht es ja ...    hättet Ihr Euch weiter ruhig verhalten?

     

    Die Forscher raten indes zu einer anderen Taktik ... so schnell wie möglich weg aus der Zone wo die Orcas gerade sind ...  weil die wohl in einem Radius von 2 km fressen ....      wie siehst Du das:

     https://floatmagazin.de/leute/ist-d...geloest/2/

     

    fair winds..

     

    tarek

    SY RESLTESS

    Sie sind nicht berechtigt, eine Antwort zu verfassen.


    Go to top